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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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habe auch etwas mitgebracht.« Chen zog mehrere brokatbezogene Kästchen mit Glasdeckeln hervor, in denen phantastisch geformte Tuschesteine lagen – Schildkröten, Tiger und Drachen. Sie stammten vom Berg Tai, wo man die Tusche aus Fichtenharz herstellte, um die Inspiration des Kalligraphen zu beflügeln.
    Eher unpraktisch, dachte Peiqin, im Vergleich zu Catherines Geschenkauswahl.
    Chen machte sich nützlich, indem er Yu die englische Gebrauchsanweisung auf der Schachtel übersetzte. Auch Catherine wollte unbedingt helfen. »Bitte behandeln Sie mich nicht wie eine Fremde, Peiqin. Deshalb bin ich nicht hier.«
    »Nur damit sie später mit ihrer Shanghai-Erfahrung angeben kann«, kommentierte Chen.
    Peiqin gab Catherine eine Plastikschürze, die sie über ihr Kleid ziehen konnte. Bald waren auch Catherines Hände voller Mehl, sogar ihr Gesicht war damit bepudert, aber sie war unverdrossen. Die jiaozi, die durch ihre Hände gingen, waren groß und unregelmäßig.
    »Hervorragend!« lobte Yu.
    »Große, dicke jiaozi für den Oberinspektor.« Catherine hatte ein scherzhaftes Funkeln in den blauen Augen. »Den großen Helden des Präsidiums.«
    Dann war es Zeit zum Kochen, und Peiqin ging in die Küche, Catherine folgte ihr. Der Hausfrau war das peinlich, denn es handelte sich um die Gemein schafts küche und Speisekammer, die von der ursprünglichen Diele abging und in der sich nun die Kohleherde der sieben Parteien der ersten Etage drängten.
    Das Gericht, das sie aus dem Restaurant mitgebracht hatte, mußte auf dem Herd der Nachbarn gedämpft werden. Catherine schien jedoch bester Laune zu sein und bewegte sich ganz selbstverständlich in dem beengten Raum. Sie sah zu, wie Peiqin jiaozi ins kochende Wasser gleiten ließ, andere in den Dämpfer legte und eine weitere Portion im Wok briet. Nebenbei schmeckte sie die Entenbouillon ab.
    »Wann wird der Alte Jäger heimkommen?« erkundigte sich Chen bei Yu, während sie den Tisch freiräumten.
    »Ich weiß nicht. Er ist heute schon sehr früh gegan gen, und ich habe seither nicht mit ihm gesprochen.Müssen Sie wirklich noch einmal ins Präsidium?«
    »Ja. Da ist etwas …«
    Ihr Gespräch wurde bald durch die Ankunft mehrerer Platten mit jiaozi unterbrochen. Catherine hielt mit beiden Händen einen Stapel Eßschalen. Yu mischte auf kleinen Tellerchen rote Chilisoße und gehackten Knoblauch. Chen öffnete einen kleinen Krug mit gelbem Shaoxing-Wein. Dann rückte Yu den Tisch dicht an das Bett heran. Chen ließ sich auf der einen Seite nieder, Catherine auf der anderen, während sich Yu und sein Sohn auf die Bettkante setzten. Der Platz nahe der Tür blieb Peiqin vorbehalten, die von Zeit zu Zeit in die Küche verschwand, um eine neue Portion jiaozi zu braten.
    »Ausgezeichnet«, sagte Catherine zwischen zwei Bissen. »So etwas habe ich bei uns in Chinatown noch nie bekommen.«
    »Selbstgemacht schmeckt der jiaozi- Teigeinfach am besten«, erklärte Peiqin.
    »Vielen Dank, Peiqin«, sagte Chen mit vollem Mund. »Sie bieten Ihren Gästen immer etwas ganz Besonderes.«
    »Das ist das erste Mal, daß ich frischen Bambus esse«, sagte Catherine.
    »Die Frische macht’s«, mischte Chen sich ein. »Schon Su Dongpo sagte: ›Frische Bambusschößlinge sind jedem Fleisch vorzuziehen‹. Das ist eine Delikatesse für geschulte Gaumen.«
    »War das derselbe Su Dongpo, der das mit den Krebsen gesagt hat, Onkel Chen?« fragte Qinqin.
    »Qinqin hat ein hervorragendes Gedächtnis«, sagte Chen.
    »Er interessiert sich sehr für Geschichte«, sagte Yu, »aber Peiqin meint, er sollte lieber etwas mit Computern lernen. Da findet man später leichter einen Arbeitsplatz.«
    »So ist das in den Staaten auch«, kommentierte Catherine.
    Mittlerweile hatten sie alle Platten geleert.
    »Warten wir noch ein bißchen mit der Entensuppe«, schlug Peiqin vor und hielt ein kleines Schälchen gelben Shaoxing-Wein hoch. »Sie muß noch etwas ziehen. Vielleicht können Sie solange ein Gedicht für uns rezitieren, Oberinspektor Chen.«
    »Eine gute Idee«, unterstützte Yu seine Frau. »Wie im Traum der Roten Kammer. Das letzte Mal haben Sie es uns versprochen, Chef.«
    »In der Zwischenzeit ist mir aber nicht viel Zeit für Lyrik geblieben.«
     
    Die Entensuppe wurde serviert. Peiqin schöpfte eine Schale für Catherine. Die schwarzen Holzohr-Pilze segelten in der Brühe. Dann brachte sie noch ein weiteres, eher ungewöhnliches Gericht auf den Tisch. »Das ist die Spezialität unseres Restaurants. Es

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