Die Frau im Fahrstuhl
Schwester nie begegnet. Wir haben auch nie miteinander telefoniert. Wir kennen uns überhaupt nicht. Könnten Sie sie vielleicht darüber informieren, was passiert ist?«
Zum ersten Mal wandte er sich direkt an Irene. Er legte den Kopf etwas zur Seite und lächelte verbindlich. Irene fiel auf, wie gut aussehend er war. Er war sich dessen auch bewusst, weil er sie anlächelte, während er um einen Gefallen bat.
»Natürlich. Wir können einen Geistlichen bitten, uns dabei behilflich zu sein. Haben Sie ihre Adresse?«, entgegnete Irene.
Lars Svensson erhob sich und verschwand in der Diele. Nach einer Weile kam er mit einem roten Buch mit der Aufschrift »Telefon« in goldenen Lettern zurück. Er blätterte eine Weile, bis er gefunden hatte, was er suchte.
»Hier! Hillevi Hääger. Mit zwei Ä. St. Mary’s Hospital.«
Erleichtert reichte er Irene das aufgeschlagene Verzeichnis. Diese schrieb Adresse und Telefonnummer auf.
Tommy stellte noch ein paar Fragen zu dem Unfall, aber Lars Svensson hielt an seiner ersten Version fest. Er sei aus dem Schlafzimmer gekommen, und dann habe er gesehen, wie Evalis gestolpert und kopfüber die Treppe hinuntergefallen sei. So sei es zugegangen und damit Schluss.
Seine Geschichte war unumstößlich. Tommy beschloss, die Vernehmung zu beenden.
Beim Verlassen des Hauses hatten sowohl Irene als auch Tommy das deutliche Gefühl, dass sie ihm bald wieder begegnen würden. Sie hatten das Gefühl, dass etwas nicht plausibel war. Irene kam schließlich darauf, was es war: Lars Svensson selbst war nicht plausibel.
»Hast du mit ihr gesprochen?«, fragte Tommy, als er mit den beiden letzten Tassen Kaffee des Abends wieder in ihr gemeinsames Büro trat. Danach wollten sie Feierabend machen.
Irene nickte. Da sie keinen Geistlichen aufgetrieben hatten, hatte Irene die Nummer von Hillevi Hääger im St. Mary’s Hospital selbst angerufen. Eine Frau hatte ihr eine Ewigkeit lang etwas auf Spanisch erzählt. In ihrer Verwirrung hatte Irene auf Schwedisch gesagt: »Entschuldigen Sie… ich würde gern mit Frau Dr. Hääger sprechen. Frau Dr. Hillevi Hääger.«
Erstaunlicherweise hatte dieselbe Stimme daraufhin entgegnet: »Am Apparat.«
Tommy lachte, als Irene ihm von dem absurden Wortwechsel berichtete. Dann wurde er ernst und erkundigte sich, wie Hillevi Hääger die Nachricht aufgenommen habe.
»Sie sagte nicht viel. Aber als sie hörte, dass ich von der Polizei bin, fragte sie, ob wir den Verdacht hätten, dass beim Tod ihrer Schwester nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Ich sagte ihr, wie es ist. Dass dieser Verdacht nicht besteht. Natürlich fragte ich sie, wieso sie den Verdacht habe, dass bei dem Unfall etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könnte, aber darauf antwortete sie nicht.«
»Nicht? Interessant«, meinte Tommy und zog viel sagend eine Braue hoch.
»Ja. Aber lass uns die Obduktion abwarten. Du weißt ja, was ich von diesem Svensson halte. Seltsamer Typ. Wenn man daran denkt, was Magnus erzählt hat, wäre ich nicht erstaunt, wenn er ihr einen Stoß versetzt hätte.«
»Das würde mich auch nicht wundern. Aber es lässt sich sicher nicht sonderlich leicht beweisen.«
»Stimmt. Höchstens, wenn sie bei der Obduktion was finden. Der Bericht lässt sicher auf sich warten.«
»Wahrscheinlich. Aber von diesen Patienten beschwert sich schließlich keiner. Hat die Frau Doktor sonst noch was gesagt?«
»Am Ende unseres Gesprächs klang ihre Stimme sehr traurig. Sie sagte, sie wolle zur Beerdigung kommen. Sie wollte ihren Schwager wegen des Termins anrufen.«
Evalis’ Schwester hat angerufen. Klang gefasst. Natürlich mit dem Tod vertraut. Nach einer Weile sind Ärzte das vermutlich. Sie hat nur gefragt, wann die Beerdigung stattfindet. Am Vormittag hatte er ein Bestattungsinstitut angerufen. Der Termin war erst am Elften. Bis dahin waren es noch fast drei Wochen. Er war wütend geworden.
Aber das war der früheste Termin, der zu bekommen war. Shit! Er wollte die Sache endlich hinter sich bringen. Als sie das Datum hörte, sagte sie einfach nur, dass sie versuchen würde zu kommen. Einfach so. Vom anderen Ende der Welt. Dann würden sie zu zweit am Sarg stehen. Mehr Trauergäste würden es kaum werden. Vielleicht noch jemand von Evalis’ altem Arbeitsplatz. Aber sie hatte den Kontakt zu ihren ehemaligen Arbeitskollegen abgebrochen. Er hielt ihn nicht für nötig, wo sie doch ihn hatte. Was sollte sie mit diesen Weibern ausgehen? Er hatte Evalis
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