Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
Vom Netzwerk:
scheint, gut.«
    »Meinem Schwager Heinrich habe ich diesen Botschafter zu verdanken.« – »Wieso, Sire?«
    »Wenn er nicht unablässig seine arme Schwester verfolgte, so würden die anderen nicht daran denken, sie zu verfolgen. Glaubst du, wenn der König von Spanien nicht die öffentliche Beleidigung erfahren hätte, die man der Königin von Navarra dadurch zufügte, daß ein Kapitän der Garden ihre Sänfte durchsuchte, man würde mir den Vorschlag machen, sie zu verstoßen?« – »Ich fühle mich glücklich zu glauben, daß alles vergeblich sein wird, und nichts die zwischen Euch und der Königin bestehende Eintracht stören kann.«
    »Ei! mein Freund, das Interesse, das man hat, uns zu entzweien, ist zu klar.« – »Ich gestehe Euch, Sire, daß ich nicht so scharfsichtig bin, als Ihr glaubt.«
    »Gewiß, mein Schwager Heinrich wünscht nichts anderes, als daß ich seine Schwester verstoße.« – »Wieso? Ich bitte, erklärt mir die Sache. Pest! ich glaubte nicht, in eine so gute Schule zu kommen.«
    »Du weißt, daß man mir die Mitgift meiner Frau zu bezahlen vergessen hat?« – »Nein, Sire, ich wußte es nicht, ich vermutete es nur.«
    »Daß diese Mitgift aus dreimalhunderttausend Goldtalern bestand.« – »Ein hübscher Pfennig.«
    »Und aus mehreren Städten, worunter Cahors.« – »Alle Wetter! Eine hübsche Stadt.«
    »Und diese, nicht die Taler, reklamierte ich.« – »Ah! Ihr habt Cahors gefordert. Daran habt Ihr, bei Gott, wohl getan, und an Eurer Stelle hätte ich es gemacht wie Ihr.«
    »Und deshalb,« sagte der Bearner mit seinem feinen Lächeln, »und deshalb... Verstehst du nun?« – »Der Teufel soll mich holen, nein!«
    »Deshalb möchte man mich gern mit meiner Frau dergestalt entzweien, daß ich sie verstoße. Keine Frau mehr, verstehst du, Chicot, keine Mitgift mehr, folglich keine Goldtaler mehr, keine Städte und besonders kein Cahors mehr. Aber ohne diese Stadt ist Navarra ein armes, kleines Fürstentum; und Cahors wäre mein Bollwerk, die Schutzwache der Anhänger meiner Religion.« – »Nun wohl! mein teurer Sire, betrauert Cahors, denn ob Ihr mit Frau Margarethe entzweit seid oder nicht, der König von Frankreich wird es Euch nie herausgeben, und wenn Ihr es nicht erobert...«
    »Oh! ich würde es wohl erobern, wenn es nicht so stark befestigt wäre, und besonders wenn ich den Krieg nicht haßte.« – »Cahors ist uneinnehmbar, Sire.«
    Heinrich bewaffnete sein Gesicht mit einer undurchdringlichen Naivität und erwiderte: »Oh! uneinnehmbar, uneinnehmbar; wenn ich auch eine Armee hätte, die ich nicht habe.« – »Hört, Sire,« sagte Chicot, »wir sind nicht hier, um uns Süßigkeiten zu sagen. Ihr wißt, unter Gaskognern geht man offenherzig zu Werk. Um Cahors zu nehmen, wo Herr von Vesin ist, müßte man ein Hannibal, ein Cäsar oder Eure Majestät sein.«
    »Nun! Meine Majestät?« fragte Heinrich mit seinem spöttischen Lächeln.
    »Eure Majestät hat gesagt, sie liebe den Krieg nicht.«
    Heinrich seufzte, eine jähe Flamme erleuchtete sein schwermutvolles Auge; doch rasch diese unwillkürliche Bewegungunterdrückend, glättete er mit seiner von der Sommerhitze verbrannten Hand seinen rauhen, braunen Bart und sagte: »Es ist wahr, ich habe nie den Degen gezogen, ich werde ihn nie ziehen; ich bin ein Strohkönig und ein Friedensmann. Ich habe Cahors nicht; nun, ich werde es entbehren können.« – »Das ist hart, mein König.«
    »Was willst du? Du glaubst selbst, Heinrich werde mir diese Stadt nie herausgeben.« – »Ich glaube es, Sire, ich bin dessen sicher, und zwar aus drei Gründen.«
    »Nenne sie mir!« – »Erstens ist Cahors eine Stadt von gutem Ertrag, und der König wird sie lieber behalten, als irgend jemand geben wollen.«
    »Das ist nicht ganz redlich, Chicot.« – »Es ist königlich, Sire.«
    »Ah! es ist königlich zu nehmen, was einem gefällt?« – »Ja, das heißt, wie ein Löwe teilen, und der Löwe ist der König der Tiere.« – »Ich werde mich dessen erinnern, wenn ich mich je zum König mache. Dein zweiter Grund, mein Sohn?« – »Frau Catharina würde lieber ihre Tochter in Paris, als in Nerac, lieber bei sich, als bei Euch sehen.«
    »Du glaubst? Sie liebt aber doch ihre Tochter nicht so wahnsinnig.« – »Nein; aber Frau Margarethe dient Euch als Geisel.«
    »Du bist von einer vollendeten Feinheit. Der Teufel soll mich holen, wenn ich je daran gedacht hätte: doch du kannst recht haben; ja, eine Tochter Frankreichs ist am Ende eine

Weitere Kostenlose Bücher