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Die Freude am Leben

Die Freude am Leben

Titel: Die Freude am Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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sie auch den Mut hatte, Lazare und Louise zu verheiraten, so würde sie doch niemals den Mut haben, bei ihnen zu bleiben und die Vertrautheit ihres Glückes zu teilen: Die Aufopferung hat Grenzen, Pauline fürchtete die Wiederkehr ihrer heftigen Ausbrüche, irgendeinen schrecklichen Auftritt, an dem sie gestorben wäre. Tat sie im übrigen nicht schon genug? Wer hätte die Grausamkeit besessen, ihr diese unnütze Folter aufzuzwingen? Ihre Entscheidung wurde also auf der Stelle, unwiderruflich gefaßt: Sie würde fortgehen, sie würde dieses Haus voller beunruhigender Erinnerungen verlassen. Ihr ganzes Leben würde sich ändern, und sie schreckte nicht davor zurück.
    Beim Mittagessen zeigte sie jene ruhige Heiterkeit, die sie nicht mehr verließ. Der Anblick von Lazare und Louise, die flüsternd und lachend nebeneinander saßen, ließ sie tapfer bleiben, ohne eine andere Schwäche als eine große Kälte im Herzen. Dann, da es gerade Sonnabend war, hatte sie den Gedanken, die beiden zu einem ausgedehnten Spaziergang zu drängen, um allein zu sein, wenn Doktor Cazenove käme. Sie brachen auf, und sie war überdies so vorsichtig, letzteren auf der Landstraße zu erwarten. Sowie er sie erblickte, wollte er sie in seinen Wagen steigen lassen, um sie nach Hause zu fahren. Doch sie bat ihn auszusteigen, sie kehrten langsamen Schrittes zurück, während Martin hundert Meter vor ihnen den leeren Wagen lenkte.
    Und Pauline schüttete in wenigen schlichten Worten ihr Herz aus. Sie sagte alles, sprach von ihrem Plan, Lazare Louise zu geben, von ihrem Willen, das Haus zu verlassen. Diese Beichte schien ihr notwendig, sie hatte nicht Hals über Kopf handeln wollen, und der alte Arzt war der einzige Mensch, der sie verstehen konnte.
    Plötzlich blieb Cazenove mitten auf der Straße stehen und nahm sie in seine langen mageren Arme. Er zitterte vor Erregung, er drückte ihr einen herzhaften Kuß aufs Haar und duzte sie.
    »Du hast recht, mein Kind ... Und siehst du, ich bin von Herzen froh, denn das hätte noch schlechter enden können. Seit Monaten quält mich das, ich war ganz krank, wenn ich zu euch ging, so unglücklich kamst du mir vor ... Ach, sie haben dich schön ausgeplündert, die guten Leute: zuerst dein Geld, dann dein Herz ...«
    Das junge Mädchen versuchte ihn zu unterbrechen.
    »Mein Freund, ich flehe Sie an ... Sie beurteilen sie schlecht.«
    »Möglich, das hindert mich aber nicht, mich für dich zu freuen. Geh, geh, gib deinen Lazare her, es ist kein schönes Geschenk, das du der anderen machst ... Oh! Er ist gewiß reizend, voll der besten Absichten; aber mir ist es lieber, daß die andere unglücklich mit ihm wird. Diese Burschen, die alles langweilt, sind zu schwer zu tragen, selbst für so kräftige Schultern wie die deinen. Eher würde ich dir einen Fleischergesellen wünschen, ja, einen Fleischergesellen, der Tag und Nacht lacht, daß er sich die Kinnbacken ausrenkt.« Dann, als er sah, daß ihr Tränen in die Augen stiegen: »Gut! Du liebst ihn, sprechen wir nicht mehr davon. Und umarme mich noch einmal, denn du bist schon ein recht tapferes Mädchen, daß du so viel Vernunft hast ... So ein Dummkopf, der nicht begreift!«
    Er hatte ihren Arm genommen, er drückte sie an sich. Und nun sprachen sie vernünftig miteinander, während sie wieder weitergingen. Gewiß, sie würde gut daran tun, Bonneville zu verlassen; und er übernahm es, ihr eine Stellung zu verschaffen. Er hätte nämlich in SaintLô eine reiche alte Verwandte, die eine Gesellschafterin suchte. Das junge Mädchen wäre dort vorzüglich aufgehoben, um so mehr, als jene Dame, die keine Kinder hatte, sie liebgewinnen und vielleicht später an Kindes Statt annehmen könne. Alles wurde geregelt, er versprach ihr eine endgültige Antwort vor Ablauf von drei Tagen, und sie kamen überein, zu niemand von diesem feststehenden Abreiseplan zu sprechen. Sie fürchtete, daß man darin eine Drohung sah, vielmehr wollte sie die Heirat zustande bringen und am Tage darauf ohne Aufhebens als nunmehr überflüssige Person ihres Weges gehen.
    Am dritten Tag erhielt Pauline einen Brief vom Doktor: Man erwartete sie in SaintLô, sobald sie frei sein würde. Und an demselben Tag nahm sie, während Lazare abwesend war, Louise mit in den Garten, auf eine alte, von Tamariskensträuchern geschützte Bank. Vor sich, über die kleine Mauer hinweg, sah man nichts als das Meer und den Himmel, eine blaue Unendlichkeit, die am Horizont von einer einfachen großen Linie

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