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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Nolte
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werden. Schwarze Menschen waren selten
und kostbar auf der Arche, von einer mystischen Aura umhüllt. Es hatte Gildenkriege
um die Bündnisloyalität von Afrikanern gegeben. Sie selbst hatte eine Fehde
zwischen den Ghetto und den Voodoo geschlichtet, die um die Mitgliedschaft
eines schwarzen Passagiers kämpften. Aber die Arche 16 war, wie die historischen
Evakuierungsunterlagen belegten, im Gebiet von Tansania gestartet und hatte
selbstverständlich eine afrikanische Bevölkerung. Es gab keinen Grund, sich
davon einschüchtern zu lassen.
    Der Regent hatte bisher
geschwiegen und seine vier Gäste gemustert. Jetzt ergriff er das Wort, mit
einer tiefen, kultivierten Stimme, die im Raum widerhallte. – Wahrscheinlich
gab es versteckte Tonverstärker in den Wänden. „Ich bin Laurence Nkosi, Sohn
der Erdgötter, Herrscher über das Volk der Archinka , der Sternreisenden.
Sie sind von meinem Blut, Arche 32. Sie haben die Erlaubnis mich anzureden.
Sprechen Sie.“
    Randori legte die Hände an die
Stirn und verneigte sich tief. Sie trug einen höfischen Kimono und benutzte das
japanische Zeremoniell. Während sie redete, hielt sie den Blick höflich zu
Boden gesenkt. „Göttlicher Regent, ich stelle Ihnen vor: Antique Lazarus,
Außenpolitischer Berater Caravan, Persönlicher Assistent Graph und mich selbst,
Kapitänin Randori.“ Die Anwesenden verbeugten sich der Reihe nach. „Wir sind
dankbar, dass Sie uns empfangen und würden gerne die Möglichkeit von
Handelsbeziehungen erörtern. Dürfen wir Ihnen als Zeichen unseres Respekts einige
unbedeutende Geschenke überreichen?“
    „Wir sind Jäger, keine Händler.“
Seine Stimme war schroff, die Bezeichnung ‘Händler’ klang aus seinem Mund wie
ein Schimpfwort. Aber Randori entging nicht, dass er mit kaum verborgenem
Interesse die Designerwaren musterte, die nun zu seinen Füßen ausgebreitet
wurden. „Francis“, sagte er befehlend, und eine schwarze Gestalt löste sich aus
dem Hintergrund des Raums.
    Randori fragte sich, wo der Mann
so plötzlich herkam. Wenn der Regent einen Bodyguard aus dem Nichts hervorzaubern
konnte, war es nicht verwunderlich, dass man Lazarus seinen Degen gelassen
hatte. Der durchsichtige Glaskasten musste verborgene Eigenschaften besitzen.
Oder vielleicht handelte es sich nicht um einen technischen Trick, sondern
Francis war ein Gestaltwandler, der sich unsichtbar machen konnte? Sie warf
einen Blick auf Caravan, der ihre Überlegungen erriet und unauffällig den Kopf
schüttelte.
    Randoris ‘Außenpolitischer
Berater’ hatte sich in seinen männlichen Körper gehüllt. Die Wahrscheinlichkeit
war hoch, dass Frauen in einer kriegerischen Gesellschaft wenig galten. Randori
hätte ihr Geschlecht für diese Gelegenheit ebenfalls gerne ausgetauscht.
    Sie beobachtete aufmerksam, wie
der Regent sich eine Schmuckschatulle vom Boden reichen ließ, die aus einem feenhaften
Material bestand: klarer Diamant, der von Newton mit den schillernden Pigmenten
von Schmetterlingsflügeln gekreuzt worden war. Als der Regent dieses Wunderwerk
betrachtete, gelang es ihm nur schwer, weiterhin eine ausdruckslose Miene zur
Schau zu stellen. Randori lächelte. Wie sie gehofft hatte, war auf seinem
Schiff nichts entwickelt worden, das den Recyclern ähnelte. Was würden die
Afrikaner wohl für eine Maschine geben, die alles erschaffen konnte, was sich
die Phantasie nur vorzustellen wagte?
    Nkosi würde die Arche 32 nicht von
Himmel schießen, wenn er auf das Fachwissen der Designer angewiesen war. Das
war Randoris wichtigster Trumpf, und sie würde ihn später hervorholen. Was sie
jetzt brauchte, waren zusätzliche Informationen, um diese fremde Kultur besser
einschätzen zu können. Sie verbeugte sich erneut und gewann damit die Aufmerksamkeit
des Herrschers. „Göttlicher Regent, Sie haben Ihr Volk als ‘Jäger’ bezeichnet.
Darf ich fragen, was darunter zu verstehen ist?“
    Nkosi schien jetzt gewillter,
ernsthaft mit ihnen zu verhandeln. Er erhob sich mit einer geschmeidigen
Bewegung, der man das Kampftraining ansah. „Ich werde es Ihnen zeigen. Folgen
Sie mir.“
    Er trat hinter den Thron, wo in
den Glasboden eine schwarze Platte eingelassen war. Kaum hatte er sich darauf
gestellt, war er verschwunden. Randori blinzelte überrascht. Jetzt wusste sie
wenigstens, wo der Leibwächter so plötzlich hergekommen war. Sie tat es dem
Herrscher nach, aber nichts passierte. Erst als Francis sich neben sie stellte,
reagierte das System, und sie fand sich ohne

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