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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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zusammen.
    Doch irgendwann wäre auch diese Erinnerung zurückgekommen. Das Debakel war folglich unvermeidbar. Außer Christiane hätte ihr vorher gebeichtet, was ihr ursprünglicher Plan war und daß sie ihn aufgab, weil sie sich in sie verliebte. Blieb dennoch die Tatsache, daß sie überhaupt einen solchen Plan gefaßt hatte. Nein, egal wie, es blieb dabei. Christiane hatte sie belogen. Nicht, daß Lügen keine menschlich verständliche Schwäche wären. Jeder log. Jeden Tag. Schon die Antwort auf die Frage »Wie geht’s?«, nämlich »Danke gut«, war selten wahr. Oder die schlichte Begrüßung »Freut mich, dich zu sehen« war häufig, gelinde ausgedrückt, eine Übertreibung. Jeder brauchte solche Floskeln. Sie hatte irgendwo gelesen, daß jeder Mensch etwa zweihundert Mal am Tag lüge. Diese Tatsache hatte sie nicht schockiert.
    Nur, ausgerechnet Christiane hatte ihr mangelnden Glauben an Ehrlichkeit vorgeworfen. Auf der Ballonfahrt. Und dann dieser Vertrauensbruch. Das wog doppelt schwer.
    »Rebecca!!!« Hannas eindringlicher Ton schnitt in ihre Gedanken.
    »Was?«
    »Sag mir doch endlich, was passiert ist.«
    »Wenn ich das wüßte«, sann Rebecca vor sich hin.
    »Du hast sie entlassen! Du wirst doch wissen, warum.«
    »Ich habe sie nicht entlassen. Sie ist einfach gegangen.«
    »Was?« Hanna legte den Rührlöffel ab und setzte sich zu Rebecca an den Tisch. »Wieso?!«
    Rebecca seufzte. »Es ist immer dasselbe, Hanna. Auch wenn du es nicht glaubst. Manchmal wünsche ich mir, ich wäre arm wie eine Kirchenmaus.« In letzter Zeit besonders oft.
    »Nicht das schon wieder«, stöhnte Hanna. »Nicht Christiane. Das glaube ich nicht!«
    »Wieso? Weil sie anders war? Das habe ich auch geglaubt. Stellte sich als Irrtum heraus. Wenn überhaupt anders, dann war sie besonders gerissen.«
    »Rebecca! Nun hör aber auf! Das ist doch totaler Blödsinn.«
    »Ach ja?«
    »Ich bin sicher . . .«, begann Hanna.
    »Sicher?« unterbrach Rebecca. »Wie kannst du sicher sein? Wir kennen Christiane viel zu kurz. Sie hat mich ausnutzen wollen. Du hast doch gehört, was diese Judith gesagt hat.«
    Hanna neigte den Kopf etwas zur Seite, als hätte sie Schwierigkeiten beim Hören. » Das ist es?« fragte sie ungläubig. »Deswegen machst du Schluß?«
    »Dazu kam ich ja gar nicht. Wie gesagt, sie ist einfach gegangen«, murrte Rebecca pikiert. »Was das einzig Richtige war. Das wußte sie«, fügte sie trotzig hinzu.
    Hanna stöhnte laut. »Ach, Rebecca!«
    »Was???« fragte die gereizt zurück und lauter als eigentlich beabsichtigt.
    »Denkst du nicht, daß jemand, der so viel Aufwand betreibt, um sich, wie du meinst, dein Geld zu erschleichen . . . denkst du nicht, daß dieser jemand etwas mehr Anstrengungen unternimmt, damit der vorangegangene Einsatz nicht umsonst war? So jemand würde dich doch nicht einfach stehenlassen und gehen!« Hanna seufzte, legte ihre Hand auf Rebeccas. »Es ist diese Liane. Sie sitzt dir immer noch in den Knochen. Du mußt davon loskommen.«
    »Es ist nicht Liane. Ich weiß mittlerweile, daß Marius dahintersteckte. Es ist . . .« Rebecca brach ab.
    »Was?«
    »Christiane hat sich überhaupt nicht verteidigt!«
    »Ja, warum auch?« regte Hanna sich auf. »Weißt du, was ich glaube?« Sie blickte Rebecca scharf an.
    »Was?«
    »Du hast Angst.«
    »Angst? Wovor denn?« wollte diese wissen.
    »Vor deinen Gefühlen? Dem Neuen, was da auf dich zukommt? Dem Unplanbaren? Der möglichen Enttäuschung?« Hanna zuckte mit den Schultern. »Etwas in dieser Richtung. Deshalb benutzt du die erstbeste Gelegenheit, einen Rückzieher zu machen.«
    »Blödsinn. Nichts hat mir angst gemacht. Es gefiel mir, wie sich die Dinge entwickelten. Ich war bereit, mich zu verändern.«
    »So? Na, dann tue es auch!«
    »Bitte?«
    »Ändere dich!« forderte Hanna erregt. »Sitz nicht da und jammere.« Sie verfiel in besagten jammernden Ton. »Ich hab’s doch gewußt. Alle sind nur auf mein Geld aus.« Hanna machte eine kurze Pause, um dann mit Nachdruck zu sagen: »Das ist die alte Rebecca.«
    Rebeccas erster Impuls, der Widerspruch, sie habe sich durchaus und sehr viel verändert, erstarb auf ihren Lippen. Sie runzelte nachdenklich die Stirn. In all der Zeit, die sie Hanna kannte, kam es sehr selten vor, daß diese derart aus sich herausging. Und immer, wenn so etwas in der Vergangenheit geschah, hatte Rebecca sich später eingestehen müssen, daß an Hannas Worten viel Wahres war.
    Gerade wollte sie Hanna fragen, was sie

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