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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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für seinen König und sein Vaterland einstehen.«
    »Und Rose?«, fragte der Wirt.
    Der Lehrling wurde rot und sah verschämt zu Boden. Er ließ die Schultern wieder hängen und sank ein wenig in sich zusammen, wie ein Segel, dem der Wind ausgeht. »Mein Gott, wissen denn wirklich alle von uns?«
    Der Wirt nickte freundlich lächelnd. »In einem kleinen Ort wie dem hier bleibt nun mal nichts geheim.«
    »Also«, sagte Aaron mit Bestimmtheit, »ich mache das auch für sie. Für uns. Mit meinem Sold und dem Geld, das ich gespart habe, kann ich uns ein Haus kaufen oder eine eigene Werkstatt eröffnen, ohne dass ich zu irgendeinem miesen Geldverleiher gehen müsste.«
    Kote machte den Mund auf und schloss ihn gleich wieder. Er sah einen tiefen Atemzug lang nachdenklich drein und fragte dann, als ob er seine Worte sehr sorgfältig wählte: »Aaron, weißt du, wer Kvothe ist?«
    Der Schmiedelehrling verdrehte die Augen. »Ich bin doch kein Schwachkopf. Wir haben doch gestern Abend erst Geschichten über ihn erzählt, wisst Ihr nicht mehr?« Er sah über die Schulter des Wirts hinweg in Richtung Küche. »Ich muss los. Carter wird schimpfen wie ein Rohrspatz, wenn ich nicht –«
    Kote machte eine besänftigende Geste. »Ich schlage dir ein Geschäft vor, Aaron. Du hörst dir an, was ich zu sagen habe, und dafür bekommst du deinen Proviant gratis.« Er schob das Silber-Bit über den Tresen zurück. »Dann kannst du damit in Treya was Schönes für Rose kaufen.«
    Aaron nickte vorsichtig. »Also gut, abgemacht.«
    »Was weißt du aus den Geschichten, die du gehört hast, über Kvothe? Wie soll er so sein?«
    Aaron lachte. »Außer dass er tot ist?«
    Kote lächelte matt. »Ja, davon mal abgesehen.«
    »Er kannte alle möglichen magischen Geheimnisse«, sagte Aaron. |36| »Er wusste sechs Worte, die er einem Pferd nur ins Ohr flüstern musste, und dann lief das Pferd hundert Meilen weit. Er konnte Eisen in Gold verwandeln und Blitze in einem Einmachglas einfangen, um sie für später aufzuheben. Er kannte ein Lied, das jedes Schloss öffnete, und konnte eine dicke Eichentür mit nur einem Fausthieb einschlagen …«
    Aaron verstummte. »Es kommt ganz darauf an, um welche Geschichte es geht. Manchmal ist er der Gute, der edle Held. Einmal hat er mehrere Mädchen vor einer ganzen Horde menschenfressender Ungeheuer gerettet …«
    Wieder ein mattes Lächeln. »Ja, ich weiß.«
    »… in anderen Geschichten aber ist er ein richtiger Scheißkerl«, fuhr Aaron fort. »Er hat magische Geheimnisse von der Universität geklaut. Deshalb haben sie ihn da rausgeschmissen. Und ›Kvothe der Königsmörder‹ haben sie ihn auch bestimmt nicht genannt, weil er so gut Laute spielen konnte …«
    Das Lächeln war verschwunden, aber der Wirt nickte. »Wohl wahr. Aber wie war er denn so?«
    Aaron legte die Stirn in Falten. »Er hatte rotes Haar, falls es das ist, was Ihr meint. Das wird in allen Geschichten erwähnt. Und er war ein teuflisch guter Schwertkämpfer. Und echt schlau. Außerdem hatte er eine richtige Silberzunge, konnte sich aus allem und jedem herausreden.«
    Der Wirt nickte. »Genau. Also, stell dir vor, du wärest Kvothe – und echt schlau, wie du sagst. Und mit einem Mal wäre dein Kopf für jeden, der ihn abschlägt, eintausend Royals und ein Herzogtum wert. Was würdest du dann tun?«
    Der Schmiedelehrling schüttelte den Kopf und zuckte die Achseln, wusste keine Antwort darauf.
    »Also, wenn
ich
Kvothe wäre«, sagte der Wirt, »würde ich meinen Tod vortäuschen, einen anderen Namen annehmen und mir eine kleine Ortschaft irgendwo mitten im Nirgendwo suchen. Da würde ich dann ein Wirtshaus aufmachen und mich ansonsten möglichst unauffällig verhalten.« Er sah den jungen Mann an. »Das ist es, was
ich
tun würde.«
    Aarons Blick huschte zu den roten Haaren des Wirts und hinauf |37| zu dem Schwert, das über dem Tresen hing. Dann sah er dem Wirt wieder in die Augen.
    Kote nickte langsam und wies dann auf den Chronisten. »Dieser Mann ist nicht nur ein normaler Schreiber. Er ist eine Art Historiker, und er ist hier, um die wahre Geschichte meines Lebens aufzuzeichnen. Den Anfang hast du verpasst, aber wenn du magst, darfst du gern hierbleiben und dir den Rest anhören.« Er lächelte. »Ich kann dir Geschichten erzählen, die noch niemand je gehört hat. Geschichten, die niemand je wieder hören wird. Geschichten über Felurian und darüber, wie ich bei den Adem zu kämpfen lernte. Die Wahrheit über Prinzessin

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