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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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rechts das in Gestalt eines Drachenkopfes geschnitzte Ende erblickt... beobachtet, sage ich, und sucht in der Asche.«
    »In der Tat,« entgegnete der Unbekannte, sichtbarärgerlich, »Ihr belästigt mich ungemein. Diese vertrauliche Mitteilung wäre besser bei einem Freunde angebracht, als bei einem Mann, den Ihr gar nicht kennt, den Ihr nicht kennen könnt. Bedenkt, welche Verantwortlichkeit Ihr mir aufbürdet. Kann nicht diese lärmvolle Musik meiner Gebieterin ebenso ärgerlich sein wie Euch, und können wir nicht deshalb die Wohnung verändern?« – »Nun wohl! dann ist alles abgetan, und ich werde mich nicht an Euch halten, Nachbar.«
    »Ich danke für das Vertrauen, das Ihr einem armen Unbekannten beweist,« sagte der Diener, sich verbeugend; »ich werde mich seiner würdig zu zeigen suchen.« Und er grüßte Chicot und ging wieder hinein.
    Chicot grüßte ihn seinerseits liebevoll und sagte, als er sah, daß die Tür wieder hinter ihm geschlossen war: »Armer, junger Mann, diesmal ist es ein wahres Gespenst, und ich habe ihn doch so heiter, so lebendig, so schön gesehen!«

Die Priorei der Jakobiner.
    Die Priorei, die der König Gorenflot geschenkt hatte, um ihn für seine redlichen Dienste und besonders für seine glänzende Beredsamkeit zu belohnen, lag ungefähr zwei Büchsenschüsse jenseits der Porte Saint-Antoine. Es war dies damals ein sehr vornehmer Stadtteil; der König kam häufig nach dem Schlosse von Vincennes, das, man in jener Zeit Bois de Vincennes nannte, und infolge der Hin- und Herfahrten des Hofes hatte diese Straße etwa die Wichtigkeit, wie heutzutage die Champs-Elysses.
    Die Priorei selbst bestand aus einem Viereck von Gebäuden, das einen ungeheuren, mit Bäumen bepflanzten Hof enthielt, und es gehörten dazu außer dem Gemüsegarten, der hinter dem Viereck lag, eine Menge von Baulichkeitenund Gartenstücken, die der Priorei die Ausdehnung eines Dorfes gaben.
    Zweihundert Jakobinermönche bewohnten die Schlafsäle, die im Hintergrunde des Hofes parallel mit der Straße lagen. Auf der Vorderseite verliehen vier Fenster mit einem einzigen eisernen, an diesen Fenstern hinlaufenden Balkon den Gemächern der Priorei Luft, Licht und Leben.
    Im Schoße dieser Priorei, einem wahren Paradies der Müßiggänger und der Wohlschmecker, wo Schlachtochsen, Schafe und Schweine und nicht minder ein besonders mit Burgunder reich besetzter Keller für des Leibes Notdurft sorgten, in der kostbaren Wohnung, deren Balkon auf die Straße geht, finden wir Gorenflot wieder, geschmückt mit einem Kinn mehr und mit jenem ehrwürdigen Ernste, den die beständige Gewohnheit der Ruhe und des Wohlbehagens auch den gemeinsten Gesichtern verleiht.
    In seinem schneeweißen Gewande, mit dem schwarzen Kragen, der seine breiten Schultern warm hält, hat Gorenflot nicht mehr so viel Freiheit der Bewegung, wie in seinem einfachen grauen Mönchskleide, aber er hat mehr Majestät. Breit wie eine Hammelkeule, stützt sich seine Hand auf einen Quartanten, den sie völlig bedeckt; seine dicken Füße drücken einen Wärmer nieder, und seine Arme sind nicht mehr lang genug, um einen Gürtel für seinen Bauch zu bilden.
    Es hat soeben halb acht Uhr geschlagen. Der Prior ist zuletzt aufgestanden; er pflegt die Regel zu benutzen, die dem Obersten eine Stunde Schlaf mehr gestattet, als den Mönchen, doch er setzt seine Nacht ruhig und gemütlich in einem Lehnstuhle mit Eiderdaunenkissen fort.
    Die Ausstattung des Zimmers, worin der würdige Abt schläft, ist mehr weltlich als religiös; ein Tisch mit gedrehten Füßen und mit einem reichen Teppich bedeckt, religiöse Gemälde galanter Art, eine seltsame Mischung von Liebe und Devotion, die man nur in jener Zeit in derKunst findet, kostbare Gefäße für die Kirche oder die Tafel auf Schenktischen, an den Fenstern große Vorhänge von venetianischem Brokat, trotz ihres Alters glänzender, als die teuersten neuen Stoffe, dies find die Reichtümer, deren Besitzer Dom Gorenflot durch die Gnade Gottes, des Königs und besonders Chicots geworden war.
    Der Prior schlief also in seinem Lehnstuhl, während ihm der Tag seinen gewöhnlichen Besuch machte und mit seinen silbernen Lichtern die purpurnen und Perlmutterartigen Töne auf dem Gesichte des Schläfers liebkoste.
    Die Stubentür öffnet sich sacht, und zwei Mönche treten ein, ohne den Prior aufzuwecken.
    Der erste war ein Mann von dreißig bis fünfunddreißig Jahren, mager, bleich und nervös gekrümmt in seinem Jakobinergewand; er

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