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Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Vagner
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Toastscheibe in
den Mund und nimmt einen großen Bissen.
    Was aber hätte der Teufl wohl
gesagt, wenn er wüsste, dass die Hagazussa tatsächlich ein Glas
Tollkirschenmarmelade besitzt, mit der Aufschrift „Marmelada Belladonna“.
Freilich nicht am Frühstückstisch, sondern in einem sorgsam versperrten Kasten
an einem geheimen Ort in ihrem Zigeunerwagen, gemeinsam mit ein paar anderen,
sehr interessanten und sehr, sehr giftigen Substanzen.
    Nun unterhält man sich ein
bisschen lockerer. Natürlich kann sie dem Pfarrer nichts von ihrer Mission
erzählen, denn sie hat ihren Auftraggebern strikte Geheimhaltung versprochen.
Und so erzählt sie, dass sie Naturheilerin sei (was nicht gelogen ist), und
dass der Bürgermeister ihr für ein paar Wochen gestattet habe, hier ihren
Zigeunerwagen aufzustellen (was nicht weniger der vollen Wahrheit entspricht),
und dass, auch wenn sie hier eigentlich nur Urlaub machen wolle, manchmal
Menschen bei ihr anklopften und das eine oder andere Kraut für ihre Leiden
suchten. (Dies entspricht immerhin auch noch zum Teil der Wahrheit).
    „Die Frauen sind beunruhigt,
weil sie meinen, Sie wären eine Hexe, und weil sie glauben, dass Sie unser
ruhiges und friedliches Dorf, naja, wie soll ich sagen, in Aufruhr bringen, mit
- mit ihrem ...“
    „Zauber?“
    „Na ja, Sie wissen ja, wie
manche Menschen denken, die kaum je in ihrem Leben aus einem Tal wie diesem
herausgekommen sind.“
    „Ich habe, ehrlich gesagt,
keine Ahnung, wie solche Menschen denken“, antwortet sie. „Aber ich mache mir
natürlich jetzt Gedanken darüber, warum diese Menschen ihr Leben lang nie ein
Interesse verspürt haben, einmal aus diesem Tal herauszukommen, so paradiesisch
es hier auch immer sein mag. Hier wohnen doch keine Armen. Keiner zwingt sie zu
dieser Horizontbeschränkung. Oder?“
    „Es sind ja keineswegs alle
Dirnitzer, die sich sorgen, sondern nur eine Handvoll Frauen. Und ein paar
Männer“, fügt er etwas leiser hinzu.
    Eine Weile überlegt Miriam. Sie
hat heute früh einen Brief an ihrer Tür gefunden, von „Dirnitzer Bürgern“, die
ihr nahelegten, wieder abzureisen. Doch sie entschließt sich, dem Teufl vorerst
nichts davon zu sagen.
    „Lieber Herr Pfarrer“, sagt sie
dann. „Ich sehe ja ohnehin, dass Ihnen das ein wenig peinlich ist, und ich
verstehe auch die Mission, die Sie hier zu erfüllen haben. Aber jetzt verstehen
Sie einmal mich: Auch ich habe einen Auftrag. Ich diene ebenso einer göttlichen
Kraft wie Sie. Nur ist die Kraft, der ich diene, eine weibliche, während die
Ihre eine männliche ist. Meine Göttin - Ihr Gott. Verstehen Sie? Ich tue mein
Bestes, der Göttin zu dienen. Ich lebe mit der Natur. Ich achte auf die Zyklen
der Natur und richte mein Leben darauf ein. Ich verlange das von niemand
anderem. Ich stelle mein Wissen und meine heilerischen Fähigkeiten zur
Verfügung und will meistens gar nichts dafür. Das kann ich tun, weil eine
Erbschaft mich vor ein paar Jahren zu einem finanziell unabhängigen Menschen
gemacht hat. Nachdem ich in meinem Coven im Vorjahr die dritte Weihe und die
Erlaubnis, einen eigenen Coven zu gründen erhalten habe, beschloss ich, eine
Freifliegende zu werden, eine Hexe ohne Coven. Unterwegs, um der Göttin und
ihren Prinzipien zu dienen. Ich beschäftige mich mit Heilkräutern und
Heilhypnose. Ich bin diplomierte Psychotherapeutin und ich bin ledig. Ich habe
weder vor, irgendjemanden hier zu verhexen, noch werde ich irgend einer Frau
hier den Mann ausspannen. Auch mit dem Teufel stehe ich nicht im Bunde. Mehr
gibt es über mich nicht zu sagen.“
    Der Teufl blickt etwas betreten
zu Boden. Eine der Katzen kratzt an der Tür und begehrt nach draußen. Miriam
öffnet einen Spalt die Tür und Wotan schlüpft hinaus ins Freie.
    „Lassen Sie bitte gleich
offen“, sagt der Pfarrer mit gedrückter Stimme. „Danke dass Sie mich
hereingelassen haben. Ich will jetzt lieber wieder gehen, denn ich sehe ja
selbst, dass diese ganzen Vorurteile zu nichts führen.“
    Die Hagazussa steht auf.
    „Sie sind mir jederzeit
willkommen“, sagt sie dann, während Teufl sich an ihr vorbeischiebt und ihr von
draußen noch einmal die Hand reicht.
    „Herr Pfarrer!“, ruft sie ihm
nach, als er schon ein paar Schritte gegangen ist.
    Teufl dreht sich um.
    „Ich werde nicht mehr lange
bleiben. Sagen Sie das Ihren Frauen -&xnbsp; und ihren Männern!“
    Sie blickt ihm noch einem Weile
nach, als er die Wiese hinunter zum Weidezaun geht, wo er sein Fahrrad angelehnt
hat.

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