Die Frau des Highlanders
das Blut ab, desinfizierte den Schnitt und klebte ein Pflaster darauf.
Wie konnte sie Connor retten? Die Zeit lief ihr davon.
Sie drehte dem Spiegel den Rücken zu und betrachtete sich über die Schulter. Das Mal war das genaue Ebenbild von Rosalyns, nur viel dunkler.
Cate lächelte. Wie hatte sie das vergessen können? Es ging nicht um Zeit. Es ging um Liebe.
Sie hatte alle Zeit, die sie brauchte. Sie musste sich lediglich eine Strategie überlegen, sich Verstärkung besorgen und ein paar Feen lokalisieren. Kein Problem.
Sie lief ins Wohnzimmer, schnappte sich das Telefon und tippte eine Nummer ein. Zum ersten Mal würde Cate die rund um die Uhr arbeitende Research-Abteilung von Coryell Enterprises für ihre eigenen Zwecke einspannen.
»Peter Hale.«
Sie hatte Glück – er war ihr Lieblingsresearcher.
»Hier ist Cate. Ich habe einen dringenden Auftrag für Sie.«
»Miss Coryell. Wie dringend?«
»Superhyperduperdringend.«
»Verstanden. Na, dann mal los.«
»Es geht um Schottland. Sie müssen zwei Burgen für mich finden. Eine heißt Dun Ard, die andere Sithean Fardach.« Sie buchstabierte beide Namen. »Die Castles liegen nur wenige Meilen voneinander und etwa einen Tagesritt von der Hafenstadt Cromarty entfernt. Sie waren um das dreizehnte Jahrhundert herum bewohnt. Ich brauche Namen, Daten, Geschichte, das ganze Programm von 1270 aufwärts. Das reicht für den Anfang. Morgen früh komme ich ins Büro und bringe Ihnen noch ein paar Namen von damals, über die ich etwas wissen will.«
»Wow. Schottland im dreizehnten Jahrhundert. Das könnte schwierig werden.«
»Wenn Sie schnell sind und viel rauskriegen, sorge ich dafür, dass Sie einen Bonus bekommen.«
»Gebongt. Noch was?«
»Ja. Wenn Sie in derselben Gegend einen Platz auftreiben, um den sich Feenmärchen ranken, in denen Bäume vorkommen, die mit Stoffstreifen geschmückt sind, wird der Bonus Ihre Weihnachtsgratifikation wie ein Trinkgeld aussehen lassen.«
»Ich bin schon dran, Boss.« Er legte auf.
Cate tippte die nächste Nummer ein. Wie beim letzten Mal musste sie fünf Klingelzeichen lang warten, bis sie die verschlafene Stimme hörte.
»Ja? Was ist los?«
»Ich bin’s.«
»Wie oft willst du mich heute Nacht wecken? Gibt es noch was, worüber du eigentlich nicht reden willst, oder bist du zur Vernunft gekommen und hast den Arsch endlich zum Teufel gejagt?«
»Es ist eine lange Geschichte. Ich lasse euch morgen früh Flugtickets ins Hotel bringen. Wir sehen uns in Schottland – ich hole euch am Flughafen ab.«
»Ein neuer Auftrag?« Plötzlich war er hellwach.
»Gewissermaßen. Sagen wir einfach, ich biete euch das Abenteuer eures Lebens, großer Bruder. Ich erkläre euch alles, wenn wir uns sehen.«
Cate legte auf und lachte. Sie kannte ihren Bruder. Als echter Abenteuerjunkie würde er heute Nacht kein Auge mehr zumachen.
Sie zog die Schublade des Telefontischchens auf. Ein Hershey’s Nugget war alles, was sie darin fand. Sie wickelte den Mini-Schokoriegel hastig aus und steckte ihn heißhungrig in den Mund.
»O ja, Baby. EXTRA BITTER mit Mandeln.« Cate seufzte genießerisch. »Starbucks muss noch warten.«
Sie hatte gerade begonnen, die nächste Nummer einzugeben, als es klingelte. Das ungewohnte Geräusch erschreckte sie. Über sich selbst lachend, ging sie mit dem Telefon in der Hand zur Tür.
Richard sah ungeheuer elegant aus in seinem Smoking – und ungeheuer verärgert, als er mit seinem Handy auf sie deutete.
»Ich versuche, dich zu erreichen, seit ich zu Hause losgefahren bin, aber bei dir war ständig belegt. Wir kommen zu spät zu dem Dinner.« Er schien sie erst jetzt wirklich wahrzunehmen. »Du bist ja noch nicht einmal angezogen.« Er musterte sie eingehend. »Allerdings steht dir dieses Outfit gut. Ausgesprochen gut.« Sein Blick glitt beifällig an ihr abwärts und wieder aufwärts, bis er ihrem begegnete. »Ist das deine Art, dich für unser kleines Missverständnis heute Nachmittag zu entschuldigen?«
Er griff nach ihr.
Cate wich zurück und lachte spöttisch. »Träum weiter.« Sie hatte weder Zeit noch Lust, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Also hob sie das Telefon und sagte: »Ich bin beschäftigt. Du wirst ohne mich zu dem Dinner gehen müssen.«
»Die Leute sind entscheidend für meine Karriere – das weißt du, Cate.«
»Worum es hier geht, ist mir wichtiger als deine Karriere. Wir reden morgen.«
Angewidert den Kopf schüttelnd, schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu. Von ihr aus
Weitere Kostenlose Bücher