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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Führer haben; erlaubt, daß drei von meinen Leuten Euch in den Palast zurückgeleiten.«
    »Ich gehe nicht in den Palast, sage ich Euch.«
    »Wohin geht Ihr dann?«
    »Ich kann bei Nacht nicht schlafen und gehe dann spazieren. Nerac ist eine reizende, wechselreiche Stadt, wie mir scheint; ich will sie sehen, kennen lernen.«
    »Man wird Euch überallhin führen, wohin Ihr zu gehen wünscht, Herr Chicot. Holla! drei Mann!«
    »Ich flehe Euch an, mein Herr, nehmt mir nicht das Romantische meines Spazierganges; ich liebe es, allein zu gehen.«
    »Ihr werdet von Räubern ermordet werden.
    »Ich habe meinen Degen.«»Ah! es ist wahr, ich hatte das nicht gesehen; dann wird Euch der Profoß als bewaffnet festnehmen.«
    Chicot sah, daß er sich so nicht herauswinden konnte, nahm den Offizier beiseite und sagte, die Liebe treibe ihn, eine gewisse Dame zu besuchen. Dahin könne er doch nicht in Begleitung gehen. Dies schien den Offizier zu erweichen, und er sagte: »Nun, dann geht, Herr Chicot, geht!«
    »Ihr seid ein galanter Mann, Kornett.«
    »Mein Herr!«
    »Nein, so wahr ich lebe! Das ist ein schöner Zug. Doch sprecht, woher kennt Ihr mich?«
    »Ich habe Euch im Palast beim König gesehen.«
    »So sind die kleinen Städte!« dachte Chicot; »wie oft hätte man mir, wenn ich in Paris auf diese Weise bekannt wäre, die Haut statt des Wamses durchlöchert!«
    Und er drückte dem jungen Offizier die Hand.
    Nachdem er dem Offizier auf seine Frage noch geantwortet hatte, er gehe in der Richtung der Porte d'Agen, entfernte sich Chicot leichter und freudiger als je. Doch er hatte nicht hundert Schritte gemacht, als er gleichsam mit der Nase auf die Scharwache stieß.
    »Alle Teufel! diese Stadt ist gut bewacht!« dachte Chicot.
    »Man geht nicht vorbei!« rief der Profoß mit Donnerstimme.
    »Aber, mein Herr,« entgegnete Chicot, »ich wünsche ....«
    »Ah! Herr Chicot! Ihr seid es; wie kommt es, daß Ihr bei so kaltem Wetter in den Straßen umhergeht?«
    »Oh! hier ist offenbar sehr schwer durchzukommen,« dachte Chicot voll Unruhe.
    Und er grüßte und machte eine Bewegung, um seinen Weg fortzusetzen.
    »Herr Chicot, habt acht,« sagte der Profoß.
    »Worauf, mein Herr?«
    »Ihr irrt Euch im Wege; Ihr geht den Toren zu.«
    »Ganz richtig.«»Dann werde ich Euch verhaften, Herr Chicot.«
    »Nein, nein, Herr Profoß, alle Wetter! Ihr würdet da einen schönen Streich machen.«
    »Aber...«
    »Nähert Euch, Herr Profoß, und macht, daß Eure Soldaten nicht hören, was wir sprechen.«
    Der Profoß näherte sich.
    »Ich höre,« sagte er.
    »Der König hat mir einen Auftrag für den Leutnant der Porte d'Agen gegeben.« – »Ah! ah!«
    »Ihr wundert Euch darüber?« – »Ja.«
    »Ihr müßt Euch nicht wundern, da Ihr mich kennt.« – »Ich kenne Euch, weil ich Euch im Palaste beim König gesehen habe.«
    Chicot stampfte mit dem Fuß; er fing an, ungeduldig zu werden. »Das muß genügen, um Euch zu beweisen, daß ich das Vertrauen Seiner Majestät besitze.« – »Allerdings; geht also und besorgt den Auftrag des Königs, Herr Chicot, ich halte Euch nicht mehr auf.«
    »Das ist drollig, aber es ist reizend,« dachte Chicot; »ich bleibe überall auf der Straße hängen, rolle aber immer wieder fort. Ah! ah! dort ist ein Tor, es muß das nach Agen sein... in fünf Minuten bin ich draußen.«
    Er kam wirklich an dieses Tor, wo eine Schildwache, die Muskete auf der Schulter, auf und ab ging.
    »Verzeiht, mein Freund,« sagte Chicot, »wollt Ihr befehlen, daß man mir das Tor öffnet?« – »Ich befehle nicht, Herr Chicot,« erwiderte freundlich die Schildwache, »ich bin ein einfacher Soldat.«
    »Du kennst mich auch?« rief Chicot außer sich. – »Ich habe die Ehre, Herr Chicot, ich war diesen Morgen im Palast auf der Wache und sah Euch mit dem König sprechen.«
    »Nun wohl, mein Freund, wenn du mich kennst, so laß dir sagen, der König hat mich mit einer sehr dringenden Sendung nach Agen beauftragt, öffne mir also nur die Seitenpforte!«»Dies würde ich mit dem größten Vergnügen tun, Herr Chicot, doch ich habe die Schlüssel nicht.«
    »Wer hat sie denn?«
    »Der Offizier vom Dienste.«
    Seufzend fragte Chicot: »Und wo ist der Offizier vom Dienst?«
    »Oh! bemüht Euch deshalb nicht.«
    Der Soldat zog an einer Klingel, die den in der Wachtstube eingeschlafenen Offizier aufweckte.
    »Was gibt es?« fragte der letztere, den Kopf herausstreckend.
    »Herr Leutnant, es ist ein Herr hier; er verlangt, daß man ihm das Tor

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