Die Frau im Rueckspiegel
erklärte, welches Gespräch sie meinte. »Das war wirklich starker Tobak«, sagte sie schließlich. »Mein altes Ich kam durch. Und ich habe reagiert, na ja, wie ich eben reagierte. Ich weiß, wie blöd das war. Aber . . . ich stand eben total neben mir.«
Christiane nickte beklommen. Das war begreiflich. Unter diesen Voraussetzungen konnte Rebecca kaum anders denken. Aber sie hätte reden können, fragen!
Du aber auch, Chris! Statt dessen bist du einfach abgehauen.
»Wann wurde es dir klar?« fragte sie zögernd. »Ich meine, daß du falsch lagst.«
»Mir leider gar nicht. Nicht von allein jedenfalls«, gestand Rebecca. »Mein Verstand hatte völlig ausgesetzt. Hanna brachte mich erst darauf, wie absurd meine Verdächtigungen waren.« Sie ging zum Sofa und setzte sich.
»Verstehe.« Christiane schaute zu Rebecca. »Daher der Sinneswandel. Hanna hat dir die Leviten gelesen.« Ein Lächeln stahl sich von ihren Lippen.
»Im Grunde gab es keinen Sinneswandel! Ich hatte dir angeboten, als Sponsorin einzuspringen. Schon vergessen?« Rebecca klopfte leicht mit ihrer Hand neben sich aufs Sofa, schaute Christiane auffordernd an.
»Nein. Aber . . . das ist auch so eine Sache.« Christiane setzte sich neben Rebecca. »Du . . . ich habe hin und wieder das Gefühl, du behandelst mich wie ein Kind, dem man eine Freude machen will«, beklagte sie sich.
»Aber das will ich doch auch.«
»Ich bin aber kein Kind!«
»Na, das ist mir doch klar. Du hast den Führerschein!«
Stille.
In die sie beide hineinlachten.
Verstummten.
Rebecca zog Christiane zu sich. »Du mußt lernen, Dinge von mir anzunehmen.« Sie strich sanft über Christianes Haar. »Das ist eine Selbstverständlichkeit. Ich habe nun mal ein wenig Vermögen. Was soll ich tun? Alles verschenken? Mit dir unter eine Brücke ziehen?«
»Das wäre ziemlich bescheuert«, sah Christiane ein.
»Gut, daß du das auch so siehst.« Rebecca seufzte. Ihre Lippen senkten sich auf Christianes Mund. Ihre Hände umschlossen Christianes Taille, holten sie dicht zu sich heran. Christiane spürte Rebeccas Körper an ihrem. Das sanfte Streicheln ihrer Lippen, das bereits in Fordern überging und schnell ungestümer wurde. Christianes Widerstand brach in sich zusammen. Sie vergaß, was sie noch sagen wollte, fühlte, wie sie fiel und Rebecca sie weich auffing. »Ich liebe dich«, flüsterte Rebecca. »Ich lasse dich nicht noch einmal gehen.« Sie küßte Christiane lange und innig. »Nicht noch einmal, hörst du«, sagte sie ernst. Christiane fühlte, wie ihr Herz schneller schlug.
»Ja«, flüsterte sie atemlos. »Aber . . .«
Rebecca legte ihren Finger auf Christianes Lippen. »Kein Aber.« Ein sanfter Kuß folgte. »Wenn wir zusammenbleiben, wird es immer Leute wie Judith geben. Leute, die hinter deinem Rücken denken: Die hat es schlau angefangen. Leute, die neidisch sind, vom Kuchen was abhaben wollen. Damit mußt du leben. Und ich auch.«
»Judith tut die Sache leid. Sie ist ziemlich geknickt«, meinte Christiane.
»Ich kenne Judith nicht weiter. Ihr Auftritt hat mich nicht besonders für sie eingenommen. Aber jeder macht mal einen Fehler.«
»Das wissen wir ja jetzt«, erwiderte Christiane lächelnd. Sie rappelte sich auf, ordnete ihre Sachen. Rebecca sah dem mit einem Stirnrunzeln zu. »Was wird das?«
»Ich . . . muß dir noch was sagen.«
Rebecca versuchte, Christiane wieder zu sich zu ziehen. »Kannst du das nicht hier unten machen?«
Doch Christiane machte sich steif. »Es wird dir nicht gefallen, fürchte ich«, warnte sie.
Rebecca seufzte, richtete sich nun ebenfalls auf. »Okay, schieß los.«
»Ich nehme an, in der nächsten Zeit wird es noch so manches Mißverständnis zwischen uns geben. Wir stehen ja noch ganz am Anfang, müssen uns erst richtig kennenlernen. Deshalb kann ich meinen Job bei Michael auf keinen Fall kündigen. Ein drittes Mal würde er mich nicht einstellen, und ich brauche ein festes Einkommen, besonders während unserer«, Christiane gluckste, »Kennenlernphase.« Ein Kuß traf Rebeccas Wange.
Rebecca verzog unzufrieden die Mundwinkel. »Hm«, machte sie. »Aber das ist nur vorübergehend. Oder?«
»Na ja«, druckste Christiane. »Eigentlich will ich unabhängig bleiben.«
Rebecca zog sich leicht zurück. »Könntest du das nicht als meine Fahrerin? Oder besser, einfach meine Partnerin?«
»Nein.«
Pause.
»Falscher Stolz«, sagte Rebecca steif. Ihre Stirn legte sich in Falten. Dahinter arbeitete es. Dann
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