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Die Frau im Fahrstuhl

Die Frau im Fahrstuhl

Titel: Die Frau im Fahrstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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wenn er nach Hause komme. Da hatte sie angefangen zu jammern und behauptet, mit dem Gips könne sie nur mit Mühe putzen. Dann hatte sie zumindest die Küche geputzt, wie er ihr das aufgetragen hatte, aber nicht den Rest des Hauses. Seither hatte er auch nicht mehr geputzt. Jetzt war wirklich Großreinemachen angesagt. Tatsächlich hatte er schon selbst daran gedacht, sich wieder an eine Reinigungsfirma zu wenden. Vielleicht sollte er sich wirklich eine Putzfrau zulegen, bis er eine neue Frau gefunden hatte. Dann war nur eine fremde Person im Haus. Bei Reinigungsfirmen wusste man nie, wen sie einem gerade schickten. Es waren immer welche dabei, die verdammt schlecht arbeiteten. Er hatte sich zwar eventuell eine Asiatin vorgestellt, aber die, die jetzt vor ihm stand, war zu alt und zu hässlich. Vielleicht putzte sie ja gut.
    »Also… ich war nur einen Moment überrascht. Meine Frau hat mir nicht gesagt, dass sie eine Putzhilfe bestellt hat. Außerdem ist sie… verreist. Aber Sie könnten vielleicht trotzdem putzen?«
    Die Reinemachefrau nickte.
    »Wie heißt die Reinigungsfirma, für die Sie arbeiten?«, fragte er.
    »Nul ich. Fünfzig Klonen die Stunde. Putzen bei Schwestel von Flau. Doktolin. Abel nicht zu Hause jetzt. Sie Flau Svensson mein Telefonnummel geben.«
    So war das also! Diese Hillevi hatte eine schwarze Putzfrau! Vielleicht brauchte sie die auch. Ärzte arbeiteten recht viel, hatte er in der Zeitung gelesen.
    »Nein, das stimmt. Meine… hm… Schwägerin arbeitet im Ausland.«
    Die Reinemachefrau nickte ernst und sah ihn durch ihre dicken Brillengläser, die ihre Augen grotesk vergrößerten, an. Ihr Blick ruhte unangenehm prüfend auf ihm. Einen Augenblick lang befürchtete er schon, dass sie von Evalis’ Tod wusste, aber nichts an ihrem Benehmen legte das nahe. Im Gegenteil hatte sie ausdrücklich nach »Flau Svensson« gefragt. Das war überhaupt das Erste gewesen, was sie getan hatte.
    »Ich muss zur Arbeit. Sie können die Tür einfach hinter sich zufallen lassen, wenn Sie gehen. Dann bleibt das Sicherheitsschloss eben so lange offen.«
    Ohne eine Miene zu verziehen sagte die Frau: »Ich Geld jetzt. Sie nicht sein in Haus.«
    Unglaublich! Sollte er sie bezahlen, ehe die Arbeit getan war? Er atmete tief durch, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Wahrscheinlich hatte sie Recht. Schließlich ging es um Schwarzgeld. Da konnte sie nicht einfach eine Rechnung schicken. Und Putzen war wirklich nötig.
    Rasch drehte er sich um und sagte über die Schulter: »Kommen Sie rein.«
    Er holte sein Jackett und zog seine Brieftasche aus der Innentasche.
    »Wie lange dauert ein Hausputz? Und zwar gründlichst!«, fragte er.
    Die Reinemachefrau ließ sich von seinem Tonfall nicht beeindrucken. Nach einem kritischen Blick in die Runde antwortete sie: »Viel Stunde.«
    Ohne weiteren Kommentar fischte er zweihundert Kronen aus seiner Brieftasche. Sie nahm sie entgegen und steckte sie in die Brusttasche ihres blauen Kittels.
    »Wo sind Putzsachen?«, fragte sie.
    »In der Küche. Links von der Tür.«
    Eilig nahm er seinen Mantel vom Kleiderbügel. Ehe er die Haustür hinter sich schloss, hielt er inne und rief ihrem Rücken zu: »Wie heißen Sie? Können Sie nächste Woche um die gleiche Zeit wiederkommen?«
    Sie blieb auf der Schwelle zur Küche stehen und drehte sich um.
    »Flau Yamamoto. Ich kommen nächste Woche.«
     
    »Ich hatte das Gefühl, dass ich Lars Svensson bald wieder begegnen würde, und ich habe Recht behalten. Aber irgendwie habe ich es mir anders vorgestellt«, sagte Irene.
    »Wie hattest du’s dir denn vorgestellt?«, erkundigte sich Tommy spöttisch.
    »Tja… so jedenfalls nicht.«
    Beide schauten auf die Gestalt auf dem rosa Plüschsofa. Auf Abstand hätte man meinen können, sie schliefe, aber Tommy und Irene wussten, dass sie bereits seit einigen Stunden tot war. Die Spurensicherung war mit der Arbeit fertig, und jetzt warteten sie nur noch auf den unauffälligen dunkelgrauen Lieferwagen, mit dem die Leichen abtransportiert wurden.
    Die Angestellten von Lars Svensson hatten die Polizei verständigt, als er nicht wie sonst im Büro aufgetaucht war. Er war nämlich die Pünktlichkeit in Person. Eine Streife war zu seiner Adresse gefahren. Die Beamten hatten ihn durch das Panoramafenster des Wohnzimmers reglos auf der Couch liegen sehen.
    Nur ein umgefallenes Glas auf der Glasplatte des Couchtisches störte die Ordnung des riesigen Wohnzimmers. Das Glas war unversehrt, aber sein dunkler,

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