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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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abgeben wollte, was ja nicht mal
gelogen war, und deswegen sofort ins
Museum hinein müsse.
    Der Mann an
der Kasse grinste, als er die beiden Blumensträuße sah, und winkte mich durch,
ohne den Schein, den ich ihm hinhielt, zu nehmen. Manchmal war es eben doch von
Vorteil, wenn man fließend französisch sprach. In Paris auf jeden Fall.
    Aufgeregt
eilte ich in den Museumsgarten und stellte mich vor den Penseur , der im Schatten der in Form geschnittenen
Zypressenbäumchen nachdachte, ohne je zu ermüden. Hinter der sitzenden Gestalt,
die hoch oben auf ihrem Sockel thronte und ein Bild der Ruhe bot, ragte die
goldene Kuppel des Invalidendoms in den Himmel. Sie glänzte in der Sonne, eine
wahre Pracht, doch dafür hatte Antoine Bellier, ein Bild der Unruhe, in diesem
Moment verständlicherweise keinen Sinn.
    Es muß
wirklich ziemlich komisch ausgesehen haben, wie ich da so stand, mit meinen
zwei Sträußen, meinen regenfeuchten braunen Locken, meinen blauen Augen, die
aufgeregt den kleinen Park absuchten, und meinem heftig klopfenden Herzen.
    Es war
Punkt fünf Uhr. Ein älteres japanisches Ehepaar näherte sich freudig und
fragte, ob ich ein Photo machen könnte. Could
you take a photo, please? With the sculpture?
    Ja,
natürlich mußte der verdammte Denker mit drauf. Mit verkniffenem Lächeln ließ
ich mir die kleine Kamera geben und trat ein paar Schritte zurück. Ich machte
die schnellsten zwei Photos meines Lebens und verabschiedete die Leute aus
Sushi-Land ungeduldig. Sie hörten gar nicht mehr auf, sich zu bedanken. Zwei
Minuten später stand ich wieder an meinem Platz. Aber eine Frau mit
honigblondem Haar war weit und breit nicht zu sehen.
    »Sie
sehen so aus, als würden Sie auf jemanden warten.«
    Eine helle
Stimme erklang hinter mir.
    Eine
Viertelstunde hatte ich nun schon vor der Rodin-Skulptur ausgeharrt, ohne mich
zu rühren. Es war wie bei dem beliebten Kinderspiel »Figurenwerfen«, wo man
sich nicht mehr bewegen darf, bis das andere Kind den Zauber löst. Allmählich
war ich selbst schon zum Denkmal erstarrt. »Der Wartende«.
    Ich drehte
mich um. Vor mir stand ein großes Mädchen. Eine Flut kastanienbrauner Locken
fiel ihr fast bis zur Taille und rahmte ein herzförmiges Gesicht ein, aus dem
mich grüne Katzenaugen neugierig musterten. Das Mädchen grinste und schlug ein
Ende ihres gestrickten bunten Wollschals, den sie um den Hals gewickelt trug,
nach hinten.
    »Ich bin
Natalie«, sagte sie und streckte mir ihre Hand hin. »Und Sie sind der
ungeduldige Antoine, was?« Sie kaute lässig auf einem Kaugummi herum. Ich hätte
gerne etwas sehr Schlagfertiges geantwortet. Hübsche Mädchen fordern mich immer
dazu heraus. Statt dessen nickte ich nur, von tiefer Erleichterung erfüllt.
Ehrlich, die Warterei hatte mich ziemlich mürbe gemacht.
    »Da, der
bin ich«, sagte ich demütig. »Danke, daß Sie gekommen sind.«
    Ich klemmte
mir beide Sträuße unter den Arm und schüttelte ihr die Hand.
    »Ist schon
okay«, entgegnete sie, kaute weiter ihr Kaugummi und legte den Kopf ein wenig
schief. Es sah sexy aus, und ich wäre nicht erstaunt gewesen, wenn sie
plötzlich eine Blase gemacht und sie vor ihrem Mund hätte zerplatzen lassen.
    Sie war
noch ziemlich jung, höchstens Mitte zwanzig, und wirkte wie eine Studentin mit
ihren verwaschenen Jeans und dem grünen Pulli. Eine üppige Brünette, die Art
Mädchen, von der Nathan immer mit einem Zungenschnalzen sagt: »Oh, là, là – an
der ist was dran«.
    »Was
schleppst du denn da mit dir rum?« fragte sie und starrte auf die zwei
himmelblauen Blumentüten, die allmählich aus meiner Armbeuge rutschten. »Ist
doch okay, wenn ich ›Du‹ sage, oder?«
    »Okay«
schien eines ihrer Lieblingswörter zu sein.
    »Ja … klar«,
erwiderte ich verlegen. Ich nahm eine der beiden Tüten, die mit den Tulpen, und
hielt ihr die Blumen unter die Nase. »Die sind für dich, danke noch mal.«
    Meine Güte,
meine Konversation war auch schon mal inspirierter gewesen. Ich wurde zunehmend
unruhig. Wo war Isabelle? Ich merkte, wie das Herzklopfen wieder anfing.
    »Hey, du
bist ja richtig süß«, stellte Natalie anerkennend fest. Sie bemerkte, wie meine
Blicke nervös umherschweiften.
    »Isabelle
wartet da hinten.« Sie zeigte in Richtung Café und grinste komplizenhaft. »Ich
bin sozusagen die Vorhut. Du weißt schon, überall lauern böse Männer. Komm
mit!«
    Sie hakte
sich freundschaftlich bei mir unter und plauderte mit ihrer hellen Stimme in
mein Ohr. Offenbar konnte sich

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