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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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ihres Begleiters?
    Klar
träumte jeder Mann, daß ihm so etwas mal passierte in seinem Leben, aber ich
hatte noch nie einen kennengelernt, dem es tatsächlich passiert war. Keine
seriöse Frau tut so etwas.
    Ich merkte,
wie mir schwindelte und stützte mich gegen einen der Bürger von Calais. Wie
hatte ich so naiv sein können! Andererseits – wenn sie nicht mehr … dort …
arbeitete, warum hatte sie mir dann diese Nummer gegeben?
    » Allooo? « meldete sich Rüdi wieder zu
Wort. »Sind Sie noch da?«
    Vor meinen
Augen drehten sich die kleinen Bäumchen des Museumsgartens in einem anmutigen
Tanz.
    Äh … ja …«,
entgegnete ich unschlüssig. Ehrlich, ich wußte selbst nicht mehr genau, ob ich
noch da war.
    » Alors, was ist nun, wollen Sie einen
Termin bei Marianne oder nicht?« Rüdi wurde ein wenig ungeduldig.
    Ich
schwieg. Ich wollte die Isabelle aus dem Café. Die, die auf die kleine weiße
Karte geschrieben hatte: Sie haben Ihr
Buch übrigens die ganze Zeit verkehrt herum gehalten  …
    Rüdi seufzte
in den Hörer. Offenbar war er schwierige Kunden gewöhnt. »Monsieur, Sie müssen
uns schon ein wenig vertrauen«, sagte er jetzt. »Marianne ist neu bei uns, aber
sie hat einen exzellenten Abschluß. Wenn Sie besondere Wünsche haben, sagen Sie
es einfach.«
    Exzellenten
Abschluß? Besondere Wünsche? Ich lachte. Es klang selbst in meinen Ohren ein
wenig irre.
    »Was soll
denn gemacht werden?« Rüdi wertete meine Reaktion offenbar als Zustimmung.
Geschäftig fing er an, diverse Leistungen des Salons aufzuzählen.
    »Schneiden?
Färben? Strähnchen? Oder wollen Sie Ihren Look ganz verändern?« Er hielt einen
Moment inne, bevor er streng hinzufügte: »Wir machen alles außer Dreadlocks.
Das lehne ich ab, es macht die Haare kaputt. Und es ist auch nicht mehr der
Style …«
    Es dauerte
ein paar Sekunden, bevor mein Gehirn die Wörter in den richtigen Kontext
eingeordnet hatte.
    »Meine
Güte, spreche ich da mit einem Friseur- Salon?«
fragte ich fassungslos.
    » Mais oui, Monsieur , was dachten Sie
denn?« Rüdi klang beleidigt.
    »Ich dachte – ach, vergessen Sie's, ich bin ein Idiot«, entgegnete ich erleichtert.
    Rüdi stieß
einen vorwurfsvollen kleinen Laut aus. »Das scheint mir auch so, wenn ich das
einfach mal so sagen darf«, sagte er spitz. »Sie kommen mir sehr verwirrt vor,
Monsieur.«
    »Hören Sie,
es ist alles ein Mißverständnis, ich brauche im Moment eigentlich gar keinen
Termin«, erklärte ich dem eingeschnappten Friseur. »Ich bin auf der Suche nach
einer Frau, die Isabelle heißt und mir Ihre Nummer gegeben hat.« Wie viele
Isabelles gab es eigentlich in Paris? »Sie ist blond, um die dreißig und hat
hellbraune Augen. Könnte das die Isabelle sein, die bei Ihnen gearbeitet hat?«
Ich wartete gespannt.
    Rüdi
kicherte entrüstet. » Mon Dieu! Non! Isabelle
war unsere Grande Dame! Mit eisblauen
Augen und silberblondem Haar. Aaaah … sie sieht einfach fantastique aus für ihr Alter, aber sie ist über sechzig. Deswegen
wollte sie auch aufhören zu arbeiten. Sie wollte noch etwas haben von ihrem
Leben.«
    >Ja, das
verstehe ich.« Ich nickte begeistert. Ich war so froh über die Rehabilitation
meiner Isabelle, daß ich die Tatsache, daß die Isabelle aus dem Friseursalon,
die in ihren wohl verdienten Ruhestand gegangen war, nicht die Isabelle von heute
morgen sein konnte, relativ gefaßt aufnahm.
    »Jeder von
uns sollte etwas von seinem Leben haben, nicht wahr?« schloß ich versöhnlich.
    »Sie sagen
es«, entgegnete Rüdi. »Nun – ich möchte erst einmal etwas von diesem Tag haben. Und deswegen werden
wir unser kleines amüsantes Gespräch jetzt beenden. Bonne journée !«
    » Bonne journée «, rief ich. »Und wenn ich
doch mal einen neuen Look brauche, komme ich bestimmt zu Ihnen.«
    »Nicht
nötig«, erklärte der beste Friseur von Paris. »Rufen Sie einfach nicht mehr
an.«
    Es knackte.
Rüdi von »Rüdi's Salon« hatte aufgelegt.

9
    Kurz
vor sechs. Der Museumsgarten war leer. Ich war allein mit den Skulpturen. Fast
schon ein Teil der »Bürger von Calais«. Aber eben auch nur fast.
    Als ich die
vorletzte Eintragung in mein Notizbuch machen wollte, um dann das allerletzte
Telefonat zu führen, tippte mir jemand auf die Schulter. Für einen Augenblick
dachte ich, es sei einer der Bürger, und fuhr, zu Tode erschrocken, zusammen.
    »Monsieur,
wir haben seit zehn Minuten geschlossen.«
    Ein Museumswärter
sah mich streng an. Dachte er, daß ich mich hier versteckt hatte, um die

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