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Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)

Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)

Titel: Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Muellner
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sogar in einem Interview gesagt haben, dass sie sich sehr freue,
dass die Ehre nun endlich der Frau zuteil wird, die sie auch verdient. Ich
konnte aber eine dementsprechende Aufzeichnung nirgends finden. Seltsam mutet
in diesem Zusammenhang auch die Tatsache an, dass sie nur ungefähr ein halbes
Jahr später, gut, sie war damals schon knapp über siebzig, was aber auch nicht
unbedingt was heißen soll, starb; ganz plötzlich, unerwartet. Ich fand zu ihrem
Tod keine näheren Details.
    Danielle leitete die Station beinahe sechzehn Jahre, ehe Sie
sich dafür entschied, nur noch in der Planung neuer Anlagen und Gebäude tätig
zu sein. Ich kann natürlich als ihr Ehemann nicht wirklich objektiv urteilen,
aber jemand besserer hätte der Station wohl kaum passieren können. Aber ich
schweife ab. Der Alte, ich habe seine Worte von den vielen Stunden, die wir
gemeinsam verbracht hatten, noch immer im Ohr, starb bald nach seiner Rückkehr
zur Erde. Ich vermute, er konnte leicht von dieser Welt in die nächste gehen.
Er hatte hier in dieser Welt noch erlebt, dass sich Dinge manchmal doch noch in
die Richtung ändern, in die wir gerne hätten, dass sie sich ändern. Vermutlich
war irgendwo in ihm nicht nur eine gewisse Genugtuung vorhanden – ich hatte schon
damals geglaubt, eine solche in seinen Augen gesehen zu haben, als er sich von
mir verabschiedete – sondern auch eine nicht abzustreitende Vorfreude, seine
Tochter jenseits dieser Tür, durch die wir alle einmal gehen müssen, glücklich
in seine Arme zu schließen.
    Danielle, meine geliebte Danielle. Sie kam vor drei Jahren
bei einem Außeneinsatz ums Leben, als sie gerade von der Vermessung der
Hochgeschwindigkeitstrasse nach ›Arsia‹, wie die nördlich gelegene Siedlung
heißt, zurückkehren sollte. Ihr Rover wurde von einem aufziehenden Sturm
einfach über die Klippe gefegt; es war eine Angelegenheit von Sekunden.
Gefangen in ihrem metallenen Käfig, der tobende Sturm unmittelbar außerhalb der
Fenster und das Rot der staubigen Dunkelheit ringsum, das selbst das Radar bei
der Partikeldichte nicht mehr zu durchdringen vermochte, hatte sie nicht einmal
mehr die Zeit, einen Notruf abzusetzen. Erst nach Wochen, als sich der Sturm
wieder gelegt hatte, wurde sie von einem Suchtrupp gefunden.
    Ich aber habe meine Erinnerungen an sie. Auch ein paar
Aufzeichnungen und Fotografien. Aber die Erinnerungen sind feiner detailliert,
klarer abgestuft und deutlicher durchzeichnet, als es bei einer elektronische Aufzeichnung
jemals der Fall sein könnte; und wenn ich die Augen schließe, sehe ich sie vor
mir, wie sie auf der Leiter steht, ihre Girlande befestigt und höre den Schalk
in ihrer Stimme, wenn sie zu mir sagt: »Falls du mich meinst, ich bin hier oben.«
     

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