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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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die schöne Isabelle nicht mehr daran erinnern,
daß sie es war, die mir ihre Telefonnummer gegeben hatte.
    Das fand
ich irgendwie merkwürdig. Immerhin lag der beherzte Kartenwurf ja gerade mal
ein paar Stunden zurück. Hatte sie Alzheimer? Oder war das ein Spiel? Ich
überlegte einen Moment und kam zu dem Schluß, daß meine Schöne ihre
Überraschung vielleicht nur geheuchelt hatte, weil sie bei ihrer Freundin nicht
den Eindruck erwecken wollte, sie werfe fremden Männern im Café wahllos ihre
Telefonnummern zu.
    Andererseits,
fuhr meine Begleiterin fort, tauschte man unter Studenten ja ständig Nummern
aus, und Isabelle hatte es vielleicht einfach nur vergessen.
    Sie
kicherte und mir sank das Herz.
    Auf jeden
Fall sei Isabelle sehr neugierig gewesen, als Natalie ihr eben im Museum von
meinem Anruf erzählt hätte. Und es sei okay gewesen – okay –, daß sie mich einfach
so hierher bestellt hätte.
    dch meine«,
schloß Natalie ihren kleinen Bericht und schüttelte ihre Lockenpracht, »wie oft
kommt es schon vor, daß ein Mann sagt, man sei die Frau seines Lebens? Echt – die
meisten Typen wollen sich doch heute überhaupt nicht mehr committen. Ich hab zu
Isabelle gesagt, hey, der Typ ist voll okay, den solltest du dir wenigstens mal
anschauen …«
    Sie blieb
mit einem Ruck stehen.
    » Et voilà! « sagte sie triumphierend. »Die
schöne Isabelle. – Der verliebte Antoine.«
    Mir fielen
fast die Augen aus dem Kopf. Der Himmel stürzte über mir ein. Ein Tsunami
schwappte über mir zusammen.
    Vor mir
lehnte eine junge Frau an der Wand, die blond war und Isabelle hieß. Aber damit
hörte jede Ähnlichkeit auch schon auf.
    Enttäuscht
sog ich die Luft ein.
    Die falsche
Isabelle sah mich an und runzelte nachdenklich die Stirn.
    » Salut, Antoine «,
sagte sie zögernd. »Kennen wir uns?«
    Natalie
blickte irritiert von einem zum anderen.
    Ich
schüttelte verzweifelt den Kopf und stöhnte.
    Nein, das
hier war nicht die Isabelle, die ich gesucht hatte, meine Königin von Saba, die
Frau mit den Goldfunkelaugen und dem schön geschwungenen roten Mund.
    Das hier
war irgendeine Studentin mit kurzem Fransenschnitt, die zufälligerweise
Isabelle hieß. Ein apartes Mädchen mit Sommersprossen und einem feinen
Gesichtchen, sehr zierlich, fast schon mager, ein Jean-Seberg-Typ, wenn man auf
so was stand.
    Ich
schluckte.
    »Das ist
nicht die richtige Isabelle«, sagte ich heiser und zu Natalie gewandt. »Tut mir
leid.« Die Worte fielen schwer wie Kieselsteine. Ich war wirklich erschüttert,
anders kann ich es nicht sagen. Das war doch, verdammt noch mal, nicht fair!
Ich hatte mich meinem Ziel so nahe gewähnt, und jetzt war alles wieder in weite
Ferne gerückt. Ich konnte von vorne anfangen und hatte noch wertvolle Zeit
verloren. Ich hätte heulen können. So ballte ich nur schweigend eine Hand zur
Faust und drückte sie mir gegen die Stirn, so fest ich konnte.
    Natalie
hatte vor Schreck aufgehört ihren Kaugummi zu kauen. Mit nahezu empathetischem
Gespür erfaßte sie die Tragik des Augenblicks.
    »Oh, Mann!«
sagte sie nur. »Oh, Mann!«
    Dann faßte
sie zögernd an meinen Arm, der sich so anfühlte, als gehörte er nicht zu mir.
    » Merde, das tut mir echt leid, Antoine«, sagte
sie und kaute weiter. »Das ist sooo schade. Und ich dachte schon …« Sie
unterbrach sich. »Ach was, komm, laß uns einfach was trinken gehen, okay?«
Natalie schaute mir ins Gesicht und sah mich fragend an.
    Ich rang
mich zu einem Lächeln durch.
    »Ist schon
okay«, antwortete ich und verfiel unwillkürlich in ihren Sprachduktus. »Das ist
nett, aber … Es ist besser, wenn ich weiter suche. Viel Hoffnung hab ich eh
nicht mehr.« Ich wollte mich gerade von den beiden Mädchen verabschieden, die
mich mit mitfühlenden Blicken anstarrten, als mir noch etwas einfiel.
    »Hier«, sagte
ich und hielt der falschen Isabelle den Blumenstrauß hin, der für die Frau
meines Lebens bestimmt gewesen war. »Nichts für ungut.«
    Wie
fröhlich die Rosen, Ranunkeln und Vergißmeinnicht aus dem himmelblauen Papier
herausragten. Als ob nicht alles anders gewesen wäre! Die Natur blieb immer
gleich, egal ob es einem toll ging oder beschissen.
    Außer in
den Novellen des neunzehnten Jahrhunderts, mußte ich plötzlich denken und fand
meine Gedankensprünge selber etwas bizarr. Da spiegelte die Natur immer die
Stimmung des Haupthelden wider.
    Wenn es
danach gegangen wäre, hätte sich der Himmel jetzt verdüstern müssen, aber die
Sonne schien unbeeindruckt

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