Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Vagner
Vom Netzwerk:
Angehörigen und das ganze Dorf in den existenziellen
Abgrund hätte stürzen können? Freilich, im Prinzip - abgesehen von der
wahrscheinlich grundlosen Hysterie, die sich ausgebreitet hat - eine harmlose
Krankheit, aber sie ist trotz allem mit normalen Mitteln nicht zu stoppen,
durch kein Medikament der Schulmedizin. Und sie ist hochinfektiös.
    Soll er sie einfach fragen? Die
Hexe? Wie käme er sich denn da vor! Schlimm genug schon, dass er, als
Gemeindetierarzt, eine Naturheilerin und Hexe hat kommen lassen. Doch was tut
man nicht alles in der höchsten Not.
    Als junger Tierarzt hat er sich
sehr für alternative Heilmethoden interessiert. Ihm war zum Beispiel
aufgefallen, dass Bachblüten manchmal bei Tieren helfen. Das hat ihn verblüfft,
denn wenn, wie viele Kritiker dieser Methode sagen, der teilweise Erfolg beim
Menschen nur auf Einbildung und Plazeboeffekt beruht, wie geht das dann bei
Tieren, die ja keine Ahnung davon haben können, dass sie überhaupt ein
Heilmittel bekommen? Bei anderen alternativen Heilverfahren war es ganz
ähnlich. Und vielleicht hätte er sich als praktizierender junger Tierarzt auch
weiter vertieft in diese Materie. Doch wie bei vielen anderen Kollegen auch,
kam nach einer Zeit des alternativen Denkens eine Zeit der Anpassung. Gravogl
heiratete Bürgermeister Gerstls Schwester Anna. Nach der Heirat Hausbau,
einrichten der Ordination, seine erste Tochter Lena, dann, eine ganze Weile
später, die zweite, Kathi, die ihrer Schwester so gar nicht ähnlich ist. Die
Jahre vergingen, und außerdem gab es da auch immer das eine oder andere
Geschenk, die eine oder andere Zuwendung, wenn man´s mit der Schulmedizin und
der Pharmaindustrie hielt. Heute ist er Anfang fünfzig, zwar immer noch
interessiert an alternativen Heilmethoden, doch im Grunde hat er keine
wirkliche Ahnung davon. Und im Moment ärgert er sich gründlich darüber.
Trotzdem beschließt er, gleich jetzt zur Hagazussa rüberzufahren und die Sache
zu erledigen.
    Unterwegs trifft er auf Kathi,
die gerade aus dem Schulbus steigt. Ob sie mitfahren will zur Hex´? Die Kleine
ist begeistert. Der Gravogl telefoniert kurz mit Anna und sagt ihr, dass er die
Kathi mitnimmt. Dann lenkt er den Pajero Richtung Ortsende und hin zur
Futterwiese, wo die Hagazussa ihren Zigeunerwagen stehen hat. Und als er von
der Straße abbiegt auf den Karrenweg, der zur Wiese führt, kommt ihm Teufl, der
junge Pfarrer entgegen. Etwas steif sitzt er auf seinem Fahrrad und lässt sich
von den Schlaglöchern durchschütteln.
    Zuerst war er den Dirnitzern ja
etwas zu jung erschienen. Auch ihm, Gravogl, obwohl er kein so eifriger
Kirchengeher ist, wie einige andere hier im Ort. Aber einen Pfarrer soll es schon
geben in jedem Dorf, auch wenn sie ihn mit ein paar anderen Ortschaften teilen
müssen. Jedenfalls hat man sich mit der Zeit gewöhnt an den Jungen, der dem
Pfarrer Mitterer nachgefolgt war. Der ist ja uralt geworden hier. Und er hatte
wohl auch ein paar Kinder mit ein paar gläubigen Frauen in der Gegend, munkelt
man.
    „Grüß Sie Gott, Herr Pfarrer!“
    Teufl holpert gerade an ihnen
vorbei. Der muss doch bei der Hexe gewesen sein. Was hätte er sonst wohl
gesucht hier, mit seinem Fahrrad?
    „Grüß Gott!“, antwortet Teufl
etwas atemlos, macht aber keine Anstalten, für eine kurze Plauderei stehen zu
bleiben.
    Der muss es eilig haben, denkt
der Gravogl. Er hält den Pajero an und lässt die Kleine aussteigen. Die letzten
Schritte zum Zigeunerwagen gehen sie zu Fuß.
    Miriam freut sich über Gravogls
Anerkennung. Sie serviert ihm und seinem Mädchen Apfelsaft und Kekse. Dann
zeigt sie ihm den Brief, der heute früh auf ihrer Zigeunerwagentüre klebte.
Gravogl öffnet ihn:
    Uns ist zu Ohren gekommen, dass
Sie in unserem Dorf Ihre „Dienste“ mit seltsamen Praktiken und Ritualen
anbieten. Sie sollen mit Giften und magischen Tricks arbeiten und den Teufel
anbeten. Wir brauchen keine Satanisten in unserem schönen Dirnitz. Verschwinden
Sie von hier! Wir geben Ihnen drei Tage Zeit, unsere Aufforderung ernst zu
nehmen. Sollten Sie nach drei Tagen noch immer nicht verschwunden sein, so
werden wir zu drastischen Mitteln greifen. Sehen Sie sich vor!
Bürger der Marktgemeinde Dirnitz
    Der Gravogl klappt den Zettel
zusammen, schüttelt wortlos den Kopf und lächelt ein wenig bitter.
    „Sie können mir glauben, dass
ich nicht zu jenen dirnitzer Bürgern gehöre! Ich weiß nicht, ob man das ernst
nehmen soll. Im Grunde sind das alles hier friedliebende Leute.

Weitere Kostenlose Bücher