Die Frau mit dem roten Herzen
Hotel eingeschleust.«
»Diese Schufte.«
»Macht euch nicht zu viele Gedanken. Oberinspektor Chen ist vorsichtig«, mischte Peiqin sich leise ein und wischte die Hände an der Schürze ab. »Deshalb wollte er sie lieber hierher einladen statt zu sich nach Hause.«
»Er hat mich gefragt, wann du zurückkommst, Vater«, sagte Yu.
»Ich habe mich heute morgen mit ihm unterhalten. Über Gu Haiguang.«
»Wer ist Gu Haiguang?«
»Der Besitzer des Dynasty Karaoke Club. Einer von diesen Senkrechtstartern mit Verbindungen zur kriminellen Szene. Hat dein Chef ihn nie erwähnt?«
»Nein, während des Flugs konnten wir nicht reden.«
»Er sagte, er würde mich anrufen wegen eines Treffens mit Gu am späteren Abend. Ich habe versucht, ihn in seinem Büro zu erreichen, aber da war er nicht«, erklärte der Alte Jäger, während er seine Suppe löffelte. »Ich weiß nicht, wo dieser Gu überall seine Finger drin hat, in dem Mordfall im Bund-Park oder in der Sache mit der verschwundenen Frau. Aber was ich deinem Chef gegeben habe, sollte ausreichen, ihn für ein paar Jahre hinter Gitter zu bringen.«
»Was hat er wohl jetzt vor?« fragte Yu. »Das ist doch sonderbar. Wens Fall ist abgeschlossen. Ich kann mir nicht vorstellen, was er noch zu tun hat.«
»Jedenfalls kann er dabei nicht vorsichtig genug sein«, betonte der Alte Jäger.
»Hier sind noch ein paar jiaozi, Vater«, sagte Peiqin, die mit einer dampfenden Schale hereinkam. »Er wird schon wieder anrufen.«
Einige Stunden später hatte Oberinspektor Chen sich noch immer nicht gemeldet.
Qinqin schlief auf dem ausziehbaren Sofa, und der Alte Jäger hatte sich längst zurückgezogen, doch Yu und Peiqin lagen still auf ihren Betten und warteten. Etwas anderes konnte Yu nicht tun. Die Hand seiner Frau in der seinen redete er mit ihr über die Gäste. »Oberinspektor Chen mag sein Pfirsichblütenglück haben, aber Früchte wird das keine tragen.«
»Wie meinst du das?« fragte Peiqin. »Du hast doch bestimmt auch bemerkt, wie sie ihn angesehen hat.«
»Das ändert nichts daran, Peiqin. Diese Beziehung ist ein Ding der Unmöglichkeit.«
»Aber warum? Chen ist nicht immun gegen ihre Reize. Man hört heutzutage so viel über interkulturelle Ehen.«
»Nicht in seiner Position«, erwiderte er. »Bei den Ermittlungen konnte er nicht wirklich Klartext mit ihr reden.«
»Hat er dir das so gesagt?«
»Ja. Es gibt eine Grenze, die zwischen Eingeweihten und Außenstehenden verläuft, eine Grenze, die Parteisekretär Li zieht.«
»Er könnte doch auch in die Vereinigten Staaten gehen.«
»Selbst wenn er das wollte, glaube ich nicht, daß er das tun würde. Nicht mit seinem politischen Hintergrund. Die Politik bestimmt alles. Dort würde er es nie bis zum Oberinspektor bringen.«
»Sie könnte herkommen und ihm hier eine gute Ehefrau sein. Es hat ihr Spaß gemacht, in unserer beengten Küche zu kochen.«
»Und früh morgens den Nachttopf runtertragen und auf einem alten Fahrrad durch Regen und Schnee fahren, jeden Abend das Feuer im Kohleherd ausmachen, und das tagaus, tagein? Nein, das glaube ich nicht, Frau.«
»Habe ich das alles nicht auch für dich getan? Und ich bin eine glückliche, zufriedene Ehefrau.«
»Aber bei Oberinspektor Chen würde es nicht funktionieren. Mit einer Amerikanerin an seiner Seite wäre er mit seiner Laufbahn praktisch am Ende.« Dann fügte er düster hinzu: »Außerdem wissen wir nicht, was wirklich mit dieser Prominenten-Freundin ist. Was auch zwischen ihnen steht, sie hat ihm schon einmal aus der Klemme geholfen.«
»Da magst du recht haben.« Peiqin entspannte sich. »Ich will heute abend nicht mit dir streiten.«
»Wieso das?«
»Nächsten Monat ziehen wir in eine eigene Wohnung. Ich kann es noch gar nicht richtig fassen. Das war vielleicht das letzte Mal, daß wir deinen Boß oder andere Gäste hier empfangen haben.«
»Erinnerst du dich noch daran, als Chen das erste Mal bei uns war?«
»Natürlich. Das war während des Falls mit der Modellarbeiterin. Damals hatten wir Krebse.«
»In jener Nacht habe ich lange wach gelegen und dem Blubbern des Schaums gelauscht, mit dem sie sich gegenseitig befeuchtet haben.«
»Worüber hast du nachgedacht?«
»Was für ein erbärmliches Leben wir haben, verglichen mit all diesen Prinzlingen, die in ihren Häusern jeden Abend Partys feiern. Wir mußten im Bett den Atem anhalten, um Qinqin nicht zu wecken.«
»Ach das, Guangming. Ich hätte nichts dagegen, heute wieder den Atem
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