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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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daß er am nächsten Tage auf eine große Jagd gehe. Sodann bat er sie, der Fosseuse, deren »Krankheit« ihn mit Unruhe erfülle, durch einen Besuch ihre Teilnahme zu beweisen. Die Königin wies die Zumutung zunächst weit von sich. Heinrich ließ aber durchblicken oder wenigstens ahnen, daß er von dem Inhalt des Pariser Briefes mehr wisse, als ihr lieb sein konnte. So brachte er sie dahin, daß sie, halb von Besorgnis, halb vom Bewußtsein eigenen Fehls getrieben, in den schweren Gang zum Krankenbett ihrer Nebenbuhlerin willigte. Erfreutumarmte sie Heinrich fast liebevoll und ließ sie verwirrt und erstaunt über alles, was sie gehört hatte, in ihrem Kabinett zurück.

Der spanische Botschafter.
    Der König suchte hierauf Chicot in seinem Zimmer wieder auf.
    »Nun! Chicot?« fragte Heinrich. – »Nun! Sire.«
    »Du weißt nicht, was die Königin behauptet?« – »Nein.«
    »Sie behauptet, dein verfluchtes Lateinisch werde unsere ganze Ehe in Verwirrung bringen.« – »Ei! Sire, vergessen wir um Gotteswillen dieses Lateinische, und alles ist gut.«
    »Der Teufel soll mich holen, ich denke nicht mehr daran.« – »Das ist recht.«
    »Wahrhaftig, ich habe etwas ganz anderes zu tun, als hieran zu denken.« – »Eure Majestät zieht es vor, sich zu vergnügen?«
    »Ja, mein Sohn,« erwiderte Heinrich, ziemlich unzufrieden mit dem Tone, in dem Chicot diese wenigen Worte ausgesprochen hatte, »ja, meine Majestät liebt es mehr, sich zu Vergnügen.« – »Verzeiht, ich belästige vielleicht Eure Majestät?«
    »Ei! mein Sohn,« sagte Heinrich, die Achseln zuckend, »ich habe dir schon gesagt, es sei hier nicht wie im Louvre. Hier treibt man am hellen Tage jede Liebe, jeden Krieg, jede Politik.«
    Der Blick des Königs war so sanft, sein Lächeln so wohlwollend, daß Chicot dadurch ganz kühn gemacht wurde.
    »Krieg und Politik weniger als Liebe, nicht wahr, Sire?«
    »Wahrhaftig, ja, mein lieber Freund, ich gestehe es; dieses Land ist so schön, die Weine des Languedoc sind soschmackhaft, die Frauen von Navaria sind so hübsch!« – »Ah! Sire,« entgegnete Chicot, »mir scheint, Ihr vergeßt die Königin; sind die Navarresinnen etwa schöner und gefälliger? Dann mache ich ihnen mein Kompliment.«
    »Ventre-saint-gris! Nu hast recht, Chicot, ich vergaß, daß du Botschafter bist, daß du Heinrich III. vertrittst, daß König Heinrich III. der Bruder von Margarethe ist, und daß ich folglich in deiner Gegenwart Frau Margarethe über alle Frauen stellen muß! Noch du wirst meine Unvorsichtigkeit entschuldigen, ich bin nicht mehr an Gesandte gewöhnt, mein Sohn.«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und d'Aubiac meldete mit lauter Stimme: »Der Herr Botschafter von Spanien.«
    Chicot machte von seinem Lehnstuhl einen Sprung, der dem König ein Lächeln entriß.
    »Wahrhaftig,« sagte Heinrich, »ich werde hier auf eine Weise Lügen gestraft, wie ich es nicht erwartet hatte. Der Botschafter von Spanien! Was will er hier?« – »Ja,« wiederholte Chicot, »was will er hier?«
    »Wir werden es erfahren, vielleicht hat unser Nachbar, der Spanier, eine Grenzstreitigkeit mit uns zu verhandeln.«
    »Ich entferne mich,« sagte Chicot demütig. »Es ist ohne Zweifel ein wahrer Botschafter, den Euch Seine Majestät König Philipp II. schickt, während ich...«
    »Der Botschafter von Frankreich dem Spanier das Terrain abtreten, und zwar in Navarra, Ventre-saint-gris! Das wird nicht geschehen; öffne dieses Bücherzimmer, Chicot, und gehe hinein!« – »Aber ich werde dort alles hören, Sire.«
    »Ah! Du wirst alles hören, alle Teufel! Was liegt mir daran? Ich habe nichts zu verbergen.«
    Dann fügte er hinzu: »Sage meinem Kapitän der Leibwachen, er möge den Herrn Botschafter von Spanien einführen.«Als Chicot diesen Befehl hörte, trat er eiligst in das Bücherzimmer, dessen Türvorhang er sorgfältig schloß.
    Ein langsamer und abgemessener Schritt erscholl, es war der des Botschafters Seiner Majestät König Philipps II.
    Nach den feierlichen Einleitungen gemäß den Vorschriften der Etikette, wobei sich Chicot aus seinem Versteck überzeugt hatte, daß Heinrich sehr gut Audienz zu geben wußte, fragte der Gesandte in spanischer Sprache, die jeder Gaskogner oder Bearner so gut wie die seiner Heimat versteht: »Kann ich frei zu Eurer Majestät sprechen?«
    »Ihr könnt es.«
    Chicot öffnete zwei weite Ohren. Das Interesse war groß für ihn.
    »Sire,« sagte der Botschafter, »ich bringe die Antwort Seiner

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