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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Schmerzen niedergeworfen, leichenbleich und zuckend auf ihr Bett zurück.
    Margarethe schaute sie einige Zeit ohne Zorn, aber auch ohne Mitleid an.
    »Muß ich immer noch an Euer Leugnen glauben, mein Fräulein?« sagte sie zu der Armen, als diese sich wieder erhob und dabei ein so verstörtes und in Tränen gebadetes Gesicht zeigte, daß es selbst Katharina gerührt haben müßte.
    Doch als wollte der Himmel der Unglücklichen Hilfe senden, öffnete sich in dieser Sekunde die Türe, und Heinrich von Navarra trat hastig ein.
    Heinrich hatte nicht geschlafen. Nachdem er eine Stunde mit Mornay gearbeitet und alle Maßregeln für die Chicot angekündigte Jagd getroffen hatte, lief er eiligst in den Pavillon der Ehrenfräulein.
    »Nun! was sagt man?« bemerkte er eintretend, »meine Tochter Fosseuse soll immer noch leidend sein!«
    »Seht Ihr, Madame,« rief das Mädchen, gestärkt durch den Anblick seines Geliebten und durch die Hilfe, die ihm zukam, »seht Ihr, der König hat nichts gesagt, und ich tue wohl daran zu leugnen?«
    »Mein Herr,« sagte die Königin, sich gegen Heinrich umwendend, »macht, daß dieser demütigende Streit aufhört; ich glaube Euch begriffen zu haben, als Ihr mich vorhin mit Eurem Vertrauen beehrtet und mir den Zustand des Fräuleins aufdecktet. Sagt ihr also, daß ich mit allem auf dem laufenden bin, damit sie sich nicht mehr zu zweifeln erlaubt, wenn ich versichere.«
    »Meine Tochter,« fragte Heinrich mit einer Zärtlichkeit, die er nicht einmal zu verschleiern suchte, »Ihr leugnet also beharrlich?«
    »Das Geheimnis gehört nicht mir, Sire,« antwortete das mutige Kind, »und solange ich nicht von Eurem Munde die Erlaubnis erhalten habe, alles zu sagen ....«
    »Meine Tochter Fosseuse ist ein tapferes Herz, Madame,« sagte Heinrich; »verzeiht Ihr, ich beschwöre Euch; und Ihr, meine Tochter, habt Vertrauen zu der Güte Eurer Königin; die Dankbarkeit ist meine Sache, und ich übernehme sie.«
    Und er faßte Margarethes Hand und drückte sie herzlich.
    In diesem Augenblicke strömte abermals eine bittere Woge des Schmerzes über die arme Fosseuse; sie wich zum zweiten Male unter dem Sturm, und gebogen wie eine Lilie neigte sie das Haupt mit einem dumpfen Seufzer.
    Heinrich war gerührt bis in die Tiefen seines Herzens, als er diese bleiche Stirn, diese in Tränen gebadeten Augen, diese feuchten, zerstreuten Haare erblickte, als er endlich an den Schläfen und auf den Lippen der Armen den Angstschweiß perlen sah.
    Er stürzte ganz verwirrt auf sie zu, öffnete die Arme,fiel vor ihrem Bett auf die Knie und flüsterte: »Fosseuse! teure Fosseuse!«
    Düster und schweigsam lehnte Margarethe ihre glühende Stirn an die Fensterscheiben.
    Fosseuse hatte die Kraft, ihre Arme zu erheben und um den Hals ihres Geliebten zu schlingen; sie drückte ihre Lippen auf die seinigen, im Glauben, sie würde sterben, und in diesem letzten, in diesem äußersten Kuß warf sie Heinrich ihre Seele und ihr Lebewohl zu.
    Dann sank sie ohne Bewußtsein zurück.
    Ebenso bleich als sie, träge und ohne Stimme wie sie, ließ Heinrich sein Haupt auf ihr Bettuch sinken, das bald ihr Leichentuch zu werden schien.
    Margarethe näherte sich dieser Gruppe, in der körperlicher und moralischer Schmerz vereinigt waren, und sagte mit einer energischen Majestät: »Steht auf, mein Herr, und laßt mich die Pflicht erfüllen, die Ihr mir auferlegt habt.«
    Und als Heinrich über diese Kundgebung unruhig zu sein schien und sich halb auf ein Knie aufrichtete, fügte sie hinzu: »Oh! fürchtet nichts, mein Herr, sobald mein Stolz allein verwundet ist, bin ich stark; gegen mein Herz hätte ich nicht für mich gestanden, doch zum Glück hat mein Herz nichts mit dieser ganzen Sache zu schaffen.«
    Heinrich erhob das Haupt.
    »Madame?« sagte er.
    »Sprecht kein Wort mehr, mein Herr,« versetzte Margarethe, die Hand ausstreckend, »oder ich würde glauben, Eure Nachsicht sei Berechnung gewesen. Wir sind Bruder und Schwester und werden uns verstehen.«
    Heinrich führte sie zur Fosseuse, deren eisige Hand er in Margarethes fieberhafte Hand legte.
    »Geht, Sire, geht,« sagte die Königin, »brecht zur Jagd auf. Je mehr Ihr zu dieser Stunde Leute mit Euch nehmt, desto mehr werdet Ihr neugierige Blicke von ihrem Bette entfernen.«
    »Aber ich habe niemand in den Vorzimmern gesehen,« entgegnete Heinrich.
    »Nein, Sire,« versetzte Margarethe lächelnd, »man glaubt, die Pest sei hier; beeilt Euch also, Euer Vergnügen anderswo zu

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