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Die Freude am Leben

Die Freude am Leben

Titel: Die Freude am Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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nach Caen, von wo er noch verdrossener zurückkehrte. Und Pauline, die die Führung des Hauses hatte beibehalten müssen, war ihnen unentbehrlich geworden, denn sie versöhnte die beiden dreimal am Tage.
    »Du solltest dich endlich anziehen«, sagte sie. »Der Pfarrer wird zweifellos gleich dasein, du könntest dann ihm und dem Onkel Gesellschaft leisten. Ich habe noch so viel zu tun!«
    Aber Louise gab ihren Groll keineswegs auf.
    »Ist es wohl möglich! So lange fortzubleiben! Mein Vater schrieb mir gestern, der Rest unseres Geldes werde dabei draufgehen.«
    In der Tat hatte sich Lazare bereits in zwei unglücklichen Unternehmungen so bestehlen lassen, daß Pauline, besorgt um das Kind, diesem als seine Patin zwei Drittel des ihr verbliebenen Vermögens zum Geschenk gemacht hatte, indem sie auf seinen Namen eine Versicherung abschloß, die ihm am Tage seiner Großjährigkeit hunderttausend Francs bringen sollte. Sie hatte jetzt nur noch fünfhundert Francs Jahreszinsen, ihr einziger Kummer war es, ihre gewohnten Almosen einschränken zu müssen.
    »Eine nette Spekulation, dieser Dünger!« fuhr Louise fort. »Mein Vater wird ihm davon abgeraten haben, und nun amüsiert er sich, deshalb kommt er nicht nach Hause ... Oh, ich mach mir nichts draus, soll er sich ruhig herumtreiben!«
    »Na also, warum ärgerst du dich dann?« entgegnete Pauline. »Geh, der arme Junge denkt an nichts Schlechtes ... Komm herunter, ja? Was soll man bloß zu dieser Véronique sagen, verschwindet an einem Sonnabend und läßt mir die ganze Küche auf dem Hals!«
    Das war ein unerklärlicher Vorfall, der das Haus seit zwei Stunden beschäftigte. Die Magd hatte ihr Gemüse für das Ragout geputzt, eine Ente gerupft, ausgenommen und auf einem Teller zum Braten fertiggemacht; dann war sie plötzlich wie vom Erdboden verschluckt, man hatte sie nicht wieder gesehen. Pauline hatte sich endlich entschlossen, selber das Ragout aufs Feuer zu setzen, durch dieses Verschwinden aufs höchste erstaunt.
    »Sie ist also nicht wieder aufgetaucht?« fragte Louise, von ihrem Zorn abgelenkt.
    »Aber nein!« erwiderte das junge Mädchen. »Weißt du, was ich jetzt annehme? Sie hat die Ente von einer Frau gekauft, die vorbeikam, und vierzig Sous dafür bezahlt, und ich entsinne mich, ihr gesagt zu haben, daß ich in Verchemont schönere für dreißig Sous gesehen hätte. Sogleich hat sich ihr Gesicht verschlossen, und sie hat mir einen ihrer bösen Blicke zugeworfen ... Nun, ich wette, sie ist nach Verchemont gegangen, um zu sehen, ob ich die Wahrheit gesagt habe.«
    Sie lachte, doch es lag Traurigkeit in ihrem Lachen, denn sie litt darunter, daß Véronique ohne vernünftigen Grund von neuem so aufgebracht gegen sie war. Die Entwicklung, die sich seit dem Tode Frau Chanteaus in diesem Mädchen vollzog, hatte nach und nach den Haß von früher wieder in ihr aufleben lassen.
    »Länger als eine Woche schon kriegt man kein Wort aus ihr heraus«, sagte Louise. »Bei einem solchen Charakter ist sie zu jeder Dummheit fähig.«
    Pauline winkte nachsichtig ab.
    »Ach was, soll sie ihre Schrullen befriedigen! Sie wird schon wiederkommen, und wir werden diesmal noch nicht Hungers sterben.«
    Aber das Kind auf der Decke bewegte sich. Pauline lief bin und beugte sich über den Kleinen.
    »Was hast du denn, mein Liebling?«
    Die Mutter, die immer noch am Fenster stand, sah einen Augenblick zu und verschwand dann im Zimmer. Chanteau, der in Gedanken versunken war, wandte erst den Kopf, als Loulou zu knurren begann; dann machte er seine Nichte aufmerksam.
    »Pauline, da ist dein Besuch.«
    Zwei zerlumpte Bengel kamen an, die ersten der Bande, deren Besuch sie jeden Sonnabend empfing. Da der kleine Paul sofort wieder eingeschlafen war, stand sie auf und sagte:
    »Ach, die haben mir gerade noch gefehlt! Ich habe keine Minute Zeit ... Bleibt nur trotzdem, setzt euch auf die Bank. Und wenn andere kommen. Onkel, sollen sie sich danebensetzen ... Ich muß unbedingt einen Blick auf mein Ragout werfen.«
    Als sie nach einer Viertelstunde zurückkam, saßen auf der Bank schon zwei Jungen und zwei Mädchen, ihre ehemaligen Armenkinder, die jetzt herangewachsen waren und ihre Bettelgewohnheiten beibehalten hatten.
    Im übrigen war niemals so viel Elend auf Bonneville niedergegangen. Während der Maistürme waren die letzten drei Häuser an der Felsenküste zerschmettert worden. Es war zu Ende, die Hochfluten hatten das Dorf nach jahrhundertelangem Ansturm vollends hinweggefegt;

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