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Die fünfhundert Millionen der Begum

Die fünfhundert Millionen der Begum

Titel: Die fünfhundert Millionen der Begum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vorschlug für den Urheber der menschenfreundlichen Vorschläge, welche die Versammlung eben vernommen hatte.
    »Es wird dem Congreß von Brighton, sagte er, zur ewigen Ehre gereichen, daß dieser Gedanke hier an’s Licht trat. Ihn überhaupt zu fassen, das bedurfte nichts Geringeren als der höchsten klarsten Einsicht im Verein mit einem großen Herzen und einer Freigebigkeit ohnegleichen…. und doch, jetzt, da diese Idee ausgesprochen ist, wundert man sich fast, daß sie nicht schon lange einmal verwirklicht wurde! Wie viele in nutzlosen Kriegen verschwendete Milliarden, wie viele durch lächerliche Speculationen vergeudete Capitalien hätte man einem solchen Zwecke schon opfern können und sollen!«
    Schließlich machte der Redner den Vorschlag, die neue Stadt als gerechte Ehrenbezeugung für ihren Gründer »Sarrasina« zu nennen.
    Dieser Vorschlag hatte schon einstimmige Annahme gefunden, als man auf das Ersuchen Doctor Sarrasin’s ihn doch noch einmal in Berathung nehmen mußte.
    »Nein, sagte dieser, mein Name hat hierbei nichts zu schaffen. Hüten wir uns überhaupt, die zukünftige Stadt durch eine Benennung zu entstellen, welche unter dem Vorwande, aus dem Griechischen oder Lateinischen zu stammen, dem Wesen der Sache, die sie trägt, immer einen etwas pedantischen Anstrich verleiht. Jene wird die Stadt des Wohlbefindens sein, doch ich wünschte, daß mit ihr der Name meines Vaterlandes verknüpft würde und wir sie z. B. »France-Ville« tauften!«
    Man konnte dem Doctor diese wohlverdiente Satisfaction nicht verweigern.
    France-Ville war mit Worten schon gegründet; es sollte, da die Sitzung geschlossen wurde, das auch bald auf dem Papiere sein. Man beschäftigte sich sofort mit der Berathung der Hauptgegenstände des Projects.
    Lassen wir den Congreß jedoch bei dieser praktischen Beschäftigung, welche sich von der gewöhnlichen Thätigkeit derartiger Versammlungen so wesentlich unterschied, um dem Schicksal der Mittheilung des »Daily-Telegraph« auf einer ihrer unzähligen Wanderungen Schritt für Schritt zu folgen.
    Vom Abend des 29. October ab strahlte die pikante, wörtlich abgedruckte Neuigkeit mittelst der englischen Journale nach allen Provinzen des Vereinigten Königreiches aus. Sie erschien unter Anderem in der Huller Zeitung und stand am Kopfe der zweiten Seite einer Nummer dieses bescheidenen Blattes, das die »Mary Queen«, ein mit Kohlen beladener Dreimaster, schon am 1. November nach Rotterdam brachte.
    Dort sofort von der fleißigen Scheere des Chefredacteurs und einzigen Secretärs des »Niederländischen Echos« ausgeschnitten und in die Sprache Cuyps und Potters übertragen, gelangte die sensationelle Nachricht auf den Flügeln des Dampfes am 2. November an die »Bremer Nachrichten«. Hier erhielt sie, ohne an der Thatsache etwas zu ändern, ein neues Kleid und erschien nun bald gedruckt in drei Sprachen. Wir wissen freilich nicht, warum der deutsche Journalist, nachdem er seine Uebersetzung mit »Eine übergroße Erbschaft« überschrieben hatte, zu der unnöthigen Ausflucht griff, die Leichtgläubigkeit seiner Leser dadurch zu mißbrauchen, daß er in Parenthese hinzufügte:, Original-Correspondenz aus Brighton«?
    Nachdem die Sache nun einmal deutsch geworden, gelangte der Bericht auch an die Redaction der großen »Norddeutschen Allgemeinen«, welche ihm einen Platz in der zweiten Spalte der dritten Seite einräumte, während sie die frühere Ueberschrift, als eine zu charlatanmäßige für eine so ernsthafte Person, einfach unterdrückte.
    Nachdem der Bericht so verschiedene Wandlungen durchgemacht, kam er am Abend des 3. November in die große Hand eines sächsischen Hausdieners und durch diesen in das Zimmer des Professor Schultze, an der Universität Jena.
    Einen so hohen Platz eine solche Persönlichkeit auch auf der Stufenleiter der lebenden Wesen einnimmt, so bot der Genannte auf den ersten Blick doch nichts Außergewöhnliches dar. Er war ein hochgewachsener Mann von fünf-bis sechsundvierzig Jahren; seine mächtigen Schultern deuteten auf eine gute Constitution; seine Stirne war kahl und die wenigen Haare an den Schläfen und dem Hinterkopfe erinnerten mit ihrer Farbe etwa an den Flachs. Seine Augen waren blau, doch von jenem unbestimmten Blau, das keinen Gedanken verräth. Aus ihnen scheint kein Strahl hervorzuleuchten, und doch fühlt man sich unangenehm berührt durch ihren Blick. Professor Schultze hatte einen großen Mund mit einer Doppelreihe tüchtiger Zähne,

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