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Die Freude am Leben

Die Freude am Leben

Titel: Die Freude am Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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bestellte.
    »Hör mal, Eugénie«, wagte Chanteau zu sagen, »wenn man mich reingelegt hat, so ist es ein wenig deine Schuld.«
    Doch sie wollte nichts mehr von dieser Verantwortlichkeit wissen, sie vergaß gern, daß die Teilhaberschaft mit Davoine ihr Werk war.
    »Wieso? Meine Schuld?« erwiderte sie schroff. »Bin etwa ich krank? Wenn du nicht krank geworden wärest, dann wären wir vielleicht Millionäre.«
    Sooft die Verbitterung seiner Frau in dieser Weise hervorbrach, senkte er verlegen den Kopf und schämte sich, daß der Feind der Familie ihm in den Knochen steckte.
    »Wir müssen abwarten«, murmelte er. »Davoine scheint sich der Sachen, die er vorhat, sicher zu sein. Wenn Tannenholz wieder im Preis anzieht, gewinnen wir ein Vermögen.«
    »Na und?« mischte sich Lazare ein, ohne beim Abschreiben seiner Noten innezuhalten. »Wir haben doch auch so zu essen ... Es ist wirklich falsch von euch, daß ihr euch so quält. Ich für mein Teil pfeife aufs Geld!«
    Frau Chanteau zuckte ein zweites Mal die Achseln.
    »Du tätest besser daran, etwas weniger darauf zu pfeifen und deine Zeit nicht mit Albernheiten zu vertun.«
    Und dabei hatte sie selber ihm das Klavierspielen beigebracht! Der bloße Anblick einer Partitur versetzte sie heute in Wut. Ihre letzte Hoffnung brach zusammen: Dieser Sohn, der, wie es ihr Traum war, einmal Präfekt3 oder Gerichtspräsident werden sollte, sprach davon, Opern zu schreiben; und sie sah ihn schon durch den Straßendreck stapfen und Privatstunden geben, wie sie selbst es getan.
    »Kurz und gut«, begann sie wieder, »hier ist eine Übersicht über die letzten drei Monate, die Davoine mir gegeben hat ... Wenn das so weitergeht, werden wir ihm im Juli schließlich noch Geld schulden.«
    Sie hatte ihre Tasche auf den Tisch gestellt und holte ein Papier daraus hervor, das sie Chanteau hinhielt.
    Er mußte es nehmen, drehte es hin und her, legte es schließlich vor sich hin, ohne es auseinanderzufalten.
    Eben brachte Véronique den Tee. Langes Schweigen trat ein, die Tassen blieben leer. Neben der Zuckerdose lag Minouche, die ihre Pfoten wie in einem Muff übereinandergelegt hatte, und kniff scheinheilig die Lider zusammen, während Mathieu vor dem Kamin schnarchte wie ein Mensch. Und die Stimme des Meeres schwoll draußen immer mehr an, gleich einem ungeheuren Baß, der die Begleitmusik zu den friedlichen kleinen Geräuschen dieses schläfrigen Wohnraumes abgab.
    »Willst du sie nicht lieber wecken, Mama?« sagte Lazare. »Es muß nicht gerade bequem für sie sein, in dieser Stellung zu schlafen.«
    »Ja, ja«, murmelte Frau Chanteau in Gedanken, die Augen auf Pauline gerichtet.
    Alle drei betrachteten das schlummernde Kind. Paulines Atem war noch ruhiger geworden, ihre weißen Wangen und ihr rosiger Mund hatten im hellen Licht der Lampe die reglose Lieblichkeit eines Blütenstraußes. Allein ihr vom Wind zerzaustes kastanienbraunes Haar warf einen Schatten auf ihre zarte Stirn. Und Frau Chanteau kehrte im Geiste nach Paris zurück, zu den Scherereien, die sie gerade gehabt; sie war selber verwundert, mit welchem Eifer sie diese Vormundschaft angenommen hatte, und von instinktiver Hochachtung vor einem reichen Mündel erfaßt; im übrigen war sie von strenger Redlichkeit und hegte keinerlei Hintergedanken in bezug auf das Vermögen, das sie nun verwalten würde.
    »Als ich in den Laden gekommen bin«, begann sie langsam zu erzählen, »hatte sie ein schwarzes Kleidchen an und küßte mich mit heftigem Schluchzen ... Oh, ein sehr schöner Laden! Eine Fleischerei ganz aus Marmor und Spiegeln, den Markthallen gerade gegenüber ... Und ich habe da eine tüchtige Person gefunden, ein Hausmädchen, so einen Dreikäsehoch, frisch, rosig; sie hatte den Notar benachrichtigt, hatte die gerichtlichen Siegel anbringen lassen und verkaufte in aller Seelenruhe weiter Blut und Bratwürste ... Adèle hat mir auch vom Tod unseres armen Cousins Quenu erzählt. Nach dem Verlust seiner Frau Lisa vor sechs Monaten erstickte er fast vor Blutandrang; immerfort faßte er sich mit der Hand an den Hals, als wolle er seine Krawatte abnehmen; schließlich fand man ihn eines Abends mit blaurotem Gesicht, mit der Nase in einer Schmalzschüssel ... Sein Onkel Gradelle war auch so gestorben.«
    Sie schwieg, es trat wieder Stille ein. Über Paulines schlafendes Antlitz huschte ein Traum, der flüchtige Schimmer eines Lächelns.
    »Und mit der Vollmacht ist alles gut gegangen?« fragte Chanteau.
    »Sehr gut ... Aber

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