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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Nolte
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Übergang an einem anderen Ort
wieder.
    Sie stand auf einer großen
viereckigen Fläche, die von Nichts umgeben war. Über ihr ragte ein weiterer Schacht
in die Unendlichkeit. Als sie näher an den Rand trat, sah sie unter sich einen
Ring aus elektrischen Entladungen, die gegen die Seitenwände eines dunkel verglasten
Quaders anbrandeten. Jetzt wusste sie, wo sie sich befand. Sie stand auf der
Decke des Thronsaals.
    Warum hatte der Regent sie ausgerechnet
hierher gebracht? Außer, er wollte ihr seine Sicherheitseinrichtungen vorführen
… Soweit Randori sehen konnte, hing der Würfel tatsächlich frei in der Luft.
Bis zu den Metallwaben gab es auf allen Seiten einige hundert Meter schwarze
Leere. Falls ein Angreifer diese Strecke überwinden konnte, würde er vom Thron
aus die ganze Zeit sichtbar und leicht zu töten sein. Die Glaswände
garantierten einen beruhigenden Rundumblick, während die rauchige Tönung
verhinderte, dass man von außen hineinschauen konnte. Der einzige Zugang zum
Thronsaal war der Fahrstuhl. Nkosi selbst konnte den Raum vermutlich per
Teleport erreichen, aber sonst gab es keine Verbindung zur übrigen Arche.
Niemand konnte hier eindringen, der nicht eingeladen war. Es war das krasseste
Beispiel von Paranoia, das sie je gesehen hatte, und gleichzeitig das absolute
Zentrum, das Herz des Schiffes. Janus wäre von diesem Architekturstil begeistert
gewesen.
    Allmählich, während sie in den
Energiewirbel um den Quader hineinschaute und sich ihre Augen an den Kontrast
von Licht und Dunkelheit gewöhnten, sah sie mechanische Aufbauten dahinter. Der
gleißende Ring wurde von einer technischen Anlage erzeugt, die kreisförmig um
den Thronsaal herum gebaut war. Der Glaskubus war von einem Stahlreif umschlossen,
an dem Metallstreben wie Zacken einer Krone emporragten. An der Spitze jedes
dieser Pfeiler hing eine bewegliche, zuckende Form. Von dort sprühten die
Blitze hervor, die den Thronsaal in einen Energiesturm einhüllten. Es war schön
und grausig zugleich. Randori löste ihren Blick davon, gerade als Dschinn sich
auf der Plattform materialisierte. Sie sah, wie der Gestaltwandler zusammenfuhr
und von Krämpfen geschüttelt auf die Knie fiel. Sein Gesicht spiegelte einen
kaum erträglichen Schmerz wieder.
    In Panik dachte sie, er würde
seine Körperform nicht halten können. Für einen Moment schien seine Gestalt zu
flackern, doch seine Selbstbeherrschung siegte. Hastig kniete Randori neben ihm
nieder. „Was ist passiert?“, flüsterte sie dem Gestaltwandler zu.
    Nkosi hatte sich zu ihnen umgedreht.
Er sah verärgert und misstrauisch aus. Der hohe Herr mochte keine
Überraschungen.
    Dschinn keuchte. „Die
Energiequellen. Es sind Seelen. Lass mich aufstehen.“ Gestützt auf Randori
erhob er sich in die Senkrechte. Heiser flüsternd fügte er hinzu: „Man hat sie
aus ihren Hüllenkörpern gerissen. Dabei sind sie noch immer lebendig.“
    „Großer Gott.“
    „Hat Ihr Mitarbeiter ein
Problem?“, fragte der Regent kühl.
    Wollte er sie testen? Ahnte er,
dass sich ein Wandler unter ihnen befand? Vielleicht hatte er sie deshalb an
diesen Ort gebracht … Aber nein, der Mann wirkte nur hochmütig verärgert über
eine Störung des Protokolls.
    „Caravan glaubt, dass er
vielleicht den Teleport nicht verträgt“, erfand sie hastig eine Erklärung. „Er
besitzt eine genetische Veranlagung zur Epilepsie. Die Krankheit wurde bisher
medizinisch unterdrückt. Zum Beamen wird der Körper datentechnisch
aufgezeichnet und an einem anderen Ort wieder zusammengesetzt, nicht wahr? Ist
es möglich, dass künstlich ausgeschaltete Gene reaktiviert werden, wenn ...“
    „Nicht das ich wüsste.“
    „Ich entschuldige mich für den
Vorfall und bitte Sie, uns in den Thronsaal zurückzubringen. Epileptische
Anfälle dauern nicht lange und brauchen keine sofortige medizinische Behandlung.
Wir können hoffentlich den Rest unseres Gespräches fortsetzen, sobald mein Mitarbeiter
sich erholt hat.“
    Der Regent gab mit einem
ungeduldigen Nicken sein Einverständnis. Sein Leibwächter brachte sie
nacheinander zurück und verschwand dann in das Nichts, aus dem er gekommen war.
Randori beobachtete, wie Graph diesen Abgang verfolgte und alles genauestens in
seinem Gedächtnis speicherte. Vielleicht war es später möglich, aus seinen
Erinnerungen etwas über die Teleport-Technik herauszufinden.
    Dschinns Körper entspannte sich,
sobald die Schutzwände zwischen ihm und dem Energiesturm der gefolterten Seelen
lagen. Um

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