Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
Hund. Der Hund sprang Sloan an, stolperte und richtete sich wieder auf. »Ich habe mich schon gewundert, wohin Sie verschwunden sind«, fuhr Lilah fort, während der Hund Max’ nackte Zehen beschnüffelte. »Das ist Fred. Er beißt nur Verbrecher.«
»Oh, gut.«
»Nachdem Sie in seinen Augen Gnade gefunden haben, kommen Sie doch nach unten. Sie können in der Sonne sitzen und zu Mittag essen.«
Er ließ sich gern von Lilah führen. »Ist das wirklich Ihr Haus?«
»Unser Heim und Herd. Mein Urgroßvater hat es gleich nach der Jahrhundertwende erbaut. Passen Sie auf Fred auf.«
Der Hund jagte zwischen ihnen hin und her, trat sich auf sein eigenes Ohr und jaulte. Max, der selbst ein langes ungeschicktes Stadium durchlaufen hatte, verspürte augenblicklich Mitgefühl.
»Wir überlegen, ob wir ihm Ballettunterricht geben lassen sollen«, sagte sie, während der Hund sich wieder auf die Pfoten kämpfte, bemerkte Max’ verständnislose Miene und tätschelte seine Wange. »Ich glaube, Sie könnten Tante Cocos Hühnersuppe gut gebrauchen.«
Sie kümmerte sich um ihn, während er aß. Normalerweise waren ihre Beschützerinstinkte für Verwandte und verletzte Vögel reserviert, aber etwas an diesem Mann berührte sie. Er wirkte so außerhalb seines Elements. Und hilflos.
Die Suppe erfüllte ihn mit Wärme und Leben. »Ich bin von einem Boot gefallen«, erklärte Max abrupt. »Aber ich weiß nicht genau, was ich auf dem Boot getan habe.«
Sie nahm auf ihrem Sessel die Lotushaltung ein. »Urlaub?«
»Nein. Ich mache keinen Urlaub.«
»Warum nicht?« Sie fischte einen Cracker von seinem Teller.
»Arbeit.«
»Die Schule ist aus«, meinte sie und rekelte sich träge. Sie fühlte sich wohl.
»Ich gebe Sommerkurse. Ausgenommen …« Etwas klopfte gegen sein Gehirn. »In diesem Sommer wollte ich etwas anderes machen. Ein Forschungsprojekt. Und ich wollte ein Buch beginnen.«
»Ein Buch? Wirklich?« Sie genoss den Cracker, als wäre er mit Kaviar bestrichen. »Was für eines?«
Er hatte noch nie mit jemandem darüber gesprochen. »Es ist nur etwas, das ich schon eine Weile mit mir herumtrage, aber ich hatte eine Chance, an diesem Projekt zu arbeiten … an einer Familienchronik.«
»Nun, das passt zu Ihnen. Ich war eine schreckliche Schülerin. Faul.« Ihre Augen lächelten. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand in einer Schulklasse Karriere machen will. Gefällt es Ihnen dort?«
»Ich mache meine Sache gut.«
»Das ist nicht dasselbe. Kann ich bitte Ihre Hand sehen?«
»Meine was?«
»Ihre Hand«, wiederholte sie und drehte seine Handfläche nach oben. »Hmm.«
»Was machen Sie da?« Einen Moment dachte er, sie würde ihre Lippen darauf drücken.
»Ich betrachte Ihre Handfläche. Mehr Intelligenz als Intuition. Oder vielleicht vertrauen Sie Ihrem Verstand mehr als Ihren Instinkten.«
Er starrte auf ihren gesenkten Kopf und lachte nervös. »Sie glauben doch wohl nicht an so etwas. Handlesen!«
»Aber natürlich! Doch es sind nicht nur die Linien, sondern die Gefühle. Sie haben sehr hübsche Hände. Sehen Sie, hier.« Sie fuhr mit einem Finger über seine Handfläche und brachte ihn zum Schlucken. »Sie haben eine lange Lebenslinie vor sich, aber sehen Sie diese Unterbrechung? Sie kommen dem Tod nahe.«
»Das erfinden Sie doch nur.«
»Das sind Ihre Handlinien … Viel Fantasie … Ich könnte mir denken, dass Sie dieses Buch schreiben – aber an Ihrem Selbstbewusstsein müssen Sie noch arbeiten.« Sie blickte auf »Eine harte Kindheit?«
»Ja – nein.« Er räusperte sich verlegen. »Nicht härter als andere.«
Sie ging nicht weiter darauf ein. »Nun, jetzt sind Sie ein großer Junge.« In ihrer lässigen Art schob sie ihre Haare zurück und betrachtete erneut seine Hand. »Ja, sehen Sie, die Linie hier steht für die Karriere, und hier gibt es eine Abzweigung. Beruflich war für Sie alles bequem, aber diese Linie führt in eine andere Richtung. Das könnte Ihr literarischer Versuch sein. Sie müssen sich entscheiden.«
»Ich glaube wirklich nicht …«
»Hier ist die Liebeslinie. Hmm. Sie sind ein sehr sinnlicher Mann.« Sie blickte wieder zu ihm hoch. »Und ein ausgezeichneter Liebhaber.«
Er konnte seine Augen nicht von ihrem Mund abwenden. Sie zu küssen, musste wie ein Traum sein.
Lilah fühlte, wie sich in ihre Belustigung Erregung mischte. Es lag daran, wie er sie ansah. So völlig versunken. Als wäre sie die einzige Frau auf der ganzen Welt.
Zum ersten Mal in ihrem Leben wurde sie
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