Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman

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Kleidern Wasser vom Brunnen holten.
    Obwohl die Elektrizitätsversorgung bestenfalls sporadisch funktionierte, brachten sie die neue Musik hierher – die Mitglieder der Incredible String Band lebten sogar eine Zeit lang in der Nähe von Llandegley.
    Die Einheimischen hatten nichts gegen sie, sondern waren eher belustigt – die Hippies machten nichts kaputt, und sie boten immer ein gutes Gesprächsthema.
    Und für einige – wie Danny Thomas, den verträumten Bauernjungen –war die Ankunft der Blumenkinder genau das, worauf sie ihr Leben lang gewartet hatten. Als es wirklich passierte, war Danny bereit; es war, als wäre er zum Hippie geboren – Party machen die ganze Nacht, erst mit Elvis, dann mit den Beatles, und wenn morgens die Kühe gemolken werden mussten, war er immer noch wach.
    Merrily lächelte.
    Und Haschisch. Danny hatte seinen ersten Joint auf einer Party in Llandod geraucht, 1963, und den nächsten gleich danach, auf dem Feld, nachdem die Sonne untergegangen war. Eine Zeit lang dealte er ein bisschen, aber so richtig gut war er darin nicht, außerdem tauchte bald ein zuverlässigerer Dealer in der Gegend auf. Am besten war es, das Zeug selbst anzubauen.
    «Wer war der ‹zuverlässigere› Dealer?», fragte Merrily. «Soll ich raten?»
    Danny nahm jetzt kein Blatt mehr vor den Mund. Dr. Coll war der Sohn eines Chirurgen, der im Krankenhaus von Hereford arbeitete und ein Haus in New Radnor hatte. Damals studierte er noch und konnte ein paar Pfund immer gut gebrauchen. «Medizinstudenten haben so ihre Quellen», sagte Danny.
    «War er auch ein Hippie?»
    «Oh Gott, nein. Dr. Coll war nie ein Hippie, nicht mal als Jugendlicher. Er wusste bloß, wie er zu Geld kommt. Als er dann Arzt war, hat das natürlich aufgehört. Musste ja zusehen, dass er eine reine Weste behält. Oder dass es zumindest so
aussieht
, als ob.»
    Und inzwischen hatte er auch bessere Möglichkeiten gefunden, an Geld zu kommen, dachte Merrily. «Was ist mit Terry Penney? Wann ist der auf der Bildfläche erschienen?» Nach allem, was Merrily von Sophie gehört hatte und was Mrs. Pottinger Betty erzählt hatte, war Penney als aufgeweckter junger Mann hier angekommen, wenn auch leicht zu beeindrucken und nicht sehr betucht. Was Danny erzählte, ergab allerdings ein anderes Bild: Terry warein Radikaler aus der oberen Mittelschicht mit einer reichen, eleganten Freundin, die jeder für seine Frau hielt, bis sie Radnor doch etwas unzulänglich fand und den Vikar verließ – der daraufhin seine Haare wachsen ließ und mit Danny Thomas und Konsorten Gras rauchte.
    Terry fand das Leben in den Sechzigern, genau wie Danny, bereichernd und revolutionär. Aber Terry sah das Ganze auch aus einer religiösen Perspektive: Drogen eröffneten neue Formen der Wahrnehmung, sie öffneten die Tore zur Seele. Terry bewunderte den Dichter Thomas Traherne, der in den Auen von Herefordshire im siebzehnten Jahrhundert die Geheimnisse des Universums entdeckt hatte.
    Die Drogen hatten Terrys Glauben mit Sicherheit beeinflusst und verstärkt. Er hätte sich leicht zu einem evangelikalen Missionar wie Ellis entwickeln können, in dessen Gottesdiensten geklatscht und in Zungen geredet wurde, und vielleicht hätte er auch wieder aufgehört, Drogen zu nehmen. Aber damals war er auf einer andauernden inneren Reise. Terry und Danny rauchten unbehelligt Hasch, das ihnen zu sehr moderaten Preisen von dem jungen Dr. Coll zur Verfügung gestellt wurde. Danny entdeckte, dass er die ganze Welt liebte, und Terry liebte Gott und die ganze Welt. Terry war sicher, dass die Zeit nah war, in der die ganze Menschheit durch Naturdrogen die Pracht des Herrn erkennen würde.
    Und dann kam Dr. Coll mit LSD an.
    «Das war wohlgemerkt, bevor die Beatles zugegeben haben, Drogen zu nehmen», sagte Danny. «Damals hatte überhaupt niemand auch nur von LSD gehört, schon gar nicht in Radnorshire.»
    Merrily nickte. LSD war nicht nur eine weitere Droge, es war etwas anderes, der Schlüssel zu ernsthafter religiöser Erfahrung, eine direkte Verbindung zu Gott. Für Aldous Huxley, Timothy Leary und all diese Typen war LSD das Licht auf dem Weg nach Damaskus gewesen.
    Eines schönen Tages im Sommer 1965 saßen also Terry Penney, Danny Thomas und Dr. Coll in einem schattigen Eckchen mit Blick auf die Vier Steine und probierten LSD. Ein Experiment, sagte Dr. Coll. Er selbst würde keins nehmen, er würde das Ganze überwachen und aufpassen, dass niemand zu Schaden kam.
    Dannys