Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
Vom Netzwerk:
aber mein Auftrag lautete anders.
    «Kommt raus und bildet eine Reihe. Ed wird euch gleich abholen», rief ich ihnen zu und eilte weiter.
    Am Ende des Flurs war der Rauch so dicht, dass mir die Augen tränten. Ich musste husten und legte die Hand vor den Mund, als ich Evans Zimmer betrat. Trotz der lauten Sirene schlief der Junge. Er hatte sich zusammengerollt und die Decke über den Kopf gezogen.
    Ich packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. Nichts.
    Der Rauch benahm mir den Atem. Ich riss die Decke zur Seite und gab Evan einen leichten Klaps auf die Wange. Immer noch nichts.
    Noch mehr Rauch. Meine Augen brannten. Die Brust schnürte sich mir zu.
    Ich zog den Jungen hoch. Sein Kopf fiel zurück. Der Mund stand offen. Kurz entschlossen nahm ich ihn wie einen überdimensionalen Säugling auf den Arm. Er war nicht besonders schwer, aber verhältnismäßig groß und schlaksig, und die Glieder hingen schlaff herab.
    Ich hievte ihn über meine Schulter und eilte hustend in den Flur hinaus.
    Ihn fest umklammernd, stolperte ich voran, vorbei an offenstehenden Türen. Das Team hatte sie bereits evakuiert. Ich hastete durch den Aufenthaltsraum auf Karen zu.
    «Evan», sagte sie erleichtert und machte einen Haken hinter seinem Namen. «Raus mit euch ins Treppenhaus. Ich warte, bis der Letzte durch ist.»
    Die Alarmsirene schrillte immer noch. Karen hielt mir die Tür auf. Der Vorraum war rauchfrei, ich konnte endlich wieder tief Luft holen und eilte auf den Notausgang zu. Evan wurde mir allmählich zu schwer. Meine Arme brannten, der Rücken tat mir weh.
    Auf dem Weg nach unten rutschte ich, um mich abzustützen, mit der freien Schulter an der Wand entlang. Als ich den Treppenabsatz im siebten Stock erreichte, fiel oben die Feuerschutztür ins Schloss. Karen kam herunter.
    Achtjährige können verdammt schwer sein. Ich war jetzt auf Höhe der sechsten Etage und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, schaffte bald auch die fünfte, vierte Etage.
    Auf dem Treppenabsatz der dritten Etage legte ich eine kleine Pause ein, um Luft zu schnappen. Plötzlich flog die Tür auf. Ich blinzelte in grelles Licht.
    Vor mir stand Andrew Lightfoot.
    «Na bitte», sagte er. «Sie haben mir Evan gebracht. Macht die Sache für mich umso leichter.»
    «Andrew? Müssen Sie nicht im Bett liegen und sich –»
    Weiter kam ich nicht. Zwei dünne schwarze Drähte flogen auf mich zu. Ich spürte sie auf meine Brust treffen.
    Evan fiel zu Boden. Ich folgte ihm.

[zur Inhaltsübersicht]
    38 . Kapitel
    Als eine Viertelstunde später die Feuerwehr vor dem Kirkland Medical Center eintraf, hatten es D. D. und Alex endlich geschafft, im größer werdenden Gedränge aus hektischem Personal und verwirrten Patienten einen Weg nach draußen zu finden. Schwestern schoben auf Rollstühlen Sauerstoffflaschen durchs Haus, Pfleger manövrierten Rollbetten mit Patienten auf die Gänge, Sicherheitsangestellte versuchten, die Ausgänge frei zu halten. Glastüren flogen auf, Leute kamen heraus, und Feuerwehrmänner eilten hinein. Und unablässig heulten Feuersirenen.
    D. D. versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Was war geschehen? Andrew Lightfoot war besinnungslos auf die Intensivstation gebracht worden, wenig später aber laut Auskunft einer verstörten Schwester aus seinem Bett gesprungen und verschwunden. Eine Stunde danach war Alarm ausgelöst worden, und nun wurde das ganze Gebäude evakuiert.
    Wie passte das alles zusammen?
    Sie stand neben Alex auf dem Parkplatz, hielt die Hände auf die Ohren gepresst und schaute zu dem achtstöckigen Gebäude auf. Aus den Belüftungsschächten stieg dichter Rauch auf.
    Sie wandte sich an Alex. «Haben wir’s hier mit einem echten Brand zu tun, oder ist das irgendein Ablenkungsmanöver?», rief sie ihm zu.
    «Der Rauch sieht leider ziemlich echt aus.»
    Aber irgendwas stimmte nicht. D. D. schaute sich nach einem Feuerwehrmann um.
    Neben einem Löschwagen entdeckte sie einen, der gerade in ein Walkie-Talkie sprach. Er reagierte ungehalten, als sie ihn ansprach. Sie hielt ihm ihren Ausweis vor die Nase.
    «Wie ist die Lage?», fragte sie laut.
    «Starke Rauchentwicklung im Obergeschoss. Scheint von der Belüftung auszugehen.»
    «Feuer?»
    «Sieht eher nach einem Schwelbrand aus. Könnte ziemlich gefährlich werden, wenn Luft drankommt. Unsere Leute suchen das ganze Gebäude ab, haben die Quelle aber noch nicht gefunden.»
    «Danke. Halten Sie uns auf dem Laufenden.»
    D. D. kehrte zu Alex zurück. «Meine

Weitere Kostenlose Bücher