DIE FRAUEN DER DIKTATOREN
April 1975, geheiratet hat.
1973 nämlich besucht Bokassa seinen Freund Nicolae Ceaus¸escu, und da ist diese süße, kleine Tänzerin mit den blonden Haaren und den blauen Augen, die er bei einer Vorstellung in Bukarest kennenlernt. Und sofort tritt er in Verhandlungen mit dem „Conduca˘tor“ ein, um sich diese neue Beute zu sichern. Die Diamanten, mit denen er Ceaus¸escu überhäuft, tun sicher ein Übriges, um diesen geneigt zu stimmen. Und so holt Bokassa Gabriella ein paar Monate später nach Zentralafrika. Er verwöhnt sie regelrecht, bietet ihr einen luxuriösen Lebensstil und schenkt ihr gleich zu Beginn die Villa Kolongo.
Anfangs forderte Gabriella eine prunkvolle Hochzeit, die sie zumindest auf dieselbe Stufe wie Catherine heben würde. Bokassa veranstaltete heimlich einen Empfang mit Orchester. Die Musiker spielten nachts im Regen. Er wollte den Zorn Catherines nicht heraufbeschwören. Das neue Leben stieg der Tänzerin bald zu Kopf. „Es kam vor, dass man nachts einen Supermarkt für sie öffnen musste, damit sie ein Päckchen Butterkekse kaufen konnte“, erinnert sich Reine, die älteste Tochter Jean-Bédels und Catherines. Sie erzählt auch von den Spannungen zwischen den Frauen: „Manchmal nahm er uns heimlich zu Gabriella mit. Meine Mutter durfte davon nichts wissen, weil sie uns nicht erlaubte, zu anderen Frauen zu gehen. Dann öffnete Gabriella ihre Schmuckschatulle und zeigte uns ihre Diamanten. Dabei fragte sie uns, ob Catherine auch so schöne habe.“ [7]
Die Rivalität mit der großen Catherine war alles, was Gabriella interessierte. Das Eheleben mit der schönen Tänzerin ist äußerst anstrengend, und auch der Reiz des Exotischen verfliegt bald. Wenn sie streiten, wirft sie ihm schon mal das kostbare Geschirr an den Kopf, das er ihr geschenkt hat.
Wie Catherine muss auch Gabriella mit den Eifersuchtsanfällen des Diktators fertig werden. Natürlich lässt er die Frau, für die er offensichtlich tatsächlich etwas empfand, beobachten und erfährt, dass Gabriella drei Liebhaber haben soll. Er findet heraus, wer diese sind. Am 28. September werden sie verhaftet und hingerichtet. Die Methode ist bestialisch: Die Nebenbuhler werden mit einer Kette totgeschlagen. Bei seinem zweiten Prozess 1987, den ihm das neue Regime wegen seiner Gewaltexzesse macht, sagen die Offiziere von Bokassas alter Garde aus, der Zorn ihres Befehlshabers sei von obszönen Fotos erregt worden, die Gabriella zusammen mit ihren Liebhabern zeigten. Danach wird Gabriella in seinen luxuriösen Palast in Berengo verbannt, eine Gefangene Jean-Bédels.
Zwischen Catherine und Gabriella jedenfalls herrscht Krieg. Um Eifersüchteleien zwischen seinen Frauen vorzubeugen, hat Bokassa den Palast bis ins letzte Detail geplant. Jede der Gattinnen hat dort ihr eigenes Reich. Der Haupttrakt, in dem Jean-Bédel lebt, liegt direkt gegenüber von Catherines Bereich. Weit genug entfernt allerdings, um ungesehen von Catherine einen dritten Trakt aufsuchen zu können, in dem die anderen Ehefrauen und die Gelegenheitsgeliebten untergebracht sind. Ungesehen von jener Frau, auf die alle anderen Gemahlinnen des Diktators eifersüchtig sind und die sie gerne ausstechen möchten. Hat sie denn nie das Bedürfnis, die Rivalinnen kennenzulernen, um sie besser einschätzen zu können?
„Kein Chauffeur hätte je akzeptiert, sie in die Residenz der anderen Damen zu bringen! Lieber hätte er gekündigt! Sind Sie denn verrückt!?“ [8] , erzählt uns Omer Malenguebou, der frühere Privatchauffeur Catherines.
Außerdem hat Bokassa sein Schlafzimmer nach seinem ganz persönlichen Geschmack gestaltet. Daniel Gollety, der in Berengo ein Schallplattenstudio eingerichtet hat, durfte auch einen Blick in das Schlafzimmer des Diktators werfen: „Rundes, hydraulisches Bett mit Spiegeln darüber … vor ihm ein Videorekorder. Er bittet mich, die Kassette zu entnehmen. Es war Sehnsucht nach Afrika von Jean-Jacques Annaud.“
Das Paar streitet häufig. Bokassa führt dies auf ihre unterschiedliche Herkunft zurück. „Catherine, das ist Maniokknolle und Banane, Bokassa ist Camembert und Beaujolais“, liefert er scharfsinnig die Erklärung für ihre Differenzen. Doch der eigentliche Grund ist ein anderer. Bokassa will Catherine stets unter Kontrolle haben. Verbringt er seinen Tag in der Residenz in Bangui, muss sie das auch tun. Er kauft ihr die Villa Nasser, ein wunderschönes Anwesen gleich in der Nähe. Berengo oder Villa Nasser – für Catherine
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