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Die Frau aus Alexandria

Die Frau aus Alexandria

Titel: Die Frau aus Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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auf ihrer Bank hin und her.
    Der Ankläger sprang auf. »Mylord, die Auffassung meines gelehrten Freundes von Dramatik unterscheidet sich grundlegend von der meinen. Noch nie im Leben habe ich etwas so unsagbar Ödes gehört. Welche Bedeutung kann es haben, ob dieser ... Herr ... mit Miss Sacharis Diener die Zeit verplaudert hat oder nicht?«
    »Ich habe mit meinen Fragen lediglich festgestellt, dass Mr Pitt imstande ist, Tariq El Abd zu identifizieren, Mylord«, sagte Markham mit dem Ausdruck gekränkter Unschuld. Dann wandte er sich, ohne auf die Entscheidung des Richters zu warten, wieder an Pitt. »Wo haben Sie ihn gesehen, Mr Pitt, und wann?«
    »Im Leichenschauhaus«, erwiderte Pitt. »Gestern.«
    Man hörte förmlich, wie viele der Anwesenden den Atem anhielten.
    Der Richter beugte sich vor und fragte verärgert und mit finsterer Miene: »Wollen Sie damit sagen, dass er tot ist, Mr Pitt?«
    »Ja, Mylord.«
    »Und was ist die Ursache seines Todes?«
    Der Ankläger erhob sich. »Mylord, Mr Pitt hat keinerlei Nachweis medizinischer Kenntnisse geliefert. Er ist nicht befähigt, eine Aussage über die Todesursache zu machen.«
    Der Richter wies den Einspruch zurück, doch war ihm klar, dass er das Argument nicht widerlegen konnte. Nach einem wütenden Blick auf den Vertreter der Anklage wandte er sich wieder Pitt zu. »Wo hat man den Mann gefunden?«
    »Nach Auskunft der Wasserschutzpolizei unter der London Bridge. Erhängt«, gab Pitt zur Antwort.
    »Selbstmord?«, bellte der Richter.
    »Ich bin nicht befähigt, darüber eine Aussage zu machen«, erwiderte Pitt.
    Einen Augenblick lang herrschte völliges Schweigen, dann erhob sich ein nervöses Kichern.
    Mit eisiger Miene sah der Richter zu Markham hin. »Sofern der Tod des Mannes etwas mit Ihrem Fall zu tun hat, sollten Sie fortfahren«, sagte er mit kaum verhülltem Groll. Sein Gesicht war gerötet. Er würde es Pitt nie vergessen, dass er die Anwesenden auf seine Kosten zum Lachen gebracht hatte.
    »Gewiss, Mylord«, sagte Markham voller Energie. »Ich kann zwar nicht beweisen, dass es sich bei Tariq El Abds Tod um Selbstmord handelt, mir aber auch keine Möglichkeit denken, wie jemand zufällig mit einem Strick um den Hals unter einem der Bogen der London Bridge hängen könnte. Ich bin überzeugt, dass jedes beliebige aus zwölf ehrbaren Männern zusammengesetzte Schwurgericht im Lichte der möglichen Verantwortung dieses Mannes für den Tod von Leutnant Edwin Lovat mehr als einen begründeten Zweifel an der Täterschaft meiner Mandanten hegen wird. El Abd hatte jederzeit Zugang zu der Waffe, mit der Leutnant Lovat getötet wurde. Es war seine Aufgabe, sie zu reinigen! Und er hatte auf jeden Fall Gelegenheit, sie zum fraglichen Zeitpunkt und am fraglichen Ort zu benutzen. Die Gerechtigkeit, ja sogar die Vernunft, gebietet, dass Sie ihn für schuldig befinden! Sein Tod, der nahezu mit Sicherheit durch seine eigene Hand erfolgt ist, würde jede andere Möglichkeit als widersinnig erscheinen lassen.«
    Schon war der Ankläger auf den Beinen und rief mit empörter Stimme: »Nicht der Diener der Angeklagten wollte die Leiche beiseite schaffen! Sollte sie Lovat nicht getötet haben – warum hat man sie dann im Garten bei der auf einer Schubkarre liegenden Leiche gefunden? So handelt keine Frau, die schuldlos ist.«
    »So handelt eine Frau, die Angst hat«, hielt Markham sogleich dagegen. »Falls Sie einen Ermordeten sähen, neben dem Ihre
eigene Waffe liegt, würden Sie da nicht auch versuchen, beide zu verstecken?«
    »Ich würde die Polizei rufen!«, gab der Ankläger zurück.
    »In einem fremden Land?«, höhnte Markham. »Wollen Sie sagen, dass Sie als Angehöriger einer anderen Rasse mit einer anderen Kultur, als jemand, der eine andere Sprache spricht, so großes Vertrauen in die dortige Justiz hätten?« Er sprach nicht weiter. Die Gesichter der Geschworenen zeigten ihm, dass sie ihn verstanden hatten.
    Mit weit ausgebreiteten Armen wandte sich der Ankläger dem Richter zu. »Aber warum, Mylord? Welchen Grund könnte ein ägyptischer Diener haben, mitten in London einen englischen Diplomaten zu ermorden?«
    Auf der Galerie entstand Unruhe. Ein elegant gekleideter schlanker Mann mit scharf geschnittenen Zügen hatte sich erhoben. Pitt war wie vom Donner gerührt. Trenchard! Vermutlich hatte er Heimaturlaub.
    »Mylord«, sagte der Mann mit Hochachtung in der Stimme. »Ich heiße Alan Trenchard und bin im britischen Konsulat in Alexandria tätig. Ich

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