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Die Freude am Leben

Die Freude am Leben

Titel: Die Freude am Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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durchschnitten wurde.
    »Mein Liebes«, sagte Pauline in ihrer mütterlichen Art, »wir wollen wie zwei Schwestern miteinander reden, ja? Du liebst mich doch ein wenig ...«
    Louise unterbrach sie und faßte sie um die Taille.
    »O ja!«
    »Nun gut! Wenn du mich liebhast, tust du unrecht, mir nicht alles zu sagen ... Warum hast du Geheimnisse?«
    »Ich habe keine Geheimnisse.«
    »Doch, du denkst nicht genug nach ... Komm, öffne mir dein Herz.«
    Beide sahen sich einen Augenblick aus so großer Nähe an, daß sie die Wärme ihres Atems spürten. Indessen trübten sich allmählich die Augen der einen unter dem klaren Blick der anderen. Das Schweigen wurde peinlich.
    »Sag mir alles. Dinge, über die man spricht, sind bald geklärt; wenn man sie aber verhehlt, wird am Ende etwas Häßliches daraus ... Nicht wahr, es wäre doch nicht schön, wenn wir uns erzürnten, wenn es noch einmal zu dem käme, was wir so sehr bedauert haben.«
    Da brach Louise heftig in Schluchzen aus. Sie preßte mit ihren zuckenden Händen Paulines Taille, sie hatte ihren Kopf sinken lassen und barg ihn an der Schulter ihrer Freundin, während sie unter Tränen stammelte:
    »Oh, es ist schlecht, darauf zurückzukommen! Wir sollten nie wieder davon sprechen, nie wieder! Schick mich lieber gleich fort, bevor du mir diese Qual bereitest.«
    Vergeblich suchte Pauline sie zu beruhigen.
    »Nein, ich verstehe sehr wohl ... Du verdächtigst mich noch immer. Warum sprichst du mir von einem Geheimnis? Ich habe kein Geheimnis, ich tue alles nur Erdenkliche, damit du mir keinen Vorwurf zu machen brauchst. Es ist nicht meine Schuld, wenn es Dinge gibt, die dich beunruhigen: Ich achte sogar darauf, wie ich lache, wenn es auch nicht so aussieht ... Und wenn du mir nicht glaubst, nun gut, dann gehe ich, dann gehe ich sofort.«
    Sie waren allein in der großen Weite. Der vom Westwind versengte Garten erstreckte sich zu ihren Füßen wie unbebautes Land, während jenseits das reglose Meer seine Unendlichkeit entrollte.
    »Aber hör doch mal zu!« rief Pauline. »Ich mache dir gar keinen Vorwurf, ich möchte dich im Gegenteil beruhigen.«
    Und indem sie sie bei den Schultern faßte und sie zwang aufzublicken, sagte sie sanft zu ihr, wie eine Mutter, die ihre Tochter befragt:
    »Du liebst Lazare? Und er liebt dich auch, ich weiß es.«
    Eine Blutwelle war Louise ins Gesicht gestiegen. Sie zitterte noch mehr, sie wollte sich losmachen und fliehen.
    »Mein Gott! Ich bin doch recht ungeschickt, daß du mich nicht verstehst! Würde ich wohl auf ein solches Thema zu sprechen kommen, um dich zu quälen? Ihr liebt euch, nicht wahr? Nun gut, ich will euch miteinander verheiraten, das ist ganz einfach.«
    Verstört hörte Louise auf, sich zu sträuben. Bestürzung ließ ihre Tränen versiegen, lähmte sie, ihre Hände waren leblos herabgesunken.
    »Wie? Und du?«
    »Ich, mein Liebes, ich habe mich seit einigen Wochen ernsthaft befragt, des Nachts vor allem, in den Stunden des Wachseins, in denen man klarer sieht ... Und ich habe erkannt, daß ich für Lazare nur eine gute Freundschaft hatte. Merkst du es nicht selber? Wir sind Kameraden, man könnte meinen, zwei Jungen, es gibt zwischen uns nicht dieses Hingerissensein der Liebenden ...«
    Sie suchte nach Ausflüchten, um ihre Lüge glaubwürdig zu machen. Aber ihre Nebenbuhlerin sah sie noch immer mit ihren starren Augen an, als hätte sie den verborgenen Sinn der Worte durchschaut.
    »Warum lügst du?« murmelte sie schließlich. »Bist du fähig, nicht mehr zu lieben, wenn du einmal liebst?«
    Pauline wurde verwirrt.
    »Was bedeutet das schließlich! Ihr liebt euch, es ist ganz natürlich, daß er dich heiratet ... Ich bin mit ihm aufgewachsen, ich werde seine Schwester bleiben. Die verliebten Gedanken schwinden dahin, wenn man so lange aufeinander gewartet hat ... Und außerdem gibt es noch viele Gründe ...«
    Ihr wurde bewußt, daß sie den Boden unter den Füßen verlor, daß sie abirrte, und mitgerissen von ihrer Offenheit, begann sie wieder:
    »Oh, mein Liebes, laß mich nur machen! Wenn ich ihn noch genügend liebe, um zu wünschen, daß er dein Mann wird, so deshalb, weil ich glaube, daß du zu seinem Glück nötig bist. Mißfällt dir das? Würdest du nicht ebenso handeln wie ich? ... Komm, laß uns in Freundschaft darüber reden. Willst du bei der Verschwörung mitmachen? Willst du, daß wir im Einverständnis miteinander sind, um ihn zum Glück zu zwingen? Selbst wenn er böse würde, wenn er glauben sollte,

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