DIE FRAUEN DER DIKTATOREN
erheben sich überall Kerkermauern. Bokassa verbietet ihr, das Haus zu verlassen, manchmal wochenlang.
Da sie oft viele Tage eingesperrt ist, lernt Catherine, ihre Umgebung durchs Dachfenster zu beobachten. Eines Nachts, als sie die nächtliche Silhouette von Bangui bewundert, sieht sie ihren Mann mit einigen seiner Schergen im Hof. Ein Mann, der sich irgendeines Vergehens schuldig gemacht hat, wird brutal verprügelt. Catherine kann nicht anders, sie macht eine Bemerkung: „Das kann nicht gut gehen. Eines Tages werden wir alle dafür bezahlen.“ Seit sie selbst zur Gefangenen geworden ist, erkennt sie immer deutlicher, welch ein gewalttätiger Despot ihr Mann ist. Bokassa kontrolliert seine Familie nicht weniger diktatorisch als seine Untertanen. Ihre Tochter Reine erzählt ebenfalls von diesen Hausarresten. Sie fügt hinzu, dass Catherine heute unter Klaustrophobie leidet, „so sehr, dass sie nicht einmal ins Kino gehen und einen Film ansehen kann.“
Doch die Frau, die als Erste Opfer von Bokassas Eifersuchtsanfällen wird, weiß dem allmächtigen „Papa“ als Einzige gelegentlich zu widerstehen. Ihr Stand als Erste Gemahlin und ihr außerordentlich sanftmütiges, wenn auch stures Wesen erlauben ihr, ihm Paroli zu bieten, ihn manchmal sogar zu bändigen. Ihre Tochter berichtet: „Manchmal besuchte Mama ihre Eltern. Kaum war sie angekommen, musste sie schon wieder zurück in die Villa Nasser, wo Bokassa sie tobend erwartete. Dann nahm sie uns mit in ihre Räume, schloss ab und ließ ihn draußen im Treppenhaus herumschreien.“
Als ihre Kinder größer sind und in Schweizer Pensionaten zur Schule gehen, kann Catherine sich etwas mehr herausnehmen. Eine kleine Schneiderwerkstatt wird im Kaiserpalast von Berengo eingerichtet. Sie, die Mode über alles liebt, führt dort nun Regie. Das kleine Atelier wird ihr Reich, in dem sie nach Belieben schalten und walten kann, ohne unter der erstickenden Kontrolle Jean-Bédels zu stehen. Ihre Produktion wächst, und bald eröffnet sie eine Boutique für Maßanfertigungen in Bangui. So entsteht in Zentralafrika das Bild, Catherine sei eine freie, unabhängige Frau.
Eros im Dschungel
Bokassas sexueller Appetit wird durch die Machtübernahme nicht gezügelt, eher im Gegenteil. Der ehemalige Hauptmann der französischen Armee, der bereits auf zahlreiche exotische Eroberungen zurückblickt, kann seinen erotomanen Obsessionen endlich freien Lauf lassen. Als Nächste hat er eine französische Schauspielerin im Visier, die seiner Ansicht nach seinem Charme in Nullkommanichts erliegen wird: Brigitte Bardot. Jacques Duchemin, ehemaliger Berater Bokassas und Agent des französischen Auslandsgeheimdienstes SDECE, berichtet: „Er schickte ein Telegramm an ‚Mademoiselle Brigitte Bardot, verdiente Darstellerin leichter Muse, Boulevard Lannes, über die Botschaft der UdSSR‘. Er hatte ja keine Adresse. Darin hieß es: ‚Chère Mademoiselle Bardot, ich lade Sie – natürlich völlig kostenfrei – in meine Residenz in Berengo ein, wo Sie Ihren Kampf für die lieben kleinen Wesen fortsetzen können. Sie werden in Gegenwart der Kaiserin sitzen und mit ihr sprechen dürfen, und ich denke über ein wunderschönes Schmuckstück für Sie nach.‘“ Bokassa zitierte sogar den Botschafter der UdSSR in Bangui herbei, um ihn mit dieser diplomatischen Mission von staatstragendem Charakter zu betrauen: „Sie werden mir einen Gefallen tun und ein Telex an Ihre Botschaft in Paris schicken. Die müssen dort ja nur über die Straße gehen und fragen, ob BB kommt.“ Doch die große Schauspielerin zeigt sich wenig beeindruckt von seinem Gestellungsbefehl und lehnt ab. Jacques Duchemin rät zum taktischen Rückzug. „Ich nahm Kontakt zu Marie Laforêt auf, aber das war ein Schlag ins Kontor. Sie kannte nicht einmal seinen Namen.“ Man muss wissen, dass Bokassa damals schon zwei Paläste für die Unterbringung seiner zahlreichen Damen benötigte. Die Favoritinnen kamen zunächst einmal nach Djebel Ouach. Bokassas Begeisterung für alles Militärische hatte ihn diesen festungsähnlichen Bau errichten lassen, den man über eine Zugbrücke betrat. Gleich in der Nähe besaß er ein Haus im Stil eines Schweizer Chalets, was seine Besucher im Dschungel Zentralafrikas nicht wenig erstaunte. Dann gab es noch Kolongo, den prunkvollsten seiner Präsidentenpaläste. Mitten auf dem Anwesen hatte er einen Teich anlegen lassen, in dem er zwei Kaimane hielt. Auf dem Felsen, der aus dem Teich
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