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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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Mannes, der noch dazu reich war, abzulehnen.
    Einige Monate später, im Juni 1965, wird Catherine seine Frau und schenkt ihm sein erstes Kind, ein Mädchen, das er „Reine“, „Königin“, taufen ließ. Es folgen sechs weitere, darunter auch der Erbprinz Jean-Bédel Bokassa junior.
    Die Ehe, die gegen den Willen der entführten Braut unter Androhung körperlicher Gewalt geschlossen wurde, ließ nicht gerade auf ein glückliches, sorgloses Leben für Catherine hoffen. Zumindest ihre Bewegungsfreiheit war von nun an drastisch eingeschränkt. Wann immer sie das Haus verlassen will, muss sie die Erlaubnis des Ehegatten einholen. Eine ihrer Freundinnen berichtet sogar, dass die künftige Kaiserin überhaupt nichts ohne sein Einverständnis unternehmen durfte: „Sie sagte mir, dass sie gerne einmal mit mir am Gottesdienst in Damara teilnähme, aber dass sie dafür wohl nie die Erlaubnis bekommen würde.“
    Auch Besuche sind nicht gestattet. Im Juli 1973 entlädt sich auf dem Haupt eines frisch engagierten Chauffeurs der ganze Zorn dieses über die Maßen eifersüchtigen Ehemannes. Der Mann ist Catherines neuer Chauffeur, doch seine Hauptaufgabe ist es, sie zu überwachen. Ein Amt, das er offensichtlich nicht zur Zufriedenheit seines Dienstherrn erfüllt hat. Einmal vergisst er, Bokassa den Besuch seiner Frau bei einer ihrer Freundinnen zu melden. Einer Freundin, der Bokassa nicht unbedingt zugeneigt ist. Die Strafe für den jungen Mann ist schrecklich: Bokassa prügelt ihn mit seinem Stock tot.
    Tatsächlich muss Jean-Bédel all seine Willenskraft aufbieten, um seine Eifersucht, die durch alles und jeden entflammt wird, im Zaum zu halten. Sein Sohn Georges erzählt von diesem emotionalen Hexenkessel: „Mein Vater misstraute der ganzen Welt. Er verdächtigte alle, auch seine Kinder, ihm seine Frauen wegnehmen zu wollen. Jedenfalls entdeckte ich eines Tages, dass er sogar mich in der Villa Kolongo abhören ließ.“ [4]
    Das Leben bei Hofe ist für Catherine eine täglich erneuerte Qual. Nur die Eskapaden Jean-Bédels verschaffen ihr ein bisschen Ruhe und Erleichterung. Seit ihrer Hochzeit hat er nämlich weitere acht Frauen geehelicht und mit ihnen zahlreiche Kinder gezeugt.
    Doch die Leidenschaft, die er für Catherine empfindet, ist so stark, dass er von all seinen Frauen sie zur offiziellen Kaiserin machen will. Und so dauerhaft, dass er seine einzige kirchlich geschlossene Ehe annullieren lässt, um Catherine die Anerkennung als legitime Ehefrau zu ermöglichen. Denn Astrid Van Erpen hatte er nach katholischem Ritus geheiratet. Vater Yves Gautier, der die beiden traute, erinnert sich an die Gewissensbisse des künftigen Kaisers: „Als er mit Astrid kam, um die Hochzeit vorzubereiten, sprach ich ihn auf die offensichtlichen Probleme dieser Verbindung an. Immerhin war er fünfundvierzig oder fünfzig, sie gerade mal siebzehn Jahre alt! Das hat er mir sehr übel genommen! Als er sich später scheiden ließ, um sich wieder verheiraten zu können, meinte er: ‚Ach, hätte ich nur auf Vater Gautier gehört!‘“ Catherine allerdings verschweigt Bokassa die wahren Gründe für seine Scheidung: „Nicht er war es, der Astrid hinausgeworfen hat. Sie ist von selbst gegangen. Das hat er ihr nie verziehen. In seinen Augen tat eine Frau so etwas einfach nicht“ [5] , erinnert sich Astrids Vater. Anders als Napoleon aber scheiterte Bokassa mit dem Versuch, die Scheidung von der Kirche anerkennen zu lassen. Und dies, obwohl er aus Bangui extra einen Bischof schickte, wie Pater Joseph Wirth sich erinnert, der seinen Antrag für den Heiligen Stuhl prüfte: „Da er sich weigerte, seine Militärakte vorzuzeigen – die auch private Informationen enthielt –, wurde die Untersuchung eingestellt und die Ehe nicht kirchlich geschlossen.“ [6]
    Aus kirchlicher Sicht bleibt Catherine also eine „illegitime“ Gattin. Möglicherweise ist es auch die Tatsache, dass Bokassa einige Jahre zuvor zum Islam übergetreten ist, um Libyens Diktator Gaddafi zu schmeicheln, die Bokassas Sache beim Papst schadet.
    Und das ist beileibe nicht das einzige Problem, das seine Entscheidung, Catherine zur offiziellen Kaiserin zu machen, mit sich bringt. Diese zeigt sich nämlich fast bis zuletzt nicht gewillt, diese Rolle einzunehmen. Bokassa überlegt sogar, ob er sie nicht anderweitig besetzt. Er hat ja freie Auswahl. Er denkt ernsthaft darüber nach, ob er nicht die Rumänin Gabriella Drimba auf den Thron setzt, die er vor eineinhalb Jahren, im

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