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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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dass die Chandrian mehr als nur eine Lagerfeuergeschichte sind. Bevor ich nach den Amyr zu suchen begann.«
    Der Wirt lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, und seine matte Miene schwand und wich einem nachdenklichen Blick. »Und ich glaubte, wenn ich erst einmal dort wäre, würde alles ganz einfach sein. Ich würde die Magie erlernen und auf alle meine Fragen Antworten erhalten. Ich dachte, es wäre dann alles so einfach wie in einem Märchenbuch.«
    Kote lächelte leicht verlegen, was sein Gesicht erstaunlich jung aussehen ließ. »Und das wäre es vielleicht auch gewesen, wenn ich nicht so überaus begabt wäre, mir Feinde zu machen und unnötigen Ärger einzuhandeln. Alles, was ich wollte, war: Meine Musik spielen, |42| meine Seminare besuchen und meine Antworten finden. Alles, was ich wollte, war: die Universität. Und dort bleiben zu dürfen.« Er nickte. »An dieser Stelle sollten wir beginnen.«
    Der Wirt gab das Blatt Papier an den Chronisten zurück. Der Chronist strich es glatt, entkorkte sein Tintenfass und tunkte die Feder hinein. Bast beugte sich begierig vor, grinsend wie ein aufgeregtes Kind.
    Kvothes strahlende Augen blickten im Raum umher, nahmen alles in sich auf. Er atmete tief durch und ließ plötzlich ein Lächeln aufblitzen, und einen kurzen Moment lang sah er ganz und gar nicht mehr wie ein Gastwirt aus. Seine Augen blickten scharf und strahlend und waren so grün wie frisches Gras. »Seid Ihr bereit?«

|43| Kapitel 3
Glück
    J edes Trimester an der Universität begann auf die gleiche Weise: mit der Auslosung der Termine für die Zulassungsprüfungen, gefolgt von einer ganzen Spanne Prüfungsgespräche. Die waren ein notwendiges Übel. Ich bezweifle nicht, dass all das einmal eine sinnvolle Einrichtung war. Früher, als die Universität noch kleiner war, mochten dabei tatsächlich Gespräche stattgefunden haben. Es war eine Gelegenheit für die Studenten, sich mit ihren Meistern über das Gelernte auszutauschen. Ein Dialog. Eine Diskussion.
    Doch heutzutage beherbergte die Universität über tausend Studenten. Da blieb keine Zeit für Diskussionen. Vielmehr wurde jeder Student ein paar Minuten lang mit Fragen bombardiert. Und da diese Prüfungsgespräche nur so kurz waren, konnten eine einzige falsche Antwort oder ein allzu langes Zögern dramatische Auswirkungen auf die Höhe der Studiengebühren haben.
    Vor diesen Gesprächen büffelten die Studenten wie besessen. Und anschließend betranken sie sich – um zu feiern oder sich zu trösten. Daher sahen die meisten während dieser elf Tage bestenfalls besorgt und erschöpft aus und liefen schlimmstenfalls wie Butzemänner in der Uni herum, hohläugig und graugesichtig von zu wenig Schlaf, zu viel Alkohol oder beidem.
    Ich selbst fand es seltsam, wie ernst alle anderen das ganze Verfahren nahmen. Die Studentenschaft bestand ganz überwiegend aus Adligen und reichen Kaufmannskindern. Hohe Studiengebühren waren für sie weiter nichts als eine Unannehmlichkeit, die ihnen weniger Taschengeld übrig ließ, das sie für Pferde und leichte Mädchen auf den Kopf hauen konnten.
    |44| Für mich hingegen stand viel mehr auf dem Spiel. Wenn die Meister die Studiengebühren erst einmal festgelegt hatten, ließ sich nachträglich nichts mehr daran ändern. Wenn sie meine Gebühren also zu hoch ansetzten, blieb ich aus der Universität verbannt, bis ich bezahlen konnte.

    Der erste Tag der Zulassungsprüfungen hatte immer etwas Festliches an sich. Die Auslosung der Termine nahm die ganze erste Tageshälfte in Anspruch, so dass die Studenten, die das Pech hatten, einen frühen Termin zugelost zu bekommen, nur Stunden später schon zur Prüfung antreten mussten.
    Als ich dort eintraf, zogen sich bereits lange Schlangen über den Hof, und die Studenten, die ihr Termin-Plättchen schon hatten, liefen umher und versuchten, ihren Termin zu Geld zu machen, zu tauschen oder einen anderen Termin zu kaufen.
    Da ich Wilem und Simmon nirgends sah, stellte ich mich am Ende der nächstbesten Schlange an und versuchte nicht daran zu denken, wie wenig ich im Geldbeutel hatte: lediglich ein Talent und drei Jots. Zu manchen Zeiten meines Lebens wäre mir das wie alles Geld der Welt vorgekommen, doch für die Studiengebühren war es bei weitem nicht genug.
    Hier und da standen Karren, die Würstchen und Maronen feilboten, warmen Apfelwein und Bier. Von einem nahen Karren duftete es nach ofenwarmem Brot und Schmalz. Dort stapelten sich kleine Schweinefleischpasteten – für

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