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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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aufragte, hauste in einem Käfig ein leibhaftiger Löwe.
    In diesen beiden Prachtbauten lebten die neuen Ehefrauen des allmächtigen Jean-Bédel. Als Soldat konnte er ja seine alte Frau einfach verlassen und eine neue nehmen. Nun aber hat jede Ehefrau den Status einer Präsidentengattin und muss einen dementsprechend luxuriösen Lebensstil pflegen.
    Nach Catherine heiratet Bokassa Marie-Joëlle Eboulia, die er am 16. Februar 1970 in Gabun kennenlernt. Jean-Bédel hält sich in Libreville auf, um dort an einem Gipfeltreffen afrikanischer Staatschefs teilzunehmen, das Präsident Omar Bongo einberufen hat. Das junge Mädchen, das in die vierte Klasse des Gymnasiums Leon-Mba geht, überreicht ihm einen Blumenstrauß. Verwirrt vom Strauß und dem Gesichtchen, das sich dahinter verbirgt, lädt er Marie-Joëlle noch am selben Abend in seine Suite ein. Kaum hat das Mädchen die Schwelle übertreten, stürzen sich auch schon die Leibwachen auf sie und nehmen sie fest. Diese „offene und männliche“ Art der Werbung scheint auf die Gymnasiastin Eindruck zu machen. Man erlaubt ihr an jenem Abend, noch einmal zu den Eltern zurückzukehren. Sie hat einen Umschlag mit einer hohen Geldsumme einstecken. Damit soll sie ihrer Großmutter, die das Mädchen aufgezogen hat, die Erlaubnis abgewinnen, den Präsidenten heiraten zu dürfen. Offensichtlich ist sie ganz wild auf den Luxus, den sie in den paar Tagen mit Bokassa kennenlernen durfte. Doch die Großmutter, die Vormund des Mädchens ist, weigert sich. Als Bokassa seine Luxuskarosse mit Chauffeur schickt, um sie abholen zu lassen, hindert sie ihre Enkelin daran, mitzufahren. Und so muss er sich persönlich dorthin bemühen. Wie immer erreicht er, was er will. Er lässt die finanziellen Zuwendungen an die Familie Eboulia ein wenig großzügiger ausfallen und verspricht, Marie-Jo nach Gewohnheitsrecht zu ehelichen. Eine absolute Sonderbehandlung. Denn mitunter finden Bokassas romantische Anwandlungen auch im Schnellverfahren Erledigung. Der Vater von Eliane Mayanga, der mit Bokassa in Indochina diente, berichtet, wie dieser seine Tochter „verführte“: „Eines Tages will ich meine Tochter vom Caron-Gymnasium abholen. Doch sie ist nicht da. Man sagt mir, dass Sicherheitsleute sie mitgenommen hätten. Ich suche überall nach meinem Mädchen, vergebens. Dann sagt mir jemand, dass sie nach Berengo gebracht wurde. Am nächsten Tag beordert Bokassa mich in seinen Palast in Bangui. Er erzählt mir einen Haufen Zeugs, entschuldigt sich so ein bisschen. Ich koche vor Wut, schließlich hat er mich in meiner Ehre gekränkt. Das sage ich ihm auch. Doch was hilft’s: Eliane ist schwanger.“ [9]
    Neun Monate nach dieser erzwungenen Nacht wird ein Mädchen geboren. Ungerührt erscheint Bokassa im Säuglingsheim und gratuliert dem Großvater: „Du solltest mir dankbar sein. Ich habe dir eine Enkelin geschenkt.“ Bald nach der Entbindung flieht Eliane nach Kongo-Brazzaville und überlässt das Kind Bokassa.
     
    Auch Catherine hatte vom Gymnasium bis zum Thron einen weiten Weg zurückzulegen.
    Schneller Vorlauf. In Paris verfolgt ein Mann die Krönungsfeierlichkeiten live am Fernsehgerät: Valéry Giscard d’Estaing. Die neue Kaiserin beeindruckt ihn tief. Zumindest schreibt er das in seinen Memoiren: „Die Bilder aus Bangui waren schön. Sie strahlten sogar ein wenig Würde aus. Obgleich die Gewänder und Kutschen etwas Karnevalartiges hatten, klang doch das afrikanische Gespür für den Ritus an. Die neue Kaiserin, die in einer der Missionsschulen im Busch erzogen worden war, sah beeindruckend aus. Sie legte eine wunderbare Haltung an den Tag. Das Fernsehen, das – ganz neu – direkt vom Schauplatz übertrug, zeigte sogar, wie ein ehrfürchtiges Erschauern über ihr Gesicht ging, als man ihr die Krone aufsetzte.“ [10]
    Die Fäden von Catherines Schicksal werden nun von einem anderen Palast aus gezogen. Das „ehrfürchtige Erschauern“, das der Präsident bemerkt haben will, sollte nicht ohne Folgen bleiben. Der Wurm nagt bereits am Apfel.
    Die Königin von Hardricourt
    Catherine verbringt die Weihnachtsferien gern in Frankreich. In dem Schloss, das Bokassa im Val d’Oise – einige Kilometer vor Paris – erworben hat, genießt sie etwas, was ihr in Bangui stets verwehrt ist: volle Bewegungsfreiheit. Sie darf sogar Gäste einladen. Hier scheint sie eine gewisse Macht über ihren Mann zu haben. Wenn Catherine außerhalb ihres Schneiderateliers irgendwo den Wind der Freiheit

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