Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
Vom Netzwerk:
nennt sich Buddhakopf.«
    Tatsächlich bestand Ähnlichkeit zu einem Buddhakopf. Er war aus weißem Kürbis geschnitzt, in einem Bambusdämpfer gegart und mit einem großen grünen Lotosblatt abgedeckt. Yu sägte mit einem Bambusmesser geschickt ein Stück vom »Schädel« ab, fuhr mit den Eßstäbchen in das »Gehirn« und beförderte einen gebratenen Sperling zutage, der seinerseits in einer gegrillten Wachtel steckte, und diese wiederum in einer geschmorten Taube.
    »So viele Gehirne in einem Kopf«, sagte Catherine. »Kein Wunder, daß dieses Gericht nach Buddha benannt ist.«
    »Die Aromen der verschiedenen Vögel vermischen sich beim Dämpfen, so daß man mit einem Biß alle drei genießen kann.«
    »Schmeckt köstlich«, stieß Oberinspektor Chen mit zufriedenem Seufzen hervor. Dann stand er auf und klopfte mit den Stäbchen an den Rand seiner Trinkschale. »Und nun habe ich, mit Buddhas Segen, eine Mitteilung zu machen, die unsere Gastgeber betrifft.«
    »Uns?« fragte Yu erstaunt.
    »Ich war heute morgen im Präsidium, und unter anderem habe ich an einer Sitzung des Wohnungskomitees teilgenommen. Das Komitee hat beschlossen, Hauptwachtmeister Yu eine Drei-Zimmer-Wohnung in der Tianling Lu zuzuweisen. Herzlichen Glückwunsch!«
    »Eine Drei-Zimmer-Wohnung für uns?« rief Peiqin. »Machen Sie Witze?«
    »Nein. Das ist mein Ernst. Das Komitee hat es so entschieden.«
    »Da müssen Sie aber für uns gekämpft haben, Chef«, sagte Yu.
    »Sie haben es verdient, Yu.«
    »Ich gratuliere!« Catherine ergriff Peiqins Hand. »Das ist eine wunderbare Neuigkeit. Aber warum gab es einen Kampf?«
    »Mehr als siebzig Leute stehen auf der Warteliste, und wie viele Wohnungen hatte das Komitee diesmal zu vergeben, Oberinspektor Chen?«
    »Vier.«
    »›Die wäßrige Reissuppe reicht nicht für alle hungrigen Mönche.‹ Das Komitee hat mehrmals getagt, bevor es zu seiner Entscheidung gelangte. Chen ist eines der leitenden Komiteemitglieder.«
    »Jetzt übertreiben Sie aber, Peiqin. Ihr Mann stand ganz oben auf der Liste.« Chen zog einen kleinen Umschlag heraus. »Ich habe nur eines getan. Als die Sitzung vorbei war, habe ich den Wohnungsschlüssel an mich genommen. Ab sofort gehört er Ihnen. Sie können zum nächsten Monatsersten einziehen.«
    »Vielen, vielen Dank, Oberinspektor Chen.« Peiqin nahm den Umschlag mit beiden Händen entgegen. »Das ist das Wichtigste. Der Schlüssel. ›Eine lange Nacht birgt viele Träume.‹«
    »Ach, dieses Sprichwort kenne ich auch«, sagte Catherine.
    »Also Prost!« Chen erhob die Schale.
    »Prost.« Catherine beugte sich zu ihm hinüber und flüsterte etwas in sein Ohr, doch sie tat es laut genug, so daß die anderen es hören konnten. »Jetzt weiß ich, warum Sie Ihre Position in diesem Präsidium so schätzen.«
    »Jetzt, wo Sie es erwähnen, fällt mir wieder ein, daß ich nochmal dorthin muß.«
    »Und ich muß ins Hotel und packen«, sagte Catherine.
     
    Zwanzig Minuten später, Peiqin räumte gerade den Tisch ab, platzte der Alte Jäger ins Zimmer.
    »War Oberinspektor Chen hier?«
    »Ja, und er hatte seine amerikanische Kollegin dabei«, sagte Yu. »Sie sind gerade gegangen.«
    »Wohin?«
    »Getrennte Wege. Sie wollte ins Hotel und er zurück ins Präsidium.«
    »Dann ruf ihn dort an«, sagte der Alte Jäger, noch immer leicht außer Atem. »Sicherheitshalber.«
    Das tat Yu. Chen war nicht in seinem Büro. Auch nicht im Hotel. Schließlich erreicht ihn Yu auf dem Handy.
    »Ich bin unterwegs. Richten Sie dem Alten Jäger einen schönen Gruß aus.« Dann fügte Chen noch hinzu: »Heute abend bin ich womöglich schlecht zu erreichen. Ich melde mich wieder.«
    »Was ist denn los, Vater?« fragte Yu und legte auf.
    Peiqin kam mit einer Schale voll jiaozi in Brühe.
    »Dem Himmel sei Dank. Immerhin ist er nicht im Hotel«, bemerkte der Alte Jäger und nahm die Schale. »Dein Boß trägt einen alten Kopf auf jungen Schultern.«
    »Was meinst du damit, Vater?« Peiqin würzte die Suppe des alten Mannes mit einer Brise schwarzem Pfeffer.
    »Yus Loyalität liegt bei Oberinspektor Chen. Das ist innerhalb und außerhalb des Präsidiums bekannt. Deshalb erzählt man mir so manches.«
    »Und was hat man dir gesagt?« fragte Yu.
    »Manche von den Typen sind weißäugige Hühner mit schwarzen Eingeweiden. Außer nach unten hacken können die gar nichts. Und jetzt haschen sie nach Wind und Schatten zwischen Oberinspektor Chen und der Amerikanerin. Vermutlich wurde die Innere Sicherheit in ihr

Weitere Kostenlose Bücher