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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Gedächtnis, ehrwürdiger Herr Prior« erwiderte Borromée, die Augen niederschlagend.
    »Wenn ich es gesagt habe,« versetzte Gorenflot, indem er sacht den Kopf von oben nach unten schüttelte, »so hatte ich meine Gründe, es zu sagen, Bruder Borromée. In der Tat, es war stets meine Ansicht, man müsseden Körper üben, und als ich noch einfacher Mönch war, kämpfte ich mit dem Wort und sogar mit dem Schwert... Militat... Spiritus... Sehr gut, Bruder Borromée, das war eine Eingebung des Herrn.« – »Ich will also Eure Befehle vollends ausführen,« sagte Borromée, indem sich mit Jacques zurückzog, der ihn, ganz bebend vor Freude, unten an seinem Rocke zupfte.
    »Geht,« sagte Gorenflot majestätisch. – »Ah! ehrwürdiger Herr Prior,« sagte Borromée, der einige Sekunden nach seinem Verschwinden wieder eintrat, »ich vergaß...«
    »Was?« – »Im Sprechzimmer ist ein Freund Eurer Herrlichkeit, der mit Euch zu reden wünscht.«
    »Wie nennt er sich?« – »Meister Robert Briquet.«
    »Meister Robert Briquet,« versetzte Gorenflot, »das ist kein Freund von mir, Bruder Borromée, sondern ein einfacher Bekannter.« – »Eure Ehrwürden wird ihn also nicht empfangen?«
    »Doch, doch,« sagte mit gleichgültigem Tone Gorenflot, »dieser Mensch zerstreut mich; laß ihn heraufkommen.«
    Bruder Borromée verbeugte sich zum zweiten Male und ging hinaus. Bruder Jacques aber hatte nur einen Sprung von dem Zimmer des Priors bis in die Kammer gemacht, wo die Waffen aufbewahrt wurden.
    Fünf Minuten nachher öffnete sich die Tür wieder, und Chicot erschien.

Die beiden Freunde.
    Dom Modeste behielt die andächtig vorgebeugte Stellung bei, die er angenommen hatte. Chicot durchschritt das Zimmer und ging auf ihn zu. Der Prior war nur so gnädig, den Kopf ein wenig zu senken, um dem Eintretenden anzudeuten, daß er ihn bemerke.
    Chicot schien sich nicht einen Augenblick über die Gleichgültigkeit des Priors zu wundern; er schritt immer weiter vor, grüßte, als er eine ehrfurchtsvoll abgemessene Entfernung erreicht hatte, und sagte: »Guten Morgen, Herr Prior.« – »Ah! Ihr seid hier,« sagte Gorenflot, »Ihr seid wieder auferstanden, wie es scheint?«
    »Habt Ihr mich tot geglaubt, Herr Prior?« – »Bei Gott! man sah Euch nicht mehr.«
    »Ich hatte Geschäfte.« – »Ah!«
    Chicot wußte, daß Gorenflot, wenn er sich nicht durch zwei bis drei Flaschen alten Burgunders erwärmt hatte, wortkarg blieb. Da er aber bei der wenig vorgerückten Stunde aller Wahrscheinlichkeit nach nüchtern war, so nahm er einen guten Lehnstuhl und setzte sich schweigsam an die Ecke des Kamins, wobei er seine Füße auf die Feuerböcke ausstreckte und seine Lenden auf die weiche Lehne stützte.
    »Werdet Ihr mit mir frühstücken, Herr Briquet?« fragte Dom Modeste. – »Vielleicht, ehrwürdiger Herr Prior.«
    »Ihr dürft mir nicht grollen, Herr Briquet, wenn es mir unmöglich würde, Euch jede Zeit zu schenken, die ich Euch gern schenken möchte.« – »Ei! wer zum Teufel! fordert Eure Zeit von Euch, Herr Prior? Alle Wetter! Ich verlangte nicht einmal Frühstück von Euch, Ihr habt es mir angeboten.«
    »Sicher, Herr Briquet,« versetzte Dom Gorenflot mit einer Unruhe, die der feste Ton Chicots rechtfertigte, »ja, allerdings, ich habe es Euch angeboten, doch ...« – »Doch Ihr glaubtet, ich würde es nicht annehmen?«
    »Oh! nein. Ist es meine Gewohnheit, politisch zu sein, sprecht, Herr Briquet?« – »Man nimmt alle Gewohnheiten an, die man annehmen will, wenn man ein Mann von Eurer Erhabenheit ist, ehrwürdiger Herr Prior,« erwiderte Chicot mit jenem Lächeln, das nur ihm gehörte.
    Dom Gorenflot schaute Chicot mit den Augen blinzelnd an. Es war ihm unmöglich, zu erraten, ob Chicot spottete oder im Ernst sprach.
    Chicot war aufgestanden.
    »Warum steht Ihr auf, Herr Briquet?« – »Weil, ich gehe.«
    »Und warum geht Ihr, da Ihr sagtet, Ihr würdet mit mir frühstücken?« – »Ich habe nicht gesagt, ich würde mit Euch frühstücken.«
    »Verzeiht, ich habe es Euch angeboten.« – »Und ich erwiderte: vielleicht; vielleicht bedeutet nicht: ja.«
    »Ihr ärgert Euch?« – Chicot lachte. »Ich mich ärgern,« sagte er, »und worüber sollte ich mich ärgern? Darüber, daß Ihr unverschämt, unwissend und grob seid? Oh! lieber Herr Prior, ich kenne Euch zu lange, um mich über solche Unvollkommenheiten zu ärgern.«
    Durch diesen naiven Ausfall seines Gastes niedergeschmettert, blieb Gorenflot mit offenem Munde und

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