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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Nolte
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Körper. Ich selbst höre dadurch
auf zu existieren, denn meine Nachkommen besitzen nur ein Viertel meiner
Kernzellen und damit weder Bewusstsein noch Erinnerung. Sie fangen wieder ganz
von vorne an. Sie werden auf einer Intelligenzstufe noch unter den Tieren
leben, bis in ihrem Inneren weitere Kernzellen herangewachsen sind und sich ein
Tiefenselbst bildet. Vielleicht werden sie später ebenfalls zu Ahnen, indem sie
mit einem anderen Gestaltwandler zu einer Einheit verschmelzen ... und
irgendwann werden auch sie den Genvorrat dieses Planeten ausgeschöpft haben und
ihr sinnlos gewordenes Leben mit dem Zeugungsakt beenden. Ein ewiger
Kreislauf.“ Sie lächelte und zuckte mit den Schultern. „Aber anstatt zu
sterben, wie ich es erwartet hatte, wurde ich in einen Homo Sapiens verwandelt.
Plötzlich liegt eine ganze Kultur vor mir, die ich neu entdecken kann, und noch
dazu stehen mir Säle voller unbekannter Erbinformationen zur Verfügung. Sie
wollen wissen, warum ich Ihnen helfe? Sie haben meine Lebenserwartung gerade um
das Zwanzig-oder Dreißigfache verlängert.“
    Randori schüttelte überwältigt den
Kopf. „Warum hast du nie auch nur angedeutet, dass du sterben …“
    „Kapitänin“, Dschinn bedachte sie
mit einem durchdringenden Blick, „ich habe von einer sehr ehrgeizigen, erfolgreichen
Crewführerin gelernt, politisch zu taktieren. Natürlich habe ich nicht gesagt,
wie überlebenswichtig die Begegnung mit den Menschen war. Das hätte meine
Verhandlungsposition geschwächt.“
    „Tatsächlich, und was hat sich
jetzt geändert?“ Randoris Stimme klang schärfer, als sie beabsichtigt hatte.
Sie mochte es nicht, auf diese Weise kopiert zu werden.
    „Mir ist klar geworden, dass Dr.
Nachtigall mit ihrem Einwand Recht hat. Als Mensch ist es schwer zu glauben, dass
wir aus ‘purer Gutmütigkeit’ die Ansiedelung auf Archensee unterstützen würden,
einfach weil wir von allem Neuen fasziniert sind. Es ist wichtig, dass ihr
einen handfesten Grund kennt, warum wir euch helfen. Ihr braucht ein
Druckmittel, um unsere Zusammenarbeit zu gewährleisten und euch sicher zu
fühlen. Wenn meine Spezies zu überlegen erscheint, wird das nur Misstrauen
wecken. Und dann ist es tatsächlich nur eine Frage der Zeit, bis jemand
anfängt, Waffen gegen Gestaltwandler zu bauen. Also ist es wohl am vernünftigsten,
wenn ich euch selbst dieses Druckmittel anbiete.“
    „Das klingt doch gut“, sagte
Randori kurz angebunden. „Also, was schlägst du vor?“ Sie ärgerte sich über
sich selbst. Es hätte keine Überraschung sein sollen, dass Dschinn bei diesem Erstkontakt
taktische Haken schlug. Aber die Persönlichkeit, die der Gestaltwandler
normalerweise zur Schau stellte, war so freundlich, offen, ehrlich … ganz gegen
ihre Gewohnheit hatte Randori sich davon blenden lassen. Wie viel hatte Dschinn
ihr noch verschwiegen? Wie viel von dem, was sie gesagt hatte, war eine bewusste
Fehlinformation gewesen?
    Ihr Kopf schwirrte, und sie rief
sich selbst zur Ordnung. Es hatte keinen Sinn, jetzt in Verfolgungswahn zu
verfallen. Nun gut, Dschinn war also ein gerissenes kleines Biest. Sie hatte
nur so viele Informationen über Archensee herausgerückt, wie notwenig schien,
und wesentliche Teile ausgelassen. Das konnte man ihr nicht verübeln. Dschinn
war jetzt Mensch genug, um eine Besiedlung in Wildwestmanier zu befürchten … und
um ihre Leute davor zu schützen, dass es ihnen wie den Indianervölkern erging.
Aber sie war dennoch eine Verbündete. Schon allein deshalb, weil sie Serail
nicht verlieren wollte.
    Die Gefühle für ihren Getrauten
waren vielleicht nur ein Erbe Caravans, aber dennoch wirkte diese Bindung real
und stark. Dschinn wollte bestimmt nicht, dass die Menschen wieder in den
Weltraum verschwanden. Das bedeutete, im Grunde hatte sie die gleichen Ziele
wie Randori: eine erfolgreiche Besiedlung, ein friedliches Zusammenleben. Dass
sie dabei ihre eigenen Pläne verfolgte, damit konnte die Kapitänin sich
abfinden.
    „Die Wahrheit ist“, sagte Dschinn,
„dass die Menschen jedem Ahnen nahezu Unsterblichkeit verleihen können. Ihr
braucht nicht als Bittsteller nach Archensee zu kommen, denn ihr habt eine
Handelsware, mit der sich jeder Dienst bezahlen lässt. Die Genbanken, die ihr
an Bord habt, sind für uns eine unglaubliche Kostbarkeit. Jeder Ahne wird sich
danach verzehren, und wenn er so alt ist wie ich, wird diese exotische DNA
seine einzige Chance zum Überleben sein.“
    „Oh ja, du hast dich auf

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