Die Frau des Highlanders
konnte er da draußen ruhig eine Szene machen – aber wie sie ihn kannte, würde er zu dem Dinner mit seinen »entscheidenden Leuten« eilen.
Morgen würde sie sich mit ihrer gemeinsamen Zukunft befassen, genauer gesagt damit, dass es die nicht geben würde. Richard würde nicht begeistert sein, dass sie ihm seinen Ring nicht sofort zurückgeben konnte.
Sie tippte erneut die Nummer ein. Es dauerte lange, bis er sich endlich meldete.
»Ja?«
»Daddy? Hier ist Cate. Wir müssen uns über Moms Familie unterhalten.« Pause. »O ja, man könnte durchaus sagen, dass etwas Ungewöhnliches passiert ist.«
Lächelnd kuschelte sie sich zu einem ausführlichen, informativen und lange überfälligen Gespräch in ihre Sofakissen.
Auf dem Flughafen von Inverness war die Hölle los gewesen und das Mädchen von der Autovermietung ein Ausbund an Unfähigkeit, aber das Schlimmste für Cate war der Skeptizismus ihrer Brüder. Obwohl ihr Vater ihnen auf dem Flug von Madrid ausführlich geschildert hatte, worum es ging, taten sie sich noch immer schwer, die Geschichte zu glauben.
Selbst jetzt, während sie mit dem kleinen Van in halsbrecherischem Tempo auf der falschen Straßenseite dahinrasten, ertappte sie immer wieder einen ihrer Brüder dabei, sie anzustarren, als müsste man sie einweisen. Und nach der längsten Woche ihres Lebens war sie nicht einmal mehr sicher, dass sie damit falschlagen. Sobald sie die Koordinaten erreichten, die Peter ihr als mögliches Feental angegeben hatte, würde sie wissen, ob sie ein Fall für den Psychiater war oder nicht.
Die vergangenen Tage hatten sie mit der Erkundung ihrer Location verbracht. Dun Ard Castle existierte noch, allerdings als Luxushotel und Jagdschloss.
Beim Anblick der Überreste von Sithean Fardach kamen Cate die Tränen. Statt des stolzen Castles war da nur noch ein eingezäunter Haufen Steine. Schilder verboten das Betreten des Geländes, aber das machte nichts, denn selbst, wenn sie zum Eingang des Verlieses hätte gelangen können, wäre sie nicht so mutig gewesen, es nach Knochen abzusuchen.
Als ihr Vater von der Straße abbog und den Wagen parkte, atmete Cate tief durch, um einen klaren Kopf zu bekommen. Von hier aus müssten sie die letzten zwei Meilen zu Fuß gehen. Sie stieg aus und wischte sich die vor Nervosität feuchten Hände an ihrer Jeans ab. Dabei rutschte der Goldreif an ihrer linken Hand auf und ab, erinnerte sie unnötigerweise daran, was auf dem Spiel stand.
Schweigend wanderten sie durch den immer dichter werdenden Wald, bis sich auf einmal eine Lichtung vor ihnen auftat.
Peter hatte sich seinen Bonus verdient.
Das Tal hatte sich kaum verändert. Das Wasser des Bachs stürzte noch immer über die Felswand in einen Kolk klaren Wassers – aber fast alle Bäume, die das Strudelloch umstanden, waren mit Stoffstreifen behängt, deren jeder einen Traum repräsentierte.
»Okay, Jungs. Hier sind wir richtig. Sorgt dafür, dass niemand anderer auf die Lichtung kommt. Ich möchte nicht in einer schottischen Klapsmühle landen, weil jemand mich dabei erwischt hat, wie ich mit unsichtbaren Feen rede.«
Sie grinste ihre Brüder an und verdrehte die Augen, als Jesses Blick ihr vermittelte, dass sie vielleicht einen Kurzaufenthalt in einer solchen Institution in Betracht ziehen sollte, wenn das hier vorbei wäre. Ihr Vater umarmte sie und gesellte sich dann zu seinen Söhnen. Mit dem Rücken zum Wasser sicherten sie in strategischem Abstand voneinander den Waldrand.
Cate trat an den Kolk, atmete tief ein und langsam aus. Der Augenblick der Wahrheit war gekommen.
»Hey, Feen. Erinnert ihr euch an mich? Ich bin’s – Caitlyn Rose MacKiernan.« Wenn das hier nicht funkionierte, würde sie auf ewig die Spötteleien ihrer Brüder ertragen müssen. Und siebenhundertdreißig-und-noch-was Jahre früher würde ihre wahre Liebe sterben.
Sie zog ihr T-Shirt hoch und wandte dem Wasser den Rücken zu. »Seht ihr das? Ich bin gekommen, um mich der Familie formell vorzustellen.«
Nach ein paar Sekunden begannen sie Schauer zu überlaufen, und dann fühlte es sich an, als zeichne ein Finger den Umriss ihres Muttermals nach. Sie drehte sich um und sah das schimmernde Bild einer Frau vor sich, in deren langen, blonden Haaren ein für Cate nicht spürbarer Wind spielte.
»Hi.« Nicht unbedingt eine passende Begrüßung, aber die einzige, die Cate auf die Schnelle einfiel.
»Willkommen, Tochter des Tals.« Cate hörte die Stimme nur in ihrem Kopf, aber klar und
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