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Die Frau aus Flandern - eine Liebe im Dritten Reich

Die Frau aus Flandern - eine Liebe im Dritten Reich

Titel: Die Frau aus Flandern - eine Liebe im Dritten Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Seidert
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BerlinHitler sehr nah gewesen, »seine Augen waren sehr speziell«, sagte er, »wenn er gesagt hätte, töte den oder den, ich hätte das gemacht.« Darüber war er sehr erschrocken. Während unseres Gesprächs in Antwerpen fragte ich Renée, ob sie selbst mit den Weißen Brigaden in Berührung gekommen war oder unter der Verfolgung als Kollaborateurin zu leiden hatte, schließlich nutzte auch in Belgien so mancher die Widerstandsgruppen nach dem Krieg zur Begleichung privater Rechnungen.
    »Nein, ich habe nie Ärger damit gehabt.« Dann erwähnte Renée so etwas wie »becke« (flämisch für Teer von der Straße), was ich zuerst nicht verstand, bis sie fortfuhr: »Es war speziell, wie soll ich sagen, wenn sie einen nicht mochten, dann wurde das fantasiert. Meine Freundin saß im Zoo, wo all die gefährlichen Tiere geschlachtet waren und gegessen, die anderen waren übrigens noch da. Meine Freundin Ida war festgenommen, sie saß im Löwenkäfig.« Renée lacht, als sie das erzählt, im Nachhinein ist so etwas immer eine gute Anekdote: »Ida war da drinnen im Löwenkäfig mit vielen anderen. Und Ida erzählte später, sie bekam keine Luft und hat sich solange gedreht und gemacht, bis sie ans Gitter kam. Und davor stand einer, der war von den Weißen Brigaden, der kannte sie und sagte: ›Aber Ida, was machst du da?‹ ›Ja‹, sagt sie, ›frage mal.‹ Er sagte: ›Oh nei, ne.‹ Er ist dann hereingekommen und dann durfte sie in der Küche stehen. Da war sie wenigstens aus dem Löwenkäfig heraus. Und drei Tage später war sie entlassen. Nachher hat der Mann, ich kenne den nicht, aber der hat herausgefunden, wer sie angezeigt hat. Und das war eine Friseurin gewesen, eine Kollegin von Ida, die eifersüchtig war auf Idas gute Kontakte zu den reichen Kundinnen in ihrem Salon. Am Ende kam sie vor Gericht, denn es war eine falsche Angabe gewesen und der Chef hat sie sofort entlassen.«
    In Belgien wurden Tausende wegen Kollaboration vor Gericht gestellt, Einzelne auf der Straße erschossen. Jeder fünfte Flame wurde nach dem Krieg mit einem Verfahren wegen Kollaboration überzogen, viele ihrer bürgerlichen Ehrenrechte beraubt. Im deutschbelgischen Grenzgebiet war etwa jeder zweite arbeitsfähige Mann von Voruntersuchungen der Kriegsgerichte betroffen. »Ich muss sagen, speziell in den Städten mochte ich die Atmosphäre nicht. Mein Bruder sagte einmal, da war ich schon ein paar Wochen zuhause,eigentlich ist es gut, dass du so spät gekommen bist, weil jeder, der für Deutsche gearbeitet hat, besonders die Frauen, dass die dachten, dass sie etwas zu tun hatten mit einem Deutschen, denen wurden die Haare geschnitten. Das war schrecklich. Und die Weißen Brigaden waren überhaupt nicht gut darauf zu sprechen.« Renée glaubte sich zu erinnern, dass Adys Eltern nach dem Krieg öfter die Adresse wechseln mussten, weil ihre Tochter für die Deutschen gearbeitet hatte. Später erwähnte auch Albert, Jupps Neffe, so etwas, allerdings war der Auslöser hier ein anderer, weil Ady einen Deutschen geheiratet hätte. Für die Wohnungswechsel fand ich allerdings keine Belege, sie zogen, soweit mir bekannt geworden ist, nur einmal um.
    Kollaboration und Widerstand während der Besatzung sind in Belgien nach wie vor heikle Themen, die immer wieder ausgegraben werden, wenn es politisch in den Kram passt. Das liegt nicht allein an den anhaltenden Spannungen zwischen Flamen und Wallonen. Nach dem Krieg beschuldigte die französischsprachige Oberschicht vor allem die niederländischsprachigen Flamen, allzu gerne mit den Deutschen zusammengearbeitet zu haben. Später erst wurde das Bild zurechtgerückt: das Klischee – Wallonen leisteten Widerstand, Flamen kollaborierten – sei nicht zu halten, sagen die Historiker. Keine Seite war ausschließlich weiß oder schwarz, auf beiden Seiten hatte es alles gegeben: mutige Widerständler, stille Mitläufer, willfährige Sympathisanten und aktive Täter.
    Nach dem Krieg »entdeckten wir, dass jeder ein belgischer Patriot gewesen war«, spottete der Schriftsteller Hugo Claus.
    Renée mochte die aufgeladene Stimmung nicht, sie wollte am liebsten wieder weg aus Belgien. Durch eine ehemalige Schulkameradin erfuhr sie, dass die Britische Zensurbehörde Leute suchte – für ihre Arbeit in Deutschland. »Das war meine Gelegenheit, nach Bonn zu gehen. In July 1945 I did a test by the British Office and went, after a schooling in Brugges for 6 weeks, in September 1945 back to Germany – to Bonn – at

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