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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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besser dorthin sehen zu können.
    Kote antwortete mit betretenem Lächeln: »Nein. Nein, das kann ich nicht behaupten.«
    Beide zuckten zusammen, als Bast den gefüllten Leinensack unsanft auf dem Tresen absetzte. »Das müsste für Carter und dich reichen. Genug Proviant für mehr als zwei Tage«, sagte Bast in schroffem Ton.
    Aaron schulterte den Sack und ging zum Ausgang, blieb dann aber noch einmal stehen und sah sich zu den beiden Männern hinterm Tresen um. »Ich bitte wirklich nur sehr ungern um einen Gefallen. Der alte Cob hat gesagt, dass er mal nach meiner Mutter schaut, während ich weg bin, aber …«
    Bast kam hinter dem Tresen hervor und begann ihn zum Ausgang zu geleiten. »Es wird ihr gut ergehen, da bin ich mir sicher. Ich |40| schau auch gerne mal bei Rose vorbei, wenn du magst.« Er schenkte dem Schmiedelehrling ein breites, laszives Lächeln. »Nur um sicher zu gehen, dass sie nicht einsam ist oder so.«
    »Da wäre ich dir sehr dankbar«, sagte Aaron, und die Erleichterung war ihm anzuhören. »Sie war ziemlich geknickt, als ich gegangen bin. Ein bisschen Trost könnte sie gut gebrauchen.«
    Bast hielt beim Öffnen der Wirtshaustür inne und sah den breitschultrigen Jungen fassungslos an. Dann schüttelte er den Kopf und öffnete die Tür zur Gänze. »Gute Reise! Viel Vergnügen in der großen Stadt! Und nicht das Wasser trinken!«
    Bast schloss die Tür hinter ihm und lehnte die Stirn ans Holz, als wäre er mit einem Mal sehr erschöpft. »›
Ein bisschen Trost könnte sie gut gebrauchen
‹?«, wiederholte er ungläubig. »Ich nehme alles zurück, was ich je über die Klugheit dieses Jungen gesagt habe.« Er wandte sich zum Tresen um und deutete anklagend auf die geschlossene Tür. »Das«, sagte er, wie zu dem ganzen Schankraum, »kommt dabei raus, wenn man tagaus tagein mit Eisen zu tun hat.«
    Der Wirt kicherte matt und lehnte sich an den Tresen. »So viel zum Thema: meine legendäre Silberzunge.«
    Bast schnaubte. »Der Junge ist doch ein Idiot, Reshi.«
    »Soll ich mich nun besser fühlen, weil ich nicht in der Lage war, einen Idioten zu überzeugen, Bast?«
    Der Chronist räusperte sich leise. »Es scheint mir eher ein Beweis für Eure schauspielerischen Fähigkeiten zu sein«, sagte er. »Ihr habt hier so überzeugend den Wirt gemimt, dass sich die Leute gar nicht vorstellen können, dass Ihr ein anderer seid.« Er wies auf den leeren Schankraum. »Ehrlich gesagt, bin ich erstaunt, dass Ihr bereit seid, Euer Leben hier aufs Spiel zu setzen, nur um zu verhindern, dass dieser Junge zum Militär geht.«
    »Da hätte ich nicht viel aufs Spiel gesetzt«, sagte der Wirt. »Denn was ist das schon für ein Leben?« Er richtete sich auf und ging um den Tresen herum zu dem Tisch, an dem der Chronist saß. »Ich bin verantwortlich für jeden Einzelnen, der in diesem blödsinnigen Krieg ums Leben kommt. Ich hatte nur gehofft, ich könnte wenigstens einen retten. Doch anscheinend gelingt mir nicht mal das.«
    Er ließ sich dem Chronisten gegenüber auf einem Stuhl nieder. |41| »Womit haben wir gestern aufgehört? Ich möchte mich möglichst nicht wiederholen.«
    »Du hattest gerade den Wind herbeigerufen und diesem Ambrose eine gehörige Lektion erteilt«, sagte Bast von der Tür her, wo er immer noch stand. »Außerdem hattest du wegen deiner Liebsten ziemlich heftig herumgeschmachtet.«
    Kote hob den Blick. »
Ich schmachte nicht herum
, Bast.«
    Der Chronist nahm seine Ledermappe zur Hand und zog ein Blatt Papier heraus, das zu drei Vierteln mit einer kleinen, präzisen Handschrift gefüllt war. »Ich könnte Euch den letzten Abschnitt vorlesen, wenn Ihr wollt.«
    Kote hob eine Hand. »Ich beherrsche Eure Geheimschrift noch gut genug, um es selber zu lesen«, sagte er. »Gebt mal her. Vielleicht bringt das das Erzählgetriebe wieder in Schwung.« Er sah zu Bast hinüber. »Komm und setz dich, wenn du zuhören willst. Ich mag’s nicht, wenn du da rumstehst.«
    Bast beeilte sich, Platz zu nehmen, und Kote atmete tief durch und überflog die letzte Seite des gestrigen Tages. Dabei schwieg er eine ganze Weile. Um seinen Mund spielte etwas, das ein Anflug von Missbilligung sein mochte, dann die Andeutung eines Lächelns.
    Er nickte nachdenklich, den Blick immer noch auf das Blatt gerichtet. »Ein so großer Teil meines jungen Lebens war dem Bestreben gewidmet, auf die Universität zu gelangen«, sagte er. »Schon bevor meine Truppe ermordet wurde, wollte ich unbedingt dorthin. Bevor ich wusste,

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