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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ihren Geheimnissen nicht teilhaben
     lassen wollte. »Hermut ist nun aufgebrochen, um die Söhne aus Pannonien zurückzuholen.«
    Thusnelda sah ihre Magd erstaunt an. »Von wem hast du das erfahren?«
    Inaja sah nicht auf, als sie antwortete: »Von Hermut selbst.«
    »Du kennst ihn?«
    Inaja nickte. »Sein Weg führt oft an der Eresburg vorbei. Und Ihr wisst ja, Herrin, dass Euer Vater mich gelegentlich zur
     Arbeit aufs Feld schickt.«
    Über Thusneldas Gesicht ging ein Lächeln. »Und dann hat Hermut angehalten, um mit dir zu plaudern?«
    Inaja wurde rot. »Nur, wenn die Fürstensöhne nicht bei ihm waren.«
    |36| »Die hast du auch gelegentlich gesehen?«
    Inajas Hände wurden immer flinker, immer hastiger, trotzdem webte sie wesentlich akkurater als ihre Herrin. »Nachdem sie römische
     Offiziere geworden waren, sind sie zwei- oder dreimal in der Heimat zu Besuch gewesen.«
    »Ja, davon habe ich gehört.« Thusneldas Augen blickten verträumt. »Aber begegnet bin ich ihnen nie. Arminius und Flavus waren
     noch Kinder, als ich sie zum letzten Mal sah. Damals hießen sie noch Irmin und Sigwulf.« Thusnelda lachte. »Und ich war ein
     kleines Mädchen, dem sie keine Beachtung schenkten.«
    Inaja warf ihrer Herrin einen anerkennenden Blick zu. »Das dürfte sich ändern, wenn Ihr die Brüder bei Segimers Beisetzung
     wiederseht.«
    Thusnelda hielt es plötzlich nicht mehr auf ihrem Schemel. Sie ging zur Feuerstelle und wies Amma an, Wasser vom Brunnen zu
     holen. Als sie weitersprach, blieb sie dort stehen, schloss die Distanz zu Inaja nicht wieder, die ihr plötzlich zu einem
     Bedürfnis geworden war. Sie war Inajas Herrin, es ging nicht an, dass ihre Dienstmagd etwas wusste, auf das sie, die Tochter
     des Fürsten Segestes, neugierig war.
    »Dieser Hermut gefällt dir wohl?«, fragte Thusnelda, griff nach einem Schürhaken und stocherte in der Glut des Herdes herum.
    »Ich gefalle ihm«, korrigierte Inaja und warf ihrer Herrin einen unsicheren Blick zu. »Aber Ihr wisst ja – ich will keinen
     Mann, der nicht dort lebt, wo Ihr lebt.«
    Dieser Satz war Thusnelda genug, um die Distanz zu ihrer Magd wieder aufzugeben. »Ist Hermut ein Bauer?«, fragte sie, nachdem
     sie sich wieder an Inajas Seite vor dem Webstuhl niedergelassen hatte.
    Inaja schüttelte den Kopf. »Der Sohn eines Bauern ist er und eben auch Arminius’ bester Freund. Er wurde Arminius mitgegeben
     nach Rom, als die beiden Fürstensöhne zu römischen Offizieren ausgebildet werden sollten. Hermut war Arminius’ |37| Diener, aber auch ein Krieger wie Arminius selbst. Er hat an seiner Seite manches Gefecht überstanden. Und die beiden haben
     sich gegenseitig mehr als einmal das Leben gerettet.«
    »Und wie kommt es«, fragte Thusnelda spöttisch, »dass Hermut so viel Zeit hatte, dir seine Lebensgeschichte zu erzählen?«
    Aber Inaja ließ sich nicht einschüchtern. »Weil er beim ersten Pannonienaufstand schwer verletzt wurde. Arminius hat ihn nach
     Hause geschickt. Mit einem Händler ist er heimgekommen und in der Teutoburg gesundgepflegt worden. Es ist ein großes Glück,
     dass Hermut nach Pannonien reiten kann, um Arminius und Flavus ans Sterbebett ihres Vaters zu rufen.«
    »Wird der Kaiser die beiden überhaupt gehen lassen?«, überlegte Thusnelda.
    Inaja legte die Spindel zu Seite. »Wie es scheint, hat Arminius am römischen Hofe einen guten Ruf.«
    »Sagt das Hermut?«, fragte Thusnelda spöttisch.
    »Ja!«, kam es trotzig von Inaja zurück. »Und er sagt auch, dass die edelsten Römerinnen ganz verrückt auf Arminius’ blonde
     Locken sind.« Inaja nahm wieder die Spindel zur Hand. »Ich habe die Brüder dreimal von weitem gesehen. Zwei wirkliche Helden!
     Ich glaube, sie sind schöner als alle anderen Fürsten im Cheruskerland.«
    »Schöner als Aristan, willst du mir sagen?« Thusnelda fühlte plötzlich eine tiefe Traurigkeit in sich aufsteigen, die sie
     im Nu ausfüllte und ihr das Herz abdrückte.
    »Arminius wäre Euch ebenbürtig«, flüsterte Inaja. »Nicht weniger als Fürst Aristan.«
    Thusnelda schüttelte die Traurigkeit aus ihrem Körper, indem sie zu lachen begann. »Ich weiß schon, was du willst, Inaja!
     Du möchtest, dass mein Vater es sich anders überlegt und mich Arminius zur Frau gibt, damit du mit mir in die Teutoburg ziehen
     darfst. Dann kannst du Hermut heiraten und trotzdem meine Dienstmagd bleiben. Habe ich dich durchschaut?«
    Thusnelda lachte und wartete darauf, dass Inaja endlich |38| schuldbewusst

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