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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Nolte
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Randoris Erklärung glaubhaft zu machen, überspielte er seine
plötzliche Genesung und wälzte sich noch eine Weile auf dem Boden. Der Regent
hatte sich wieder auf seinem Thron niedergelassen und beobachtete ihn mit einem
Blick, der gleichzeitig angeekelt und fasziniert war. Randori nahm an, dass
Gebrechlichkeiten in seiner Kultur keinen Platz hatten. Sie wollte lieber nicht
darüber spekulieren, was man hier mit Kranken tat.
    Dschinn stand mühsam auf und
sagte: „Es tut mir sehr leid, Göttlicher Regent, dass ich Ihre Demonstration
unterbrochen habe. Sie sprachen über die Jagd … ich nehme an, Ihre Methode der
Energieerzeugung hängt damit zusammen?“ Es gelang ihm, in seiner Stimme keinen
Zorn durchklingen zu lassen. Er war nur ein pflichtbewusster Diplomat und nahm
einen Gesprächsfaden wieder auf, der durch seine Schuld unterbrochen worden
war.
    „Sie sind sehr scharfsichtig“, sagte
der Regent in einem Ton, der mehr nach einer Warnung als einem Kompliment
klang. „In der Tat haben Sie eben den Energiekern gesehen, der alle Hauptsysteme
der Arche 16 versorgt. Es handelt sich um eine Mischung aus technologischen und
biologischen Komponenten. Da die biologischen Teile nur eine begrenzte Zeit
funktionstüchtig bleiben, müssen wir sie regelmäßig ersetzen. Deshalb gehen wir
auf diesem Planeten auf die Jagd.“ Er hatte sich den Zeremonienspeer quer über
den Schoß gelegt und fuhr mit dem Finger die Schneide entlang. „Dort gibt es
eine Tierart, die sehr exotische Formen von Materie herstellen kann, wenn man
sie auf die richtige Art stimuliert. Außerdem produzieren sie eine spezielle,
enorme Energie, die sich künstlich nicht erzeugen lässt. Meine Wissenschaftler
haben sich diese beiden Fähigkeiten zunutze gemacht, um ein Antriebssystem zu
entwickeln, das Sie überraschen dürfte.“ Der Regent lächelte. „Wir besitzen den
überlichtschnellen Flug.“
    Randori gab einen erstickten Laut
von sich. „Überlichtgeschwindigkeit?“
    „Das ganze Universum liegt uns
offen“, verkündete er selbstzufrieden. „Wir brauchen nicht jahrzehntelang im
All zu treiben, um von einem Sternensystem zum nächsten zu kriechen. Wenn Sie
Ihr Schiff meiner Herrschaft unterstellen, werde ich Ihnen vielleicht erlauben,
den Antrieb nachzubauen.“
    Dschinn konnte nicht länger
schweigend zuhören. Mit einem Rest von Diplomatie sagte er: „Regent, bei allem
Respekt, wir haben uns mit den Bewohnern dieses Planeten bekannt gemacht. Ist
Ihnen bewusst, dass die Wesen, die Sie in Ihren … Brennöfen verfeuern, Intelligenz
und eine Zivilisation besitzen?“
    „Ach ja?“, sagte der Herrscher
gleichgültig. „Uns sind schon vorher intelligente Rassen begegnet. Manchmal
sind Sie nützlich, manchmal nicht. Diese hier sind nützlich.“ Er betrachtete
Dschinn mit einem kalkulierenden Blick. „Haben Sie daran etwas auszusetzen,
Berater?“
    „Nein“, sagte Dschinn und
erstickte fast daran.
    Nkosis Augen wanderten spöttisch
weiter und hefteten sich auf Randori. „Ich sehe, dass Sie ebenfalls aufgebracht
sind, Kapitänin. Frauen lassen sich so leicht von Emotionen hinreißen. Ihr Volk
muss schwach sein, wenn es sich von einer Herrscherin regieren lässt. Und Ihr
kindlicher Begleiter? Wird er über das Schicksal einer Alienrasse in Tränen
ausbrechen?“
    „Sicher nicht“, sagte Lazarus
gelassen. „Ich bin ganz Ihrer Ansicht, was Frauen in politischen Ämtern
betrifft, Göttlicher Regent. Ihnen fehlt die nötige Sachlichkeit.“ Ein
charmantes Lächeln malte sich auf seine Züge. „Ich mag jung aussehen, aber ich
habe die Arche über sechzig Jahre lang regiert, bis ich durch Randori von
meinem Posten verdrängt wurde. Vielleicht ist die Kapitänin nicht bereit, Ihre
überlegene Führung anzuerkennen, aber bei mir ist das anders. Wenn Sie
die Regentschaft an mich zurückgeben, kann ich Ihnen garantieren, dass unser
Schiff loyal hinter Ihnen stehen wird.“
    Randori schnappte nach Luft. Mit
dieser Wendung hatte sie nicht gerechnet.
    Nkosi lachte. „Wahrhaftig, dieses
Kind ist ein Mann nach meinem Herzen. Sie üben Verrat an Ihrer Herrscherin,
wenn ich Sie dafür zu meinem Stellvertreter mache? Gut, aber dann müssen Sie
mir erst beweisen, dass Sie es wert sind.“ Seine Augen wurden schmal, und die
Funken des Energiesturms spiegelten sich darin. „Ich werde in zwei Wochen auf
Ihr Schiff kommen und es übernehmen. Ich will einen Staatsempfang mit allen
Ehren, mit geschmückten Straßen, jubelnden Menschen und einer Besatzung,

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