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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ja.»
    Betty war ernst und verschlossen. Vielleicht hemmte sie die Tatsache, dass eine Pfarrerin mit im Raum war, jedenfalls war diese Frau bestimmt nichts für
Livenight
. Merrily hörte Betty auf Janes Drängen hin erzählen, wie sie während der Lehrerausbildung zu Wicca gestoßen war und ihre Ausbildung dann abgebrochen hatte, um mit einem Naturheilkundler zusammenzuarbeiten. Wie sie gespart hatte, um mit einer Freundin zu einer internationalen Heiden-Konferenz in Neuengland zu fahren, wo sie den Amerikaner Robin Thorogood getroffen hatte, der mit alten Freunden von der Kunsthochschule einen Film drehte. Robin hatte also zuerst Betty kennengelernt und
dann
Wicca. Bettys Gesicht leuchtete bei der Erinnerung kurz auf. Ihre grünen Augen waren so klar wie einGebirgssee: Sie musste Robin Thorogood buchstäblich verhext haben.
    Das Telefon klingelte. Jane ließ die Käsereibe fallen und verzog sich mit dem schnurlosen Telefon in eine Ecke.
    «Sie haben hier eine Anhängerin», sagte Merrily sanft.
    «Jugendliche finden Wicca nur toll, weil es verboten ist. Sobald es Teil der religiösen Erziehung wird, finden sie es so langweilig wie   … alles andere.»
    «Sie müssen das meinetwegen nicht herunterspielen.»
    «Merrily» – Betty warf ihre Haare zurück   –, «das muss nicht unbedingt ein Widerspruch sein. Es gibt sogar eine ganze Menge Gemeinsamkeiten. Spirituelle Menschen, ganz gleich welcher Ausrichtung, haben auf jeden Fall mehr gemeinsam als Leute, die an gar nichts glauben. Am Ende wollen wir doch alle das Gleiche, jedenfalls die meisten von uns. Oder?»
    «Vielleicht.»
    Jane sagte laut: «Nein, tut mir leid, sie ist nicht da. Ich erwarte sie schon länger zurück, aber in ihrem Job kann man sich auf gar nichts verlassen. Manchmal verbringt sie ganze Nächte im Kampf mit irgendwelchen dämonischen Wesen, und dann kommt sie nach Hause und schläft zwei Tage durch. Als wäre sie im Koma – das ist immer ziemlich beunruhigend. Klar, kein Problem. Tschüs.»
    «Spatz», sagte Merrily, «dir ist klar, dass deine Ironie auf dem langen Weg bis zum gedruckten Zeitungsartikel verlorengehen kann, oder? Also sag so etwas bitte nicht zum
Daily Star

    Sie ging zum Telefon und stellte den Anrufbeantworter an. Als sie zurückkam, sagte Betty: «In Shrewsbury hatten wir einen Hexenkonvent, zu dem auch ein paar   … heidnische Aktivisten gehörten. Das waren vor allem Lehrer, gute Leute, auf ihre Art, aber im Stadtrat wären sie wahrscheinlich nützlicher. Was die suchen, ist Struktur, eine organisierte Religion.»
    «Sind das dieselben Leute, die zurzeit in Ihrem Haus sind?», fragte Merrily.
    «Ein paar davon. Und genau deshalb wollte ich von Shrewsbury weg, deshalb sind wir hierhergekommen. Man
muss
nicht in einem Hexenzirkel Mitglied sein. Die einzigen Strukturen, die mich jetzt noch interessieren, sind die, die man sich selbst aufbaut. Aber Robin lässt sich viel zu schnell von irgendwem zum Mitmachen überreden, fürchte ich.»
    «Warum rufen Sie ihn nicht an?»
    «Das mache ich noch. Ich will nur nicht mit den anderen reden. Wir sind hierhergekommen, um allein zu arbeiten. Ich jedenfalls. Robin wollte an einem inspirierenden Ort leben und damit vor seinen Freunden angeben. Er würde jetzt behaupten, dass wir durch eine höhere Macht hierhergeschickt worden sind, dass es eine Reihe von Zeichen gab. Für mich war das alles nicht ausschlaggebend.»
    Interessant. Merrily wurde langsam klar, dass Betty mitten in einer persönlichen spirituellen Krise nach Old Hindwell gekommen war. Sie war von der Hexerei angezogen worden, weil sie eine Erklärung für die übersinnlichen Erfahrungen brauchte, die sie seit früher Kindheit gehabt hatte. Aber das Heidentum hatte ihr offenbar nicht die Antworten gegeben, nach denen sie gesucht hatte.
    «Zeichen?» Merrily holte ihre Zigaretten hervor. Zu Janes unübersehbarer Abscheu nahm Betty eine.
    «Unterlagen von Maklern, die aus dem Nichts auftauchen, so was. Als Robin die Kirche gesehen hat, war er hin und weg. Genau wie Mr.   Wilshire.»
    «Erzählen Sie mir noch mal von
Mrs
. Wilshire», sagte Merrily.
     
    Die Polizei hatte Betty in Mrs.   Wilshires Haus fast eine Stunde lang befragt.
    «Ich hatte keine Ahnung, dass sie eine Angina hat», hatte Betty den Beamten gesagt. «Ich habe ihr nur was Harmloses für ihre Arthritis zusammengestellt.»
    Nein, sie konnte sich nicht vorstellen, warum Mrs.   Wilshire aufgehört hatte, die Trinitrin-Tabletten gegen ihre Angina zu

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