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Die Fünf Tore 1 - Todeskreis

Titel: Die Fünf Tore 1 - Todeskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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du dich für die Kriminalität entschieden hast.
    Aber natürlich müssen wir deine unglücklichen Familienverhältnisse in Betracht ziehen. Du hast deine Eltern plötzlich und in sehr jungen Jahren verloren, was dich vermutlich aus der Bahn geworfen hat. Ich denke, uns allen ist klar, dass deine Probleme auf dieses tragische Ereignis zurückzuführen sind. Trotzdem musst du die Kraft finden, diese Probleme zu überwinden, Matthew. Wenn du weiterhin dem Weg folgst, für den du dich entschieden hast, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du im Gefängnis enden wirst.«
    Matt hörte der Richterin kaum zu. Er versuchte es, aber die Worte schienen aus weiter Ferne zu kommen und nichts weiter zu bedeuten – wie die Durchsage auf einem Bahnhof, die einen Zug ankündigte, mit dem er ohnehin nicht fahren wollte. Er hörte lieber dem Regen zu, der an die Fensterscheiben prasselte. Doch plötzlich wurde er aufmerksam.
    »Es gibt ein neues Programm der Regierung, das speziell für junge Leute wie dich entworfen wurde«, sagte die Richterin gerade. »Die Wahrheit ist, dass wir junge Menschen wie dich, Matthew, nicht in unseren Besserungsanstalten haben wollen. Das würde uns viel Geld kosten, und außerdem gibt es nicht genug freie Plätze. Aus diesem Grund hat die Regierung das FED-Programm ins Leben gerufen. FED steht für Freiheit, Erziehung, Disziplin. Du wirst zu einer Pflegemutter kommen und bei ihr ein neues Leben beginnen.«
    »Ich hatte schon eine Pflegemutter …« Matt warf seiner Tante, die auf ihrem Stuhl zusammenzuckte, einen Blick zu. »… und es war nicht gerade ein Erfolg.«
    »Das ist wahr«, bestätigte die Richterin. »Und ich fürchte, dass sich Mrs Davis auch nicht länger imstande sieht, für dich zu sorgen. Ihr reicht es.«
    »Ach, tatsächlich?«, sagte Matt verächtlich.
    »Ich habe getan, was ich konnte!«, rief Gwenda Davis und drückte sich das Taschentuch gegen die Augen. »Und du hast es mir nie gedankt. Du warst nie ein netter Junge. Du hast es nicht einmal versucht.«
    Die Richterin hüstelte. Mrs Davis schaute auf und verstummte. »Leider empfindet deine Sozialarbeiterin, Miss Hughes, dasselbe«, fuhr die Richterin fort. »Das bedeutet, dass dieses Programm deine einzige Chance ist. Dir bleibt keine andere Wahl.«
    »Was ist das für ein Programm?«, fragte Matt. Er wollte nur noch aus diesem Raum heraus. Es war ihm egal, wohin sie ihn schickten.
    »Du kommst erst einmal zu einer Pflegemutter«, erklärte Jill Hughes. Sie war eine sehr kleine Frau, die fast von dem Tisch verdeckt wurde, an dem sie saß. Für ihren Job hatte sie eindeutig die falsche Größe. »Wir verfügen über eine ganze Reihe von Leuten, die in abgelegenen Teilen des Landes leben – «
    »Auf dem Land ist die Versuchung geringer«, mischte sich die Richterin ein.
    »Alle wohnen weit entfernt von städtischen Regionen«, sprach Jill Hughes weiter. »Sie nehmen junge Leute wie dich auf und bieten ihnen ein altmodisches Familienleben. Sie sorgen für Nahrung, Kleidung, Zuwendung und, was am wichtigsten ist, für Disziplin. Das F in FED steht für Freiheit – aber die musst du dir erst verdienen.«
    »Deine neue Pflegemutter darf dich zu leichten körperlichen Tätigkeiten heranziehen. Stell dich also schon mal darauf ein«, sagte die Richterin.
    »Soll das heißen, ich muss arbeiten?«, fragte Matt angewidert.
    »Was ist dagegen einzuwenden?«, fuhr ihn die Richterin an. »Die Arbeit auf dem Land ist gesund, und viele Kinder wären froh darüber, draußen bei den Tieren und auf den Feldern sein zu können. Niemand zwingt dich, am FED-Programm teilzunehmen, Matthew. Du musst dich freiwillig dafür entscheiden. Aber ich kann dir sagen, dass dies eine echte Chance für dich ist, die dir sicher mehr zusagen wird als die Alternative.«
    Drei Jahre eingesperrt sein. In der Besserungsanstalt. Oder im Heim . Das meinte sie damit.
    »Wie lange werde ich dort draußen auf dem Land bleiben müssen?«, fragte er.
    »Mindestens ein Jahr. Danach werden wir deinen Fall noch einmal prüfen.«
    »Es gefällt dir bestimmt«, sagte Stephen Mallory, um Optimismus bemüht. »Es ist ein ganz neuer Anfang für dich, Matt. Und du wirst sicher schnell neue Freunde finden.«
    Matt war nicht überzeugt. »Und wenn es mir nicht gefällt?«, fragte er.
    »Wir stehen in ständigem Kontakt mit deiner Pflegemutter«, versicherte ihm die Richterin. »Sie muss einmal pro Woche einen Bericht bei der Polizei abgeben, und deine Tante kann dich dort besuchen.

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