Die fünfhundert Millionen der Begum
anderen…. Wir lassen Ihnen zwei Stunden Zeit zur Ausführung dieser Zeichnung, fuhr er dann fort, und übergab dem zu Prüfenden den Durchschnitt einer ziemlich complicirten Dampfmaschine. Wenn Sie das vollbringen, werden Sie mit der Censur »Sehr wohl zufrieden und ausnehmend befähigt« zugelassen werden.«
Marcel ging, allein gelassen, eifrig an die Arbeit.
Als seine Richter nach Ablauf der gewährten Frist zurückkehrten, waren sie über die Trefflichkeit seines Aufrisses so erfreut, daß sie der versprochenen Censur noch die Bemerkung hinzufügten: »Wir haben keinen Zeichner von gleicher Geschicklichkeit.«
Bald darauf nahmen die grauen Gesellen den jungen Arbeiter in Empfang und führten ihn unter Beobachtung derselben Maßregeln, d.h. mit verbundenen Augen, nach dem Bureau des General-Directors.
»Sie sind für einen der Zeichensäle der Modell-Abtheilung vorgeschlagen, begann diese Persönlichkeit. Sind Sie bereit, sich den einschlagenden Bedingungen der Fabriksordnung zu unterwerfen?
– Ich kenne diese zwar nicht, erwiderte Marcel, setze aber voraus, daß sie nicht unannehmbar sind.
An der feuchten Wand lag der arme kleine Karl. (S. 76.)
– So hören Sie: 1. Sie sind während der ganzen Zeit Ihres Engagements verpflichtet, in derselben Abtheilung zu wohnen und dürfen dieselbe nicht anders als mit specieller, nur ausnahmsweise zu ertheilender Erlaubniß verlassen. – 2. Sie unterwerfen sich einer militärischen Disciplin und geloben Ihrem Vorgesetzten bei harter, unerbittlicher Strafe unbedingten Gehorsam. Dagegen treten Sie gleichzeitig mit Unterofficiersrang in den Verband einer activen Streitmacht ein und können durch regelrechtes Avancement in derselben auch die höchsten Grade erreichen. – 3. Sie verpflichten sich endlich, niemals irgend Jemandem von dem, was Sie in der Ihnen zugängigen Abtheilung sehen, etwas mitzutheilen. – 4. Ihre eingehende wie ausgehende Correspondenz welche sich überhaupt nur auf Ihre Familie zu beschränken hat, geht offen durch die Hände der betreffenden Vorgesetzten.
– Kurz, ich bin ein Gefangener!« dachte sich Marcel.
Dann antwortete er einfach:
»Diese Bedingungen erscheinen mir gerecht und ich bin bereit mich denselben zu unterwerfen.
– Gut. Erheben Sie die Hand…. Schwören Sie…. Sie sind hiermit zum Zeichner im vierten Atelier ernannt…. Wohnung erhalten Sie angewiesen und für Essen und Trinken sorgt hier eine Küche erster Ordnung…. Ihre Sachen haben Sie noch nicht hier?
– Nein, mein Herr. Da ich nicht wußte, was man von mir wollte, hab’ ich sie noch bei meiner Wirthin gelassen.
Marcel suchte die Glasdächer und Heizungsanlagen. (S. 85.)
– Man wird sie Ihnen bringen, denn von jetzt ab dürfen Sie die Abtheilung nicht mehr verlassen.
– Da hab’ ich also wohl daran gethan, dachte Marcel, meine Bemerkungen in Chiffren niedergeschrieben zu haben. Man hätte diese entdecken sollen….!«
Schon gegen Abend war Marcel wohnlich eingerichtet in einem hübschen Zimmerchen des vierten Stockwerkes eines an einem geräumigen Hofe liegenden hohen Hauses und konnte sich eine Vorstellung von seiner neuen Lebensweise machen.
Sie schien sich nicht so traurig zu gestalten, wie er anfänglich vermuthete. Seine Kameraden – er machte im Restaurant bald deren Bekanntschaft – waren im Allgemeinen still und freundlich, wie alle Männer der ernsten Arbeit. Um sich doch einigermaßen zu zerstreuen – denn sonst entbehrte dieses Automatenleben jeder Abwechslung – hatten mehrere derselben ein Orchester gebildet und führten allabendlich eine recht hübsche Musik aus. Während der seltenen Mußestunden boten eine Bibliothek und ein reichlich ausgestattetes Lesezimmer dem Geiste vielseitige wissenschaftliche Nahrung. Die Angestellten waren zum Besuche gewisser, von den ausgezeichnetsten Lehrern abgehaltener Kurse verpflichtet und außerdem regelmäßigen Prüfungen und Probearbeiten unterworfen. Aber die Freiheit, die Luft fehlte diesem engen Raume. Das Ganze glich einer geschlossenen Schule für Erwachsene und dazu einer mit den lästigsten Beschränkungen. Trotz der Gewöhnung an diese eiserne Disciplin lastete die umgebende Atmosphäre doch schwer genug auf den halb Gefangenen.
Der Winter verstrich unter den Arbeiten, denen Marcel mit Leib und Seele oblag. Sein Eifer, die Vollkommenheit seiner Zeichnungen und die außerordentlichen Fortschritte in allen Fächern, welche Lehrer und Examinatoren einstimmig bestätigten,
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