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Die fünfhundert Millionen der Begum

Die fünfhundert Millionen der Begum

Titel: Die fünfhundert Millionen der Begum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verneinten das, wechselten mit ihm das gewohnte: »Glück auf!« und Marcel setzte seinen Weg fort.
     

    Das war das Bild, welches Frau Bauer sich häufig vor Augen führte. (S. 69.)
     
    So kam er gegen elf Uhr nach dem Albrechts-Schachte selbst. Hier herrschte jetzt vollkommene Ruhe im Gegensatze zu dem geschäftigen Treiben der Werktage. Höchstens plauderte eine junge »Modistin« – so nannten die Bergleute scherzweise die Kohlensortirerinnen – – mit dem Stempler, den seine Pflicht selbst an Feiertagen an der Mündung des Schachtes zurückhielt.
    »Haben Sie den kleinen Karl Bauer, Nummer 41.902 herauskommen sehen?« fragte Marcel den Beamten.
     

    »Sie?« bemerkte Frau Bauer etwas ungläubig. (S. 70.)
     
    Der Mann prüfte seine Liste und schüttelte den Kopf.
    »Hat das Werk noch einen anderen Ausgang?
    – Nein, das hier ist der einzige, antwortete der Stempler. Der Durchschlag nach Norden ist noch nicht vollendet.
    – So ist der Junge noch unten?
    – Jedenfalls, und das ist eigenthümlich, denn des Sonntags haben nur die fünf Extrawächter in der Grube zu bleiben.
    – Darf ich hinabsteigen, um nachzusehen?
    – Nicht ohne Erlaubniß.
    – Es könnte sich ja ein Unfall ereignet haben, sagte da die Modistin.
    – Des Sonntags ist kein Unfall möglich.
    – Ich muß aber wissen, was mit dem Kinde geschehen ist, fuhr Marcel fort.
    – Wenden Sie sich an den Maschinenmeister, dort im Bureau…. wenn er überhaupt da ist….«
    In vollem Sonntagsstaate mit einem Hemdkragen so steif wie Weißblech, hatte sich der Maschinenmeister bei Abschluß seiner Rechnungen zum Glück etwas verspätet. Als einsichtiger, gefühlvoller Mann konnte er der Sorge Marcel’s gegenüber nicht theilnahmslos bleiben.
    »Wir wollen nachsehen, was geschehen ist!« sagte er.
    Der diensthabende Mechaniker erhielt Befehl, sich fertig zu halten, und jener schickte sich an, mit dem jungen Arbeiter in die Grube anzufahren.
    »Haben Sie keine Galibert’schen Apparate? fragte der Letztere. Sie könnten uns von Nutzen sein.
    – Richtig, man weiß nie, was da in der Tiefe passirt.«
    Der Maschinenmeister nahm aus einem Schranke zwei Gefäße, ähnlich den Zinkbehältern, wie sie die »Coco«-Verkäufer in Paris auf dem Rücken tragen. Das waren zwei Metallkisten mit comprimirter Luft, welche mit den Lippen durch zwei Kautschukrohre mit Hornmundstück, das man zwischen die Zähne nimmt, in Verbindung gesetzt werden. Man füllt sie mit Hilfe besonderer Gebläse und sie sind so eingerichtet, daß sie sich vollständig entleeren können. Schließt man nun die Nase durch eine hölzerne Klammer, so kann man, versorgt mit diesem Vorrath an Luft, straflos in einer unathembaren Atmosphäre verweilen.
    Nach Beendigung dieser Vorbereitungen stiegen der Maschinenmeister und Marcel in die Butte ein, das Tau glitt über die Rollen und die Hinabfahrt begann. Beleuchtet von zwei kleinen elektrischen Lampen, plauderten Beide, während sie in die Eingeweide der Erde versanken.
    »Für einen Neuling in dieser Fahrt, sieht man Ihnen eben nicht viel Furcht an, sagte der Meister. Ich habe genug Leute getroffen, die sich entweder gar nicht dazu entschließen konnten, mit anzufahren, oder die sich wenigstens wie Kaninchen in die Ecke des Fahrstuhles verkrochen.
    – Wäre das möglich? antwortete Marcel. Mir thut es ganz und gar nichts. Freilich bin ich schon zwei-oder dreimal in Kohlengruben mit angefahren.«
    Man langte bald im Grunde des Schachtes an. Ein Wächter, der sich an der Schachtsohle befand, hatte den kleinen Karl nicht bemerkt.
    Im Stalle standen die Pferde allein und schienen sich von ganzem Herzen zu langweilen. Das mußte man wenigstens aus dem freudigen Wiehern schließen, mit dem Blair-Athol die drei Ankömmlinge bewillkommte. An einem Nagel hing hier Karl’s Leinentasche, und in einer Ecke, neben einer Striegel, sein Arithmetikhest.
    Marcel bemerkte sofort, daß die Laterne nicht an ihrer Stelle war, ein weiterer Beweis, daß das Kind in der Grube sein müsse.
    »Er müßte irgendwo verschüttet worden sein, sagte der Maschinenmeister, doch das ist kaum anzunehmen. Was hätte er auch in den Strecken zu thun, wo jetzt Kohle gebrochen wird, heute an einem Sonntage?
    – O, vielleicht suchte er nach Insekten, bevor er auffahren wollte, erwiderte der Wächter, denn dafür hatte er eine wahre Leidenschaft.«
    Der Stallknecht, welcher inzwischen hinzukam, erklärte sich auch für diese Annahme. Er hatte Karl schon vor sieben Uhr mit der

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