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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Zeiten sind nicht für die Großmut geeignet. Ich habe kein Zartgefühl gegen Heinrich zu beobachten. Diese tausend Goldtaler kommen nicht einmal von ihm, sondern von einem Oheim, der mir sechsmal mehr versprochen hatte. Dieser Oheim war allerdings Junggeselle. Wenn es noch Nacht wäre, würde ich hundert Taler aus der Tasche des Königs nehmen, aber es ist Tag und ich habe keine andere Quelle mehr, als bei mir selbst und ... bei Gorenflot:«
    Der Gedanke, von Gorenflot Geld zu beziehen, ließ seinen würdigen Freund lächeln.
    »Es wäre ja schön,« fuhr er fort, »wenn Meister Gorenflot, der mir sein Glück verdankt, hundert Taler seinem Freunde für den Dienst des Königs abschlüge, der ihn zum Prior der Jakobiner ernannt hat.«
    »Ah!« sagte er, »er ist nicht mehr Gorenflot.
    »Ja, aber Robert Briquet ist immer noch Chicot. Doch der Brief des Königs, der Brief, der Navarra in Flammensetzen soll, ich sollte ihn vor Tag holen, und der Tag ist gekommen. Ah! dieses Mittel werde ich haben, und es wird sogar einen furchtbaren Schlag auf den Schädel Gorenflots tun, wenn mir sein Gehirn zu schwer zu überzeugen ist. Vorwärts also!«
    Chicot fügte das Brett wieder ein, das sein Versteck schloß, befestigte es mit vier Nägeln und bedeckte es mit der Platte, auf die er gehörig Staub streute, um die Fugen zu verstopfen; dann schaute er, zum Aufbruch bereit, zum letzten Male dieses kleine Zimmer an, wo er seit vielen glücklichen Tagen undurchdringlich und bewacht war, wie es das Herz in der Brust ist.
    So beruhigt schloß Chicot seine Tür, deren Schlüssel er mit sich nahm; als er sodann hinausging, um das Ufer zu erreichen, sagte er: »Ei! ei! dieser Nicolas Poulin könnte wohl hierher kommen, meine Abwesenheit verdächtig finden und... Ah! diesen Morgen habe ich nur Hasengedanken. Vorwärts.«
    Indes Chicot seine Haustür nicht minder sorgfältig schloß, als er seine Zimmertür geschlossen hatte, bemerkte er an einem Fenster den Diener der unbekannten Dame, der, ohne Zweifel in der Hoffnung, so früh am Morgen nicht bemerkt zu werden, Luft schöpfte.
    Dieser Mann war erwähntermaßen ganz entstellt durch eine Wunde an der linken Schläfe, die sich über einen Teil der Wange erstreckte. Durch die Heftigkeit des Schlages von der Stelle gerückt, verbarg eine von seinen Augenbrauen beinahe völlig das linke, in seine Höhle eingesunkene Auge. Dabei hatte er trotz seiner kahlen Stirn und seinem gräulichen Barte einen lebhaften Blick und eine auffallende Jugendfrische auf der Wange, die verschont worden war.
    Beim Anblick Robert Briquets, der seine Türschwelle hinabstieg, bedeckte er sich den Kopf mit seiner Kapuze. Er machte eine Bewegung, um zurückzutreten, doch Chicot bedeutete ihm durch eine Bewegung, er möge bleiben.
    »Nachbar,« rief ihm Chicot zu, »das Gelärm gesternhat mir mein Haus verleidet; ich will einige Wochen auf meine Meierei gehen; wäret Ihr wohl so gefällig, von Zeit zu Zeit einen Blick nach dieser Seite zu werfen?« – »Ja, gern,« antwortete der Unbekannte.
    »Und solltet Ihr Diebe bemerken...« – »Seid unbesorgt, ich habe eine gute Büchse.«
    »Ich danke. Indessen hätte ich Euch noch um einen Dienst zu bitten. Doch es ist zu zarter Natur, um es Euch von ferne zuzurufen, Nachbar.« – »Dann werde ich hinabkommen.«
    Chicot sah den Unbekannten in der Tat verschwinden, und als er sich während dieses Verschwindens dem Hause näherte, hörte er seine Tritte im Hausflur schallen, dann öffnete sich die Tür, und sie standen einander gegenüber.
    Diesmal hatte der Diener sein Gesicht völlig in seine Kapuze gehüllt.
    »Es ist heute sehr kalt,« sagte er, um seine geheimnisvolle Vorsicht zu verbergen oder zu entschuldigen.
    »Ein eisiger Nordwind, Nachbar,« erwiderte Chicot, der sich stellte, als schaute er den andern nicht an, um es ihm bequemer zu machen.
    »Nun?« sagte der Unbekannte. – »Ich verreise.«
    »Ihr habt mir schon die Ehre erwiesen, mir dies mitzuteilen.« – »Ich erinnere mich dessen vollkommen; aber indem ich abreise, lasse ich Geld zurück.«
    »Desto schlimmer, mein Herr, desto schlimmer, nehmt es mit.« – »Nein, der Mensch ist schwerfälliger und minder entschlossen, wenn er seine Börse zugleich mit seinem Leben zu retten sucht. Ich lasse all mein Geld wohl verborgen hier, so wohl verborgen, daß ich nur das Unglück eines Brandes zu befürchten habe. Wenn mir das begegnete, wollt das Verbrennen eines gewissen dicken Balkens beobachten, von dem Ihr dort

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