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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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nicht. Eine reine Bettgeschichte. Er hätte mich nie im Krankenhaus besucht. Und am Samstag hatte er mich gar nicht sehen wollen. Er sagte, er habe Vorbereitungen zu treffen. Für eine Überraschung am Montag.
    Heute war Montag.
    Als er mir vor dem Fahrstuhl entgegenkam, traf mich plötzlich ein elektrischer Schlag. Und dann …
    Mein Lover hat mich außer Gefecht gesetzt, und jetzt liege ich hier, allein, im Dunkeln.
    Ich höre ein Stöhnen und Ächzen. Es kommt von unten.
    Ich bin also doch nicht allein.
    Michael ist im Haus.
    Was zum Henker …?
    Da war doch was. Ich erinnere mich plötzlich an diese Schlagzeilen, an Blutbäder in zwei Familien mit behinderten Kindern.
    Wo ist Evan? Jetzt verstehe ich. Andrew holt ihn her. Und dann bringt er uns alle um.
    Ich zerre wie wild an den Klebestreifen, mit denen meine Hände umwickelt sind. Mich auch noch von Schmerzen behindern zu lassen kann ich mir nicht leisten. Nichts wie raus. Ich muss uns alle aus dem Haus schaffen. Michael, Evan. Ich habe einen entsetzlichen Fehler gemacht.
    Die Einsicht kommt zu spät. Schon höre ich unten die Eingangstür aufgehen. Schritte auf der Treppe.
    «Liebling», ruft Andrew zuckersüß. «Ich bin zu Hause.»

[zur Inhaltsübersicht]
    40 . Kapitel
    Danielle
     
    Oh, dieser verfluchte Schädel.
Das war mein erster Gedanke. Dann spürte ich heftige Schmerzen in den Armen, einen Krampf in der rechten Schulter. Ich musste mich bewegen, mich aufrichten …
    Ich war gefesselt.
    Ich erstarrte und versuchte mir zu erklären, was geschehen war. Ich hatte Evan getragen und war mit ihm durchs Treppenhaus gegangen. Eine Tür öffnete sich. Andrew trat daraus hervor.
    Das Schwein hatte einen Taser auf mich abgefeuert. Vor Schreck über die Erinnerung versuchte ich wieder, mich aufzurichten, und schlug mit dem Kopf gegen einen harten metallenen Widerstand. Dann nahm ich das Geräusch von Reifen auf Asphalt wahr, den Gestank von Auspuffgasen und die erdrückende Hitze in eng umschlossenem Raum. Und da kapierte ich endlich.
    Das Schwein hat mich getasert und dann in den Kofferraum seines Wagens gestopft.
    Die Vergiftung war offenbar nur vorgetäuscht gewesen, um verschwinden und später heimlich zurückkehren zu können … um Feuer zu legen? Aber warum?
    Evan.
Oh Gott. Was war mit Evan geschehen?
    Hilflos wälzte ich mich in der Dunkelheit hin und her und stieß dabei auf der einen Seite gegen einen Werkzeugkasten, wie es schien, auf der anderen Seite auf eine weiche Tasche. Evan war nicht bei mir.
    Vielleicht brauchte ich mir um ihn keine Sorgen zu machen. Karen war gleich hinter uns gewesen. Sie musste ihn gefunden und in Sicherheit gebracht haben.
    Der Gedanke tröstete mich. Ich bewegte meine Finger und Zehen, lauschte den Fahrgeräuschen und spürte die Kofferraumhaube auf mir lasten. Mir wurde übel. Ich zwang mich, tief Luft zu holen, und überlegte, wie ich mich zur Wehr setzen konnte.
    Angst hatte ich nicht. Ich war bloß unglaublich wütend.
    Ich hatte mich immer versteckt zu halten versucht, meine Sicherheit in andere Hände gegeben und alles mit mir geschehen lassen.
    Aber diesmal, das schwor ich mir, würde ich kämpfen.
     
    Der Wagen bremste ab und blieb stehen. Gleich darauf wurde der Motor ausgeschaltet. Wir hatten unser Ziel erreicht. Mein Schädel dröhnte, mir war speiübel von den Auspuffgasen, und meine rechte Schulter schmerzte wie verrückt.
    Ich spannte die Muskeln an, machte mich auf Gott weiß was gefasst. Andrew würde um den Wagen herumkommen und die Haube aufklappen. Und ich? Sollte ich ihm entgegenspringen? Alarm schlagen? Ich war gefesselt und geknebelt, konnte mich nicht bewegen, konnte nicht schreien. Ich hatte kein Handy, keine Waffe. Ich war ausgeliefert.
    Eine Tür öffnete sich und fiel zurück ins Schloss. Gleich darauf öffnete sich noch eine Tür, wahrscheinlich die auf der Beifahrerseite. Andrew schien etwas aus dem Wagen herauszuholen.
    Dann Schritte, näher kommend. Ich musste etwas tun.
Nachdenken.
    Es gab nichts, was ich hätte tun können. Ich steckte hilflos in der Falle.
    Nach irgendwelchen Heldentaten war mir nicht mehr zumute. Ich dachte an meine Schwester, niedergeschossen im Flur, erinnerte mich an meinen Bruder und seinen verzweifelten Fluchtversuch auf der Treppe. Ich wollte um sie weinen, um uns alle, weil ich mir ziemlich sicher war, dass es nach der heutigen Nacht keine Überlebenden geben würde.
    Die Schritte entfernten sich. Lange Sekunden verstrichen, ohne dass sich etwas tat. Ich

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