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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nickte und mitlachte. Aber sie wurde bald wieder ernst, weil Inaja einfach keine Zustimmung abzuringen war.
     Unbewegt sah die Magd auf ihre Arbeit und schien mit ihren Gedanken weit weg zu sein.

2.
    S everina ließ sich vor ihrem Schminktisch nieder, auf dem eine große hölzerne Schmuck- und Schminkschatulle stand, in deren
     Deckel ein Perlmutt-Mosaik eingelassen war. Mehrere Öl- und Parfümflaschen standen daneben, ein breiter Kamm lag bereit, bronzene
     Geräte zur Nagelpflege waren exakt nebeneinander angeordnet. Severina lehnte sich zurück und schloss die Augen. Noch immer
     wollte sich nicht die Befriedigung einstellen, die Sättigung nach einer langen Liebesnacht, die süße Schwäche in den Gliedern
     und die Kraft in der Nähe des Herzens. Als sie Arminius über sich gezogen hatte, war sie sich wie eine Siegerin vorgekommen,
     aber schon als er neben ihr einschlief, entstand die Ahnung in ihr, dass sie einen Sieg errungen hatte, für den sich kein
     Kampf lohnte. Eine Kapitulation, weil es auf den Sieg nicht ankam, ein Strecken der Waffen, die sowieso nichts taugten. Und
     als Arminius seinem Bruder gefolgt war, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen, hatte sie sich wie eine Verliererin gefühlt
     – zum ersten Mal in ihrem Leben.
    Sie schlug einer Sklavin den Kamm aus der Hand. »Die Frisur hat Zeit. Kümmere dich um meine Zähne!«
    Die Sklavin verbeugte sich ängstlich und holte eilig zwei weitere Sklavinnen herbei, die alles zusammentrugen, was für die
     Zahnpflege ihrer Herrin benötigt wurde. Obwohl Severina verlangte, dass das Mundwasser vor ihren Augen angerührt wurde, sah
     sie nicht zu, als die Sklavinnen den Urin ihrer Herrin, von dem Gaviana täglich etwas für Severinas Mundwasser abzuschöpfen
     hatte, mit zerstoßenem Horn, Natron, Eselsmilch, |39| Hasenkopfasche und Bimsstein verrührten. Eine Küchensklavin brachte das wohlschmeckende Harz des Mastixbaums herbei, das Severina
     nach dem Gurgeln gern kaute, um einen frischen Atem zu bekommen. Eine andere kam mit Zahnstochern, die aus Mastixholz gefertigt
     waren, weil Severina die silbernen Zahnstocher ablehnte, die in vornehmen Häusern üblich waren. Die Sklavinnen beobachteten
     die Reaktionen ihrer Herrin genau, während sie Severinas Zähne mit einem Zahnpulver einrieben, das auf der Basis von Natron
     hergestellt worden war. Oft wurde Severina die Pflege ihrer Zähne, die sie selbst angeordnet hatte, schnell lästig, und sie
     schlug unvermittelt die Hände weg, die sich um sie bemühten.
    Von ihrer Hauptsklavin Gaviana ließ sie sich Kissen in den Rücken schieben und das Haar zurückkämmen, und immer noch öffnete
     sie ihre Augen nicht. Gut ein Dutzend Sklavinnen waren es mittlerweile, die um sie herumstanden, bemüht, ihre Wünsche zu erahnen.
     Als kein einziger über Severinas Lippen kam, fragte Gaviana, die sich am wenigsten vor ihrer Herrin fürchtete: »Soll ich Eure
     Fingernägel neu bemalen?«
    Severina streckte Gaviana als Antwort die Hände hin. Aber bevor ihre Hauptsklavin sie ergreifen konnte, ertönte von der Tür
     eine Stimme: »Lasst mich mit eurer Herrin allein.«
    Severina öffnete die Augen nicht. »Schickt dich mein Bruder, Agrippina? Dann sag ihm, er soll sich aus meinen Angelegenheiten
     heraushalten.«
    Sie hörte, dass ihre Schwägerin sich auf einem der niedrigen Diwane niederließ, von denen es mehrere in ihrem Schlafzimmer
     gab. Agrippina war eine leibliche Enkelin von Kaiser Augustus, während Severina sich nur so nennen durfte, weil ihr verstorbener
     Vater Drusus der Bruder von Tiberius war, den Augustus adoptiert hatte, damit er einmal sein Nachfolger wurde. Agrippina aber
     war das Kind von Augustus’ Tochter Julia, die er in die Verbannung geschickt hatte, weil sie angeblich einen liederlichen
     Lebenswandel geführt hatte. Vielleicht war Agrippina deswegen so sehr um die Schwester ihres Mannes |40| besorgt? Fürchtete sie, Severina blühte ein ähnliches Schicksal wie ihrer Mutter?
    Agrippinas Tunika raschelte, ihre Armreifen klirrten, sie schien nervös zu sein. »Ich mache mir genauso große Sorgen wie Germanicus«,
     sagte sie.
    Severina lachte, ohne die Augen zu öffnen. »Darf ich fragen, warum?«
    »Du warst in der vergangenen Nacht nicht zu Hause.«
    Severina fuhr hoch und spuckte das Mundwasser von sich, mit dem sie gerade zu gurgeln begonnen hatte.
    Die Sklavinnen stürzten herbei, um es von ihren Füßen und vom Boden zu wischen. Gaviana hielt feuchte, warme Tücher in den
    

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